#1

Objektivinstandsetzung - kann Ottonormalknipser das?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 19.04.2013 05:00
von Daniel • Mitglied | 2.258 Beiträge

Hallo zusammen,

wenn einem beispielsweise in der Bucht ein Falter über den Weg läuft, den man gerne haben möchte und der aber leider Glaspilz hat, gibt es dann für Normalmenschen eine Möglichkeit, das Objektiv zu öffnen, die Linsen mit Isopropanol und Wattestäbchen zu reinigen und die ganze Geschichte genau so wieder zusammenzubauen, daß die optischen Eigenschaften wieder stimmig sind? Oder führt ein Auseinander- und Zusammenbau zu einer Art Dejustage, die man als Normalsterblicher mit Hausmitteln nie wieder korrigigiert bekommt?

Und wie ist das mit verharzten Verschlüssen? Wenn der Zauberlehrling das Objektiv öffnet, springen dann kleinste Federchen ob der neu gewonnenen Freiheit freudig in alle Richtungen des Zimmers? Oder gibt es eine Möglichkeit, das Objektiv gefahrlos zu öffnen, den alten Schmodder zu entfernen und durch frisches Fett (Welches?) zu ersetzen?

Gruß,
Daniel


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#2

RE: Objektivinstandsetzung - kann Ottonormalknipser das?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 19.04.2013 05:57
von Gelöschtes Mitglied
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Hi Daniel,

Falter sind die am einfachsten aufgebauten Kameras schlechthin, von Lochkameras mal abgesehen ;-) Wenn man überhaupt mit Reparaturen anfangen will, dann mit Faltern.

Da die wenigsten von uns Spezialwerkzeug haben, muss und kann man improvisieren. Wichtig ist ein kleiner aber guter Schlitzschraubenzieher mit 1,2 mm breiter Klinge, um die feinen Madenschrauben am Frontelement lösen zu können. Wenn hier schon mal jemand rumgemurkst hat, kann das Unternehmen aussichtslos sein. Ist mir aber erst einmal untergekommen. Schlimmer sind gebrochene Federn im Verschluss, das betrifft besonders Compure ca. 8x häufiger als Prontore und bedeutet auch Exitus. Meist ist es aber mit einer Reinigung (Bad in Isopropanol) über Nacht getan. Zum "Rückfetten" allerwinzigste(!) Mengen eines säurefreien Mechaniköles verwenden, nur auf die Achsen der Zahnrädchen geben und Überstand sofort aufnehmen. Am Gewinde der Frontlinse lasse ich immer genügend Fett dran, so brauchte ich bisher noch kein Spezialfett. Wäre aber sicher eine sinnvolle Anschaffung. Welches Fett man dazu genau benutzen kann weiß ich auch nicht, normales Kugellagerfett dürfte untauglich sein.

Des weiteren brauchst du ein Werkzeug um den Haltering hinten am Objektiv zu lösen, bei geschlossener Frontklappe und geöffneter Rückwand geht das rel. einfach. Ich verwende dazu eine passende, kräftige Edelstahlpinzette mit spitzen Enden. Um Rück- oder Mittellinse zu entfernen ist oft ein Friktionswerkzeug erforderlich, ein runder Türstopper aus Gummi ist dafür ideal. Und ich verwende eine spitze Schere zum Entfernen der Befestigungsringe vieler Linsen. Dazu gigantische Mengen an Wattestäbchen.

Zum Schluss werden Hinter- und Mittelelement einfach wieder bis zum Anschlag eingedeht, eine Justage ist nicht möglich. Der Unendlich-Fokus muss an der Frontlinse eingestellt werden. Wie das geht und vieles mehr z.B. hier:

http://www.rolandandcaroline.co.uk/repair.html

Auch in unserem Forum gibt es etliche Posts zum Thema, unsere gruselige Suchfunktion musst du aber selber anwerfen, oder auch nicht ;-) Und nein, bei den üblichen Verdächtigen von Deckel und Gaulthier kommt dir nichts entgegen, solange du hinten nur die Linse rausdrehst und den Rest von vorne erledigst.

Bei gekuppelten E-Messern ist natürlich alles komplizierter und für mich ein Grund, diese Modelle zu meiden. Noch viel schlimmer sind gekuppelte Belichtungsmesser, da winke ich mit der weißen Fahne, tauch aber bei Faltern natürlich nur selten auf.

Arbeite langsam und mit Sorgfalt, werde nicht ungeduldig; und wenn etwas nicht geht, mach ne Pause und lese, lese, lese ..... oder frage.....

Gut Licht - Reinhold


zuletzt bearbeitet 19.04.2013 06:05 | nach oben springen

#3

RE: Objektivinstandsetzung - kann Ottonormalknipser das?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 19.04.2013 06:59
von Daniel • Mitglied | 2.258 Beiträge

Klingt sehr kompliziert, aber möglicherweise machbar, wenn man sich Zeit läßt und womöglich zwischendurch (digitale) Bilder des Werks/Fortschritts anfertigt.

Käme man denn so an alle Linsen heran (Drei- oder Vierlinser), um sie ggf. von Glaspilz zu befreien? Greift Isopropanol eigentlich die Vergütungen der 50er Jahre an?

Ist es sinnvoll, sich mal eine Übungskamera für einen Euro in der Bucht zu ergattern, um Erfahrungen damit zu sammeln?

Gruß,
Daniel


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#4

RE: Objektivinstandsetzung - kann Ottonormalknipser das?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 19.04.2013 08:01
von Gelöschtes Mitglied
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Hallo,

"Ist es sinnvoll, sich mal eine Übungskamera für einen Euro in der Bucht zu ergattern, um Erfahrungen damit zu sammeln?"

Sicher.
Allerdings sehe ich den Umgang mit Optiken generell nicht so arglos, speziell, was die komplette Zerlegung der Linsengruppen anbelangt.

Wenn die billig zu ergatternden Falter auch wenig wertig scheinen mögen - die Objektive wurden auch damals schon genauestens berechnet und montiert.
So sollte man wissen, dass ein Verdrehen der Linsen zueinander schon das optische Aus bedeuten kann.
Nicht "muss" , aber "kann".
Also auf jeden Fall die Lage der Linsen markieren und genauso wieder einbauen, dann gehts wohl.

Wie filigran die Justage sein kann, zeigt u.a. der Hinweis von Schneider zu einem Objektiv ( ich glaube, ein Symmar), dieses nicht selbst aus dem Verschluss zu nehmen, weil allein hierfür ( Wiedereinbau)
eine Justierung von Nöten ist.
Sicher ein Sonderfall, aber bemerkenswert und hinweisgebend.


"Greift Isopropanol eigentlich die Vergütungen der 50er Jahre an?"

Wahrscheinlich nicht, solange die in Ordnung ist - den Pilz aber sicher auch nicht.
Da würde ich zu härteren Mitteln greifen.

Gruss,
Platte


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#5

RE: Objektivinstandsetzung - kann Ottonormalknipser das?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 19.04.2013 08:11
von konicafan • Mitglied | 1.915 Beiträge

Hier eine Stellungnahme
der Firma Zeiss zum Thema Fungus an Objektiven. Wie zu lesen ist, nimmt Zeiss keine Objektive mit Fungus zur Reparatur an.
Die wissen warum.
Ebenfalls beschäftigt sich Markus Keinaths mit diesem
Thema.
Daniel ich drück dir die Daumen.

Gruß
Michael


everybody's darling is everybody's Depp (FJS)
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#6

RE: Objektivinstandsetzung - kann Ottonormalknipser das?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 19.04.2013 10:05
von Daniel • Mitglied | 2.258 Beiträge

Hmpf, jetzt habe ich doch Muffensausen bekommen. Dabei überlege ich gerade, ob ich vielleicht eine Ercona II mit einem Tessar auftreiben könnte, aber wenn das mit den Linsen und einer möglichen Dejustage so kritisch sein kann, dann habe ich jetzt schon etwas Schiß davor.

Gruß,
Daniel


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#7

RE: Objektivinstandsetzung - kann Ottonormalknipser das?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 19.04.2013 11:01
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

"kann Ottonormalknipser das?" Nein! Als ich noch mehr mit älteren Schätzchen fotografiert habe, habe ich nicht so gern Kameras oder Objektive aus D gekauft. Die Leute hier können alles, auch wenn Zentrierung, Justage und Kollimator für sie Fremdwörter sind. Warum Optiker und Feinmechaniker eine mehrjährige Lehre machen müssen, ist denen scheinbar völlig unverständlich. Bei Ebay ist deshalb so viel verbasteltes Zeug unterwegs, daß es eine "Freude" ist, dort zu kaufen. Wenn einem eine Kamera ein professioneller Service nicht wert ist, dann sollte man besser eine Kamera kaufen, die 30 Jahre weniger auf dem Buckel hat, oder die Kamera nur zum Spielen benutzen.


Gruß
Jochen
------
analog: Olympus OM-2 und OM-4, Kodak Retina IIIC, IIIS und Retina Reflex S; digital: Pansonic Lumix GH3 und GF6
meine Galerie http://www.pbase.com/buschkoeln
meine HP http://jochen-b.de/


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#8

RE: Objektivinstandsetzung - kann Ottonormalknipser das?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 19.04.2013 11:26
von konicafan • Mitglied | 1.915 Beiträge

Hallo Daniel,

warum willst du dir das an tun und ne Optik mit Pilz kaufen? Die ist eigentlich gleich für die Tonne.
Oder hast du nur die Angst eine mit Pilz zu bekommen? Geh auf ne Kammeramesse und schau dir die Teile an.
Nimm ne LED-Lampe mit und leuchte durch die Optik. Wenn irgendetwas Pilzig ausschaut lass die Finger davon.
Erona's gibts genug und übrigens das Novonar ist auch nicht schlecht und ist deutlich preiswerter.

Gruß
Michael


everybody's darling is everybody's Depp (FJS)
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#9

RE: Objektivinstandsetzung - kann Ottonormalknipser das?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 19.04.2013 11:42
von Gelöschtes Mitglied
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Lass dich nicht verrückt machen, Daniel. An einem typischen Falter-Objektiv, sei es ein 3 Linser wie Apotar, Radionar etc. oder 4-Linser mit 3 Elementen wie Tessar oder Skopar gibt es nichts zu zentrieren, mittleres und hinteres Element werden einfach bis zum Anschlag eingedeht und die Fokus-Justage der Frontlinse ist auch ohne Kollimator wirklich kein Hexenwerk. Wir haben es hier nicht mit 17-linsigen Zoomobjektiven zu tun. Ich hab das jetzt schon einige male gemacht und im Vergleich zu nicht gereinigten Objektiven geht die Sonne auf. Alle Falter-Objektive, die ich zerlegt und gereinigt habe, und das sind alle die ich besitze, haben von einer Reinigung und supereinfachen Unendlich-Justage sehr profitert.

Die einzige Hürde sind taugliche Werkzeuge, aber da findet man mit gesundem Menschenverstand auch günstige Lösungen. Und natürlich fällt kein Meister vom Himmel. Wer noch nie bei einem Fahrrad das Hinterrad ausgebaut hat steht natürlich auch erst mal wie der Ochs vorm Berg..... Aber ist das ein unlösbares Problem?

Gut Licht - Reinhold


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#10

RE: Objektivinstandsetzung - kann Ottonormalknipser das?

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 19.04.2013 12:47
von Daniel • Mitglied | 2.258 Beiträge

Zitat von konicafan im Beitrag #8
warum willst du dir das an tun und ne Optik mit Pilz kaufen? Die ist eigentlich gleich für die Tonne.
Oder hast du nur die Angst eine mit Pilz zu bekommen? Geh auf ne Kammeramesse und schau dir die Teile an.

Nun ja, ich habe schon eine Bessa 1 aus der Bucht bekommen, die laut Verkäufer pilzfrei war. Und beim ersten Blick in die Frontlinse sah ich dann, wie "pilzfrei" sie wirklich war. Die geht in den nächsten Tagen auch zurück, zumal sie noch andere Macken hat, die verschwiegen wurden.

Das mit der Kameramesse wäre freilich die beste Idee, leider sieht's hier mit solchen Messen reichlich düster aus. Aber die Falter mag ich irgendwie und auch meine Frau drängt mich, einen zu kaufen. Nur: Mit welchem hat man die meiste Freude? Wenn man das Ding schon mit 120er Film füttert, will man ja auch etwas geboten bekommen, was qualitativ (Schärfe) halbwegs mit KB mithalten kann oder sogar noch übertrifft. Und je höher die Ansprüche werden, desto kleiner wird die Auswahl. Eine Bessa II mit Heliar dürfte dem Sparschwein zu viel werden und eine Stufe drunter ist, wenn ich mich richtig eingelesen habe, nur noch das Tessar. Weil bei der Ercona II die Einschubmaske für 6x6 recht einfach selbst hergestellt und eingeschoben werden kann, dachte ich, daß die Ercona II keine schlechte Wahl wäre. Nur will ich beim nächsten Mal, wenn mir wieder die Pilzsporen ins Gesicht springen, wissen, ob man sich wieder davon trennen sollte oder ob man da mit Hausmitteln etwas machen kann. In diesem Zusammenhang wäre es auch gut, zu wissen, ob man, falls man den Karren in den Graben fährt, das ganze Geraffel zu einem Kameradoktor schicken kann, der einem im schlimmsten Fall weiterhelfen kann.
Zitat von grommi im Beitrag #9
Lass dich nicht verrückt machen, Daniel.
Bin ich das nicht sowieso schon?
Zitat von grommi im Beitrag #9
An einem typischen Falter-Objektiv, sei es ein 3 Linser wie Apotar, Radionar etc. oder 4-Linser mit 3 Elementen wie Tessar oder Skopar gibt es nichts zu zentrieren, mittleres und hinteres Element werden einfach bis zum Anschlag eingedeht und die Fokus-Justage der Frontlinse ist auch ohne Kollimator wirklich kein Hexenwerk. [...]
Die einzige Hürde sind taugliche Werkzeuge, aber da findet man mit gesundem Menschenverstand auch günstige Lösungen. Und natürlich fällt kein Meister vom Himmel. Wer noch nie bei einem Fahrrad das Hinterrad ausgebaut hat steht natürlich auch erst mal wie der Ochs vorm Berg..... Aber ist das ein unlösbares Problem?
Vermutlich hast Du Recht, aber Optik ist für mich ziemliches Neuland. Bei der Elektronik ist es irgendwie einfach: Da kann man es einfach nachmessen, weil man die notwendigen Meßgeräte an jeder Straßenecke bekommt. Bei der Optik ist das eben nicht der Fall. ABER: Ich denke, einen Verschluß zu entharzen, dürfte durchaus machbar sein.
Ich habe auf der englischen Seite gelesen, wie man die Kamera auf unendlich stellt und dann Dinge, die eine halbe Meile entfernt sind, bei geöffneter Rückwand scharfstellt. Klingt in der Theorie einfach und logisch, aber ist das Ergebnis dann auch wieder knackscharf oder taugt die Kamera am Ende nur noch für Kontaktabzüge? Das sind halt die Dinge, die ich nicht weiß und die mich verunsichern.

Gruß,
Daniel


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