#11

RE: Weich arbeitender Entwickler für Filme.

in Dunkelkammer & Entwicklung 20.09.2011 23:10
von buetts • Mitglied | 258 Beiträge

Wow.
Geballte Information.
Danke dafür. Ich bemühe mich dem Fachwissen gerecht zu werden und das nachzuvollziehen.

Feinstkornentwickler: Muss ich probieren. Bisher keine Erfahrung. Klingt interessant.

Diffusionslichthof: Ebenfalls interessant. Hab mal auf Wikipedia geschaut. Erinnert mich an meinen ersten Film nach 15 Jahren. Die Batterie der Praktica LLC hat gestreikt, es waren noch ein paar Bilder auf dem Film und ich hab einfach drauf los geknipst. Tmax 400 in Tmax Dev. Das Negativ war hoffnungslos überbelichtet. Praktisch schwarz. Scan unmöglich.
Habe dann mal testweise ca. 90 Sekunden das Licht meiner 75 Watt Birne bei F8 durch das Negativ gepresst und siehe da:
http://buetts.de/index_files/stacks_image_6_1.jpg
Die Tonung ist digital und ein wenig übertrieben finde ich. Werd es die Tage noch mal scannen und auf Flickr stellen.

Nach allem was ich HCB weis wollte er einfach nur sicher stellen dass er jederzeit in der Lage war das was er sieht möglichst "leserlich" abzubilden. Den Rest hat der dem Printer überlassen und die hatten es, wie ich gelesen habe, nicht immer einfach mit seinen Negativen. Bild 3 scheint ein Beispiel dafür zu sein. Auch das Negativ könnte auch schlicht überbelichtet sein. HCB benutzte kaum einen Belichtungsmesser (Zeitfaktor) und bei dem Bild scheint er die Blende schnell aufgerissen zu haben (Motiv im Schatten) um den Moment zu erwischen. Ihm war bewusst dass man das Negativ "retten" kann, den Moment nicht.
In einer Dokumentation sieht man ihn Ende der 90er Jahre auf einem Dach über Paris stehen. Ohne Kamera. Mit zwei Händen komponiert er Ausschnitte und "fotografiert". Als die Sonne hinter den Wolken vor kommt sag er: "Oh -das Licht ist hart geworden! Wir müssen jetzt wieder runter gehen."
So viel zum Thema Diffuses Licht. :-)
Wie Ihr merkt finde ich die HCB und sein Werk hochgradig interessant und sympathisch.
Werde alle Vorschläge nach und nach abarbeiten und berichten.

Danke für die Hilfe.

buetts


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#12

RE: Weich arbeitender Entwickler für Filme.

in Dunkelkammer & Entwicklung 21.09.2011 04:44
von buetts • Mitglied | 258 Beiträge

@Photoamateur
Könnte der ADOX ATOMAL 49 in Verbindung mit einem Tri-X 400 in die richtige Richtung gehen? Möchte bei 400ASA bleiben.
Die Beschreibung bei FOTOIMPEX hört sich jedenfalls gut an.
"Die Negative werden fein gezeichnet und feinkörnig, auch bei schwierigen oder kontrastreichen Motiven."
"... höchstem Ausgleichsvermögen"
http://www.fotoimpex.de/shop/fotochemie/...lme-atm-49.html

Gruß,

buetts


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#13

RE: Weich arbeitender Entwickler für Filme.

in Dunkelkammer & Entwicklung 21.09.2011 08:44
von Photoamateur • Mitglied | 3.030 Beiträge

Der neue Tri-X sieht leider relativ wie geleckt aus und hat daher eher nicht den "Look" von früher. Richtig wäre wohl ein grobkörniges nicht ganz lichthoffreies und besonders scharfes Material und als "Surplus" ein leicht unregelmäßiger Beguß. Heute sind 27-DIN-Filme recht gut, damals waren solche höchstempfindlichen Materialien verschrien (kann es aus eigenem Erleben bestätigen) und wurden wirklich nur von Presseleuten eingesetzt oder eben wenn gar nichts anderes ging.

Mir fällt da ehrlich gesagt nichts ein, der Fortepan 400 wäre recht gewesen, der ist aber nicht mehr. Du kannst es ja mal mit dem Tri-X probieren, ich denke aber nicht, daß es so aussieht wie auf einem 50er-Jahre-Tri-X. Nimm mal noch ein paar Efkes dazu, auch wenn Du an sich lieber 27 DIN willst, ein Tri-X hätte nach alter Norm auch nur 24 DIN gehabt, womit er sich vom Efke 21 nur um 3 DIN unterscheidet und der Efke wird auf Maschinen produziert, die aus den 40er bis frühen 60er Jahren stammen.


gut Licht
Walter
zuletzt bearbeitet 21.09.2011 08:45 | nach oben springen

#14

RE: Weich arbeitender Entwickler für Filme.

in Dunkelkammer & Entwicklung 22.09.2011 02:56
von cmo • Mitglied | 339 Beiträge

Was HCB betrifft sollte man auch wissen, daß er selbst im Labor NICHTS gemacht hat. Er war nämlich nicht nur sehr begabt sondern auch durch Erbschaft stinkreich. Er konnte seine gesamte Zeit und Energie und sehr viel Geld in seine Eigenwerbung stecken.

Das ging so weit, daß der "entscheidende Augenblick" zwar nicht seine Erfindung war und auch andere Fotografen ähnlich gut waren, nur er jedoch es sich leisten konnte, richtige, professionelle PR für sich machen zu lassen, inklusive Werbefilm über ihn, der aussieht wie eine Dokumentation. Die Legende HCB hat er sich gekauft, und da er eben auch ein sehr guter Fotograf war, kam sie auch glaubwürdig genug rüber um bis heute geglaubt zu werden.

Tschuldigung, wenn ich da gerade Illusionen zunichte mache...


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#15

RE: Weich arbeitender Entwickler für Filme.

in Dunkelkammer & Entwicklung 22.09.2011 03:29
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

Zitat von cmo

Tschuldigung, wenn ich da gerade Illusionen zunichte mache...



Machst Du nicht.
Das mit der richtigen PR betrifft viele Fotografen, wie auch andere Künstler auch.
Ein Musiker kann besser sein als ein Star und trotzdem mangels Management ewig in der U-Bahn spielen.

Klar, ein gewisses Können mag man den Berühmtheiten ja nicht absprechen, zumal die meisten nichts anderes getan haben, als zu fotografieren.
Viele historische Berühmtheiten auf dem Gebiet sind aber auch nicht nur wegen Ihrer Kunst berühmt geworden, sondern weil deren Bilder alleine schon aus historischen Gründen ein gewisses Interesse bei den Leuten erweckt haben.
Es ist eben etwas anderes wenn man Bilder vom Leben, von den bekannten Städten (New York, Paris) und von der Mode von vor 80 Jahren sieht, als wenn ich ein aktuelles Bild unserer Einkaufsstraße hier anschaue.

Gruß

Joachim


"Rot ist Plus, Schwarz ist Minus und alles mit mehr als 2 Drähten ist Elektronik"
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#16

RE: Weich arbeitender Entwickler für Filme.

in Dunkelkammer & Entwicklung 22.09.2011 21:50
von buetts • Mitglied | 258 Beiträge

@cmo
Zunächst mal würden mich zu den Aussagen Quellen interessieren. Nicht um Deine Aussagen zu widerlegen sondern damit ich mir ein eigenes Bild machen kann.
Interessiert mich einfach.

Dann möchte ich sagen dass ich was Zeitgeschehen und Medien betrifft ein hochkritischer Mensch bin der hinter jeden Aussage einen PR-Stunt vermutet. Diese Sichtweise ist einerseits für mich und meine Werte sehr wichtig, andererseits kann sie einen gründlich den Tag verderben da dieses ständige Aufspüren von Lügen und Manipulation eine Sucht ist die einem nicht gut tut.

Was die Kunst betrifft hatte ich vor Jahren die Gelegenheit mit einem Künstler dessen Zeug immerhin im Germanischen Nationalmuseum steht auf einer Gartenparty nicht ganz nüchtern sehr ehrlich über Kunst zu reden. Kunst braucht Publikum um als Kunst wahrgenommen zu werde. Und ein Teil der Kunst ist das Dilemma des Künstlers Publikum zu schaffen. Das geschieht leider in der Regel dadurch dass sich der Künstler zu einem gewissen Grad anbiedern muss und sich selbst verkaufen. Erst wenn das gelungen ist kann er sich wieder freischwimmen und sein Ding machen.
Gerade bei Fotokünstlern ist dies schwierig weil es ja doch "nur" Fotos sind.
Ich habe mal bei einer Ausstellung und einem Workshop einen Pinhole Fotografen rein geschnuppert. Mir war schnell klar dass ich ihm unangenehm war als ich durchblicken lassen habe dass ich auch ab und zu Pinhole mache. Habe dann einfach geschwiegen und beobachtet. ER wollte sich in Szene setzen und hat auch viel Sachen über Pinhole erzählt die so nicht ganz stimmen und die Sache für Anfänger verkomplizieren. "Es ist verdammt schwierig heutzutage überhaupt noch Fotopapier zu bekommen..." Habe mal drüber nach gedacht und bin zu dem Ergebnis gekommen dass Er einfach seinen Job als Künstler gemacht hat. Ohne diese Show wäre er nicht in die Gallerie gekommen, hätte keinen Verlag gefunden und so weiter.
Das alles ist für mich nicht erstrebenswert.
Was HCB betrifft hatte er wie viele Künstler eine Familie oder irgendjemanden der ihn grundsätzlich absichert. Wenige Künstler schaffen es anders. Die Einnahmen kommen normalerweise sehr unregelmäßig. Mein Ex Nachbar ist ebenfalls Fotokünstler der großformatige Bilder oberhalb der 20000€ verkauft. Auch er hat einen Lebenspartner der Manager ist. Er verkauft halt auch mal ein Jahr lang gar nichts und muss sich überall sehen lassen um seine Arbeit zu promoten. So ist das halt.
Trotzdem ist HCB für mich wichtig und ich weis dass ich mich damit ein wenig den Mainstream hin geben. Ich bin mir sicher dass er über Jahrzehnte in der Fotoszene das war was in den 80ern Genesis im Radio war. Eigentlich gut aber durch die Dauerbeschallung unerträglich.
Ich bin vor etwa einem Jahr aus der Digitalen Welt hier aufgeschlagen und HCB hat meine Vorstellungen von einem guten Foto komplett verändert. Zudem ist er Inspiration für viele sehr gute Fotografen gewesen zu denen ich durch ihn wiederum einen Zugang habe. Er hat - wie auch immer der Fotografie gute Dienste geleistet.
Er machte nichts in der Dunkelkammer. Wie einige andere berühmte Fotografen auch. Z.B. Anton Corbijn von dem ich es noch weniger vermutet hatte. Bei ihm macht die Print Technik wirklich einen großen Teil seines Stils aus. Er lässt die Lith Prints nach seinen Vorstellungen in einem Labor in London machen weil er einfach zu viele Projekte hat.
Unsereins hat ja nicht den Druck und darf die Arbeit in der Dunkelkammer genießen. Ätsch.


zuletzt bearbeitet 22.09.2011 21:51 | nach oben springen

#17

RE: Weich arbeitender Entwickler für Filme.

in Dunkelkammer & Entwicklung 22.09.2011 22:29
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

Zitat von buetts
ER wollte sich in Szene setzen und hat auch viel Sachen über Pinhole erzählt die so nicht ganz stimmen und die Sache für Anfänger verkomplizieren.



Wer Erfolg haben will muss wohl oder übel auch die Ellenbogen benutzen und dabei ist es klar, dass mögliche Konkurrenz unterdrückt wird.

Es fällt mir schwer, HCB zu bewerten. Es sind gute Werke dabei, ob nun zufällig entstanden oder nicht.
Viele Bilder sind aber auch Schnappschüsse oder reine Zeitdokumente. Ich denke eben immer: Wer Talent hat, sich professionell mit Fotografie beschäftigt und zig Zehntausende von Bilden macht, da sollten schon ein paar "gute" dabei herauskommen.
Deshalb bewundere ich nur einzelne Bilder, egal von wem. Einen persönlichen Favoriten habe ich nicht.

Zitat von buetts

Ich bin mir sicher dass er über Jahrzehnte in der Fotoszene das war was in den 80ern Genesis im Radio war. Eigentlich gut aber durch die Dauerbeschallung unerträglich.



Wobei Genesis ein guter Vergleich ist: Erst nachdem sie salonfähig geworden sind und mainstream-rock machten, wurden Sie zur Supergruppe.
Spielt man jemandem die progressive-rock Stücke der 70er vor, dann würde derjenige nur das Gesicht verziehen.
Man muss also auch den Geschmack der Masse treffen um Erfolg zu haben.
(Ich habe übrigens alle Genesis-Alben auf Vinyl und höre die heute noch ab und zu).

Gruß

Joachim


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