Man sollte die Pentacon Six hier nicht als grundsolides Arbeitstier darstellen,die Kamera hat einige sehr häufig auftretende Schwachstellen,die man nicht selbst beheben kann.
Der defekte Filmtransport,vor allem mit Bildüberlappungen und defekten Bildzählwerken wurde schon genannt,ein weiterer Punkt sind unsauber oder gar nicht funktionierende Verschlüsse.
Auf den Punkt gebracht hat die Misere Rolf-Dieter Baier (von baierfoto.de),ein Spezialist für die Six:
"Sehr häufig anzutreffen, man kann sagen: die Regel sind stark abweichende Verschlusszeiten bis hin zu Verschlüssen, die beim 125stel bei kalter Witterung offen stehen bleiben. Zurückzuführen ist dies auf altes, verdicktes (und auch ungeeignetes) Fett. Praktisch jede Pentacon Six oder Exakta 66 hat hier einmal in ihrem Leben eine Komplettzerlegung, gründliche Entfernung des alten Fetts und Neu-Schmierung mit synthetischem Uhrenöl nötig.
Die Zeiten von 1/500 bis 1/125 zeigen immer - trotz moderner Schmiermittel - eine konstruktionsbedingt erhöhte Temperaturabhängigkeit.
Das 1/1000 ist weniger temperatur- und schmierungsabhängig als die Zeiten von 1/500 bis 1/125, tendiert aber oft zu vertikal streifiger Belichtung („banding“)."
Hinzu kommen poröse und löchrige Verschlusstücher,die dann entstehen,wenn besagte Schmiermittel auf den Stoff gelangen und die Gummierung angreifen,darüberhinaus auch konstruktionsbedingte Probleme mit der Planlage des Films,der sich in der Mitte von der Andruckplatte weg wölbt.
Ziemlich missverständlich ist eine weiter oben stehende Aussage,man könne sämtliche Carl Zeiss-Objektive verwenden:
Man kann diejenigen Carl Zeiss Jena-Objektive verwenden,die extra für die Pentacon Six/Praktisix mit dem passenden Bajonett gebaut wurden,ausserdem die der Kiev 60,sowie einige (teure) Schneider-Linsen für die Exakta 66 und einige Teles von Meyer-Görlitz.
Wie gut die jeweiligen Optiken sind,muß jeder für sich entscheiden,die geläufigen Brennweiten sind auf jeden Fall in ausreichender Stückzahl zu recht günstigen Preisen zu haben.
Man möge mich jetzt bitte nicht falsch verstehen,ich will die Kamera nicht schlechtreden (nicht schlechter als sie ist
),ich habe selbst zwei und mag sie sehr,obwohl ich auch schon genug Probleme hatte.
Allerdings sollte für zukünftige Interessenten nicht der Eindruck erweckt werden,man bekäme für wenig Geld eine solide und funktionsfähige Kamera,
man sollte wissen wie groß die Gefahr ist,und worauf man sich einlässt,zumal die ältesten Exemplare inzwischen über 40 Jahre alt sind.
Ohne Generalüberholung wird man an keiner Six dauerhaft Freude haben,und die kostet je nach Umfang 200-400 Euro,abgesehen davon,dass die Kamera etliche Wochen weg sein wird,da die Wartelisten lang sind.
Wer es dennoch wagen will,dem wünsche ich viel Glück oder viel Geld,für ein System das sehr viel Spaß machen kann.
Brom