#1

"Auflösung" eines Kleinbildfilmes?

in analoges Fotozubehör 11.06.2011 21:16
von JoePopo • Mitglied | 241 Beiträge

Moin,

ich "knipse" seit einiger Zeit munter mit meiner SR rum und habe nun, nach Betrachten teils atemberaubender Bilder, beschlossen, etwas tiefer in das Thema einzusteigen, um auch solche Bilder zustandezubringen. :)

Die verschiedenen technischen Aspekte der Ausrüstung an sich (Gehäuse, Objektive (Zoom, Festbrennweite), Blitz) hab ich schon durch. Derzeit geht es bei mir um die Filme. Dabei habe ich in Wikipedia unter "Filmempfindlichkeit" folgendes gelesen:

ISO 25/15° (Auflösung: etwa 350–185 Linien/mm)

Leider gibt es dort keine Erklärung dazu. Nach einiger Recherche, u.a. zum Thema Auflösung bei digitalen SR, ist mir aufgefallen, daß dort die tatsächliche Auflösung anhand von Testbildern ermittelt wird. Gehe ich recht in der Annahme, daß bei Kleinbildfilmen die "Auflösung" ähnlich definiert ist, daß sie also aussagt, ein wie feines Raster von längs- und/oder querverlaufenden, photographierten Linien man noch als solches erkennen kann?

Gruß
Jörn


Heutzutage kennt ein Mensch von allen Dingen den Preis und von keinem den Wert.
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#2

RE: "Auflösung" eines Kleinbildfilmes?

in analoges Fotozubehör 11.06.2011 23:22
von Gelöschtes Mitglied
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Die Auflösung wird klassischer- und sinnvollerweise in Linienpaaren pro Millimeter [lp/mm] angegeben. Ist das nicht explizit so angegeben, würde ich gar nicht mehr weiterlesen. Also eine schwarze und eine weiße Linie nebeneinander bilden ein Linienpaar. Dazu braucht man digital im Idealfall 2 Pixel. Ohne Aussage über den Kontrast sind diese Werte aber auch ziemlich nutzlos. Bei einem Kontrast von 1000:1 z.B. bekommt man mit mittelempfindlichen Filmen eine Auflösung von ca. 100 - 200 lp/mm, bei geringem (praxisrelevantem) Kontrast wie z.B. 1,6:1 "rauscht" die Auflösung in den Keller. Gilt sinngemäß auch für digitale Bilder.

LG Reinhold


zuletzt bearbeitet 11.06.2011 23:24 | nach oben springen

#3

RE: "Auflösung" eines Kleinbildfilmes?

in analoges Fotozubehör 11.06.2011 23:55
von Oliver-Jorst_Jürgen • Mitglied | 440 Beiträge

Hallo,

Herr Marchesi schreibt in seinem Photokollegium u.a. zu dem Thema: "Das Auflösungsvermögen ist die Fähigkeit einer empfindlichen Schicht, eine Anzahl gegebener paralleler Linien mit gleichem Abstand, gleicher Dicke und dem vorhandenen Kontrast voneinander getrennt wiederzugeben.". Das Auflösungsvermögen wird durch die Körnigkeit bestimmt. Ausgedrückt in Linien pro mm wird das Auflösungsvermögen durch Belichtung, Entwicklung und ebenso durch den Kontrast der Vorlagelinien wesentlich beeinflusst. Auch das verwendete Objektiv kann das Auflösungvermögen beeinträchtigen. Die Skala für das Auflösungsvermögen reicht von - weniger als 55 Linien pro mm = niedrig bis mehr als 600 Linien pro mm = ultrahoch.
Zur Feststellung der Auflösung wird zb. ein Siemensstern in einem definierten Abstand fotografiert oder auch sogenannte Foucaultsche Miren. Die exakten Aufnahmebedingungen sind in Normen festgelegt.
Das Auflösungsvermögen kann bestenfalls eine Hilfestellung sein, um einen direkten Vergleich zwischen zwei unterschiedlichen Filmen anzustellen. In der Fotopraxis hat das Auflösungsvermögen kaum eine Aussagekraft, da man ja nicht gerade Siemenssterne fotografiert, sondern komplexxe Motive mit unterschiedlichem Kontrastumfang, in unterschiedlichen Aufnahmeabständen, mit wechselnden Objektiven... Da spielt das theoretische Auflösungsvermögen des Films absolut keine Rolle, da das jeweilige tatsächliche Auflösungen durch die individuellen Aufnahmebedingungen der jeweiligen Aufnahme bestimmt werden.

Gruß Oliver


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#4

RE: "Auflösung" eines Kleinbildfilmes?

in analoges Fotozubehör 12.06.2011 01:47
von namir • Mitglied | 2.452 Beiträge

Wenn man Kodaks Angaben zum TMAX mal fürs KB in MP umrechnen wollte:
Bei einem Kontrast von 1000:1 wird bei beiden Filmen 200 lp/mm angegeben.
für eine Aufnahmefläche von 24*36mm würden sich 24*400 * 36*400 Pixel ergeben... also ca. 138MP.
Bei einem Kontrast von 1,6:1 ist das aber bei weitem nicht mehr so eindrucksvoll, für den 400er werden 50lp/mm angegeben, für den 100er immerhin 63lp. Also 8,64MP für den 400er bzw. 13,7 MP für den 100er.

Dia sieht ähnlich aus, nehmen wir mal die angegebenen Daten für den Provia
Für den Provia 100 ergäben sich 88,5MP bei 1000:1 bzw. 12,4 MP bei 1,6:1
Beim 400er wären es 63MP (1000:1) bzw. 10,4MP (1,6:1)


Bei normalen Photos wird sich die praktische Auflösung wohl irgendwo dazwischen bewegen. Also reicht eigentlich schon bei KB dicke. Das Problem ist beim Film halt auch, wie man die Information herausholt.


zuletzt bearbeitet 12.06.2011 01:47 | nach oben springen

#5

RE: "Auflösung" eines Kleinbildfilmes?

in analoges Fotozubehör 12.06.2011 02:36
von Oliver-Jorst_Jürgen • Mitglied | 440 Beiträge

Hallo,

vor längerer Zeit (2009 ?) diskutierten wir in einem Thread "Wieviele Megapixel stecken in einem Negativ". Auf die Frage gab es keine schlüssige Antwort, weil zu viele Variablen, wie eben Auflösungsvermögen, Kontrastumfang... mit rein spielen.
Der verwendete Scanner spielt da ebenfalls eine sehr große Rolle. Trommelscanner weisen eine maßgäblich höhere Dichte als vergleichsweise Flachbettscanner oder auch Filmscanner auf. Außerdem gibt es da spezielle Verfahren, wie HDR-Scan... etc. um möglichst viel rauszuholen und natürlich stetig wachsende optische Auflösungen.
Die Filme sollten nur für sehr sehr spezielle, z.B. wissenschaftliche Anwendungen nach dem Auflösungsvermögen ausgewählt werden ! Wichtiger sind da Dinge wie Farbetreue, Kontrastumfang, Empfindlichkeit, Korngröße... Je nach Aufgabenstellung wird man zu völlig verschiedenen Filmen greifen. Für Portraitaufnahmen mit betonter Hautfarbe bieten sich Filme von Kodak an, für Landschaftsaufnahmen mit neutralerer Fargebung Filme von Fuji. Bei schwarz/weiß-Filmen sieht alles nochmal ganz anders aus.
Zunächst einmal stellt sich als allerstes die Frage, was will man mit seinen Bildern machen: Will man seine Bilder bei Dia-Vorträgen an die Wand projezieren oder interessiert man sich für Abzüge auf Fotopapier. Sollen die Bilder gescant und digital weiter bearbeitet werden ?
Wenn man sich dann grundlegend für einen Filmtyp entschieden hat fängt man an weiter einzugrenzen: Z.B. Fuji Astia, Velvia oder Provia... je nach gewünschter Farbsättigung. Das Thema ist sehr komplex. Ich glaube das Auflösungsvermögen eines Filmes trägt eher weniger zu spektakulären, faszinierenden, bzw. atemberaubenden Ergebnissen bei. Das gesamte Thema Film spielt da eher eine bescheidene Rolle. Viel wichtiger ist da z.B. die Bildgestaltung, die Beleuchtung/Belichtung, der Aufnahmeabstand/die Perspektive, der gewählte Bildauschnitt, das Motiv...

Gruß Oliver


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#6

RE: "Auflösung" eines Kleinbildfilmes?

in analoges Fotozubehör 12.06.2011 03:12
von JoePopo • Mitglied | 241 Beiträge

Nun, die eigentliche Frage ist ja nun hinreichend geklärt. Danke erstmal dafür. Eigentlich könnte man den Thread jetzt zumachen und einen neuen für die richtige Filmwahl in Bezug auf das Motiv eröffnen. Wenn dies gewünscht ist, möge ein Admin das bitte tun. Danke.


@ Oliver:
Uff! Daß man nicht einfach jeden Film für alles hernehmen kann, war mir schon klar, aber daß es so kompliziert wird, hätte ich nicht gedacht.

Gibt es, neben den von Dir genannten Beispielen, noch weitere "Richtwerte", oder muss ich das, aufgrund meiner subjektiven Wahrnehmung, auf jeden Fall durch Belichtungen der gleichen Motive mit unterschiedlichen Filmen, selbst ausprobieren?


@ Alle:
Wie schaut es mit schwarzweiß-Filmen aus? Aufgrund einiger sehr schöner Motive, die ich schon gesehen habe, würde ich gerne auch mal in schwarzweiß photographieren. Kann ich mit jedem schwarzweiß-Film alles ablichten, oder gibt es dort auch Unterschiede - was ich nach Olivers Aussage schon vermute.

Hmmm, vielleicht ist es einfacher, das Pferd in diesem Fall von hinten aufzuzäumen: Mit welchem Film X kann man was besonders gut photographieren?

BTW: Kann mir jemand einen Online-Shop mit hinreichend umfangreichem Sortiment, wo ich mal "ein paar" unterschiedliche Filme zum Ausprobieren bestellen kann, empfehlen?

Gruß
Jörn


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#7

RE: "Auflösung" eines Kleinbildfilmes?

in analoges Fotozubehör 12.06.2011 03:53
von geleemes • Mitglied | 195 Beiträge

Filme gibt es viele bei Fotoimpex.de . Niedrigempfindliche Film sind meist mit höherer Auflösung ausgestattet. Leider sind dafür hohe Belichtungszeiten erforderlich. Der Hochauflösendste Film da ist der chs 20. Zitat:

"In Standard Entwickler (z.B HC 110) bei bildmäßigem Gebrauch erzielt er 6 ASA. Nahezu kornfreie Vergrößerungen bis 2,50 meter Bilddiagonale vom Kleinbildfilm oder rechnerisch über 500 Megapixel Auflösung. Zum Vergleich: eine 5000 EUR Digitalkamera hat 12 Megapixel- das sind 2,4% von 500."

Hochschwellig, aber eine Probe wert.


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#8

RE: "Auflösung" eines Kleinbildfilmes?

in analoges Fotozubehör 12.06.2011 04:09
von Stephan K. • Mitglied | 999 Beiträge

Zitat von JoePopo
[...]
@ Alle:
Wie schaut es mit schwarzweiß-Filmen aus? Aufgrund einiger sehr schöner Motive, die ich schon gesehen habe, würde ich gerne auch mal in schwarzweiß photographieren. Kann ich mit jedem schwarzweiß-Film alles ablichten, oder gibt es dort auch Unterschiede - was ich nach Olivers Aussage schon vermute.



Schwarz Weiß Filme sprechen unterschiedlich auf Farbe an, ich habe neulich mal zwei Filme diesbezüglich getestet:
1. RPX400: blau, rot-> dunkel | grün wird relativ hell wiedergegeben
2. Fomapan 400: grün, blau-> dunkel | rot -> hell

Beim Fomapan ist somit das "Problem": Wenn man damit in der Landschaft mit viel grün photographiert, sieht das Bild unterbelichtet aus, weil grün sehr dunkel wiedergegeben wird.

Grüße,
Stephan


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#9

RE: "Auflösung" eines Kleinbildfilmes?

in analoges Fotozubehör 12.06.2011 06:27
von Photoamateur • Mitglied | 3.030 Beiträge

Ich bin mit Aussagen zu dem Thema höchst vorsichtig geworden, meistens gibt die Literatur nur recht allgemeine pauschale Aussagen dazu her. Es ist jedenfalls so, daß man sehr gute Objektive braucht und exakt belichten muß, wenn man die Angaben in Linienpaaren auch nur annähernd erreichen will, die der Filmhersteller macht, außerdem darf man nicht zu stark und je nach Objektiv auch nicht zu wenig abblenden. Ein Forent berichtete mal irgendwo, daß er selbst mit großformatigem Planfilm noch "erkennbare" Unterschiede in der Auflösung und Schärfeleistung hatte, obwohl da eigentlich das Objektiv schon mehr der limitierende Faktor sein müßte. Es gibt auch neben der Auflösung so etwas wie eine gefühlte Schärfeleistung des Films, die fabrikatorisch bedingt ist und durch den Entwicklungsprozeß beeinflußt werden kann.

Die Körnigkeit steht übrigens nicht in absolut direktem Zusammenhang mit der Auflösung, es gibt relativ hochauflösende grobkörnige Materialien (zumindest bei hohem Kontrast), da spielt nämlich auch die Diffusions- und Lichthoffestigkeit mit hinein.


gut Licht
Walter
zuletzt bearbeitet 12.06.2011 06:32 | nach oben springen

#10

RE: "Auflösung" eines Kleinbildfilmes?

in analoges Fotozubehör 12.06.2011 07:26
von Oliver-Jorst_Jürgen • Mitglied | 440 Beiträge

Hallo,

man darf sich durch die Sache mit der Filmwahl auch nicht verunsichern lassen. O.K. es gibt derzeit tatsächlich sehr viele verschiedene Filme auf dem Markt und jeder hat da so seine eigenen Vorlieben, aber man sollte sich dadurch eben auch nicht abschrecken lassen und sich vor jedem Druck auf den Auslöser fragen: "Habe ich da denn nun auch den richtigen Film für dieses Motiv in der Kamera ?". Die Suppe wird lange nicht so heiß gegessen wie sie gekocht wird.
Ein stöbern hier im Forum schafft schon viel Klarheit: Jeder hat seinen persönlichen Geschmack und verwendet ein individuell gewähltes Material. Threads zum Thema Filmwahl gibt's hier bereits reichlich im Forum. Interessant ist immer wieder der individuelle Geschmack des Betrachters. Immer wieder werden hier im Forum Bilder kontrovers diskutiert: Dem einen sind die Farben zu gesättigt, dem Nächsten wieder zu flau. Genau deswegen gibt's ja die vielen verschiedenen Filme auf dem Markt. Der Versuch es allen Betrachtern gleichermaßen recht zu machen scheitert schon vor dem Kauf des Filmes.
Allgemingültige Aussagen gibt's wenig. Es gibt auch welche, die für Portraitaufnahmen lieber zum Fuji greifen oder für Landschaftsufnahmen lieber zum Kodak: Das ist eine persönliche, individuelle Entscheidung. Am besten, man probiert einfach mal einige Filme aus, betrachtet anschließend die Ergebnisse und entscheidet dann für sich, welcher Film einem am meisten zusagt.
Bei den schwarz-/weiß-Filmen gibt's härtere und weichere, kontrastreiche und kontrastärmere. O.K. will man nun einen Text aus einem Buch mit schwarzem Text auf weißen Grund reproduzieren eignet sich am mesten härters Material, dass zwischen weiß und schwarz keine weiteren Grautöne zu unterscheiden braucht. Dafür gibt's Spezialfilme und es handelt sich um keine individuelle Geschmacksfrage. So klare Regeln gibt's aber bei der Filmwahl selten.

Im Photokollegium steht zum Zusammenhang zwischen Körnigkeit und Auflösungsvermögen lediglich geschrieben: "Das Auflösungsvermögen wird nicht nur durch den Diffusionslichthof, sondern auch durch die Körnigkeit bestimmt...". Ich denke aber auch, dass die Körnigkeit nur einen indirekten Einfluss auf das Auflösungsvermögen hat. Aufschluss gibt da mehr die Definition für die Körnigkeit, ein paar Seiten weiter: "Unter dem Begriff Korn versteht man ein einzelnes Halogensilberkristall vor der Entwicklung. Die Korngröße ist abhängig vom Reifeprozess bei der Emulsionsherstellung....". Unter dem Begriff Körnigkeit wird der visuelle Eindruck beschrieben, der durch Überlappung der einzelnen Silberkörner zu einem Kornhaufen nach der Entwicklung entsteht.

Gruß Oliver


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