#11

RE: Papierentwickler - "Verdacht auf krebserregende Wirkung"

in Dunkelkammer & Entwicklung 16.04.2008 03:06
von Bernd • Mitglied | 1.664 Beiträge
Hallo Christoph,

über dieses Thema könnten auch Chemiker und Sicherheitfachleute stundenlang debattieren, die Frage ist wie bei vielen Dingen: Welches Maß an Sicherheit ist erwünscht? 100% sicher? Das gibt es im Leben nicht!
Prinzipiell: Eine Duka ist ein chemisches Labor! Da hat man es mit allerlei Substanzen zu tun, die potentiell gefährlich sind. Das persönliche Risiko hängt davon ab, dass man die Gefährlichkeit erkennt und sich entsprechend verhält. Variospeed enthält, wie die meisten Entwickler, Hydrochinon. Dieses Zeug ist schädlich bei Hautkontakt und bei Eintrag in den Körper über Mund, Nase, offenen Verletzungen usw. Auf den Behältnissen der Hersteller sind auch entsprechende Warnhinweise aufgedruckt. Wenn diese Kontaminationsmöglichkeiten ausgeschlossen sind, halte ich den Einsatz für gesundheitlich unbedenklich. Das heist, Papierzange verwenden und beim Umschütten und Abtropfenlassen der Papiere vorsichtig sein, dass nichts herumsprizt. Wenn etwas daneben geht sofort Aufwischen, bei Hautkontakt sofort mit viel Wasser abwaschen. Kontakt mit Mund, Nase und Auge unbedingt vermeiden. Bei sorgfältige Arbeitsweise ist das möglich. Ich selbst arbeite seit fast 40 Jahren in diversen chem. Laboratorien, und das mit wesentlich gefährlicheren Dingen als Hydrochinon. Ohne an das jeweilige Gefährdungspotential angepasste Arbeitweise würde ich diese Zeilen nicht mehr schreiben!
Wenn ich jedoch manche sehe, die mit bloßen Fingern das Papier aus der Brühe holen und mit den Laborchemikalien herumplantschen, wie wenn sie ein Baby baden würden, wird mir wirklich Angst und Bange. Bei solcher Arbeitweise sehe ich tatsächlich eine große Gefährdung des jeweiligen Menschen.
Übrigens: Tierversuche zur Krebsgefährung werden unter extremen Belastungskonzentrationen durchgeführt und führen zu vergleichenden Aussagen der geprüften Stoffe untereinander. Das sagt nicht unbedingt etwas über die konkrete Belastung in der üblichen Lebensrealität aus. Beispielsweise sind in Pflaumen und vielen anderen pflanzlichen Lebensmitteln natürlicherweise(!) Substanzen enthalten, die sich unter Laborversuchsbedingungen als schädlich erweisen. Auf den Menschen übertragen, wäre eine Gefährdung gegeben, wenn er jeden Tag mehrere vielleicht hundert Kilo Pflaumen isst...
Und - noch ein Beispiel- in jedem alkoholischen Getränk ist auch Methanol enthalten, das bei jeder alkoholischen Gährung entsteht. Das Zeug macht blind! Und wir trinken das! Ich mit meinem Ouzo-Schlummertrunk jeden Tag! Wenn ich über 300 Jahre hinweg jeden Abend 5 Liter Ouzo trinken würde, dann sollte ich mir mal Gedanken darüber machen!

Kurz zusamengefasst: Entwickler in der Schale ist ungefährlich, Entwickler an und besonders im Körper je nach Menge durchaus. Entscheidend ist der gewissenhafte Umgang mit dem Zeug. Also: Keine Panik!

Eine völlig andere Sache ist der ökologische Aspekt. Nicht jeder sammmelt sein Laborbrühen und gibt diese bei einer Schadstoffdeponie ab. Aus diesem Grund bin ich nach Aufbrauch meines klassischen Entwicklers (Eukobrom) auf Mörsch ECO 4812 umgestiegen. Darin ist ein Vitamin-C-Abkömmling als Entwicklersubstanz. Der Entwickler ist qualitativ hervorragend und belastet nicht die Abwässer. Trinken tu' ich das Zeug trotzdem nicht!

ciao

Bernd

By the way:

www.BerndDaub.meinAtelier.de

www.Lomography.meinAtelier.de


zuletzt bearbeitet 16.04.2008 03:09 | nach oben springen

#12

RE: Papierentwickler - "Verdacht auf krebserregende Wirkung"

in Dunkelkammer & Entwicklung 16.04.2008 03:21
von hornilla • Mitglied | 2.895 Beiträge

Hallo Bernd,

danke für die ausführliche Aufklärung nocheinmal. So ähnlich nur wesentlich kürzer hat Wolfgang Moersch das auch gesagt.

Zu dem ECO 4812 noch eine Frage. Wenn der wirklich ökologisch unbedenklich ist, kann man den dann in den Abfluss kippen oder sammelt man ihn trotzdem lieber (abgesehen davon, dass es leute gibt die auch Rodinal in den Ausguss kippen, weil sie das Argument aufführen, dass Haushaltsmittel auch nicht unschädlicher sind...dämliches Argument, ich muss doch nicht die Umwelt noch mehr verpesten, nur weil ich sie anders eh schon verpeste...lieber schau ich doch, dass ich auch anders auf umweltschonenderes umsteigen)? Ich tendiere zu sammeln, denn die zwei Liter im Jahr mehr sind auch kein beibruch, wenn ich sie zum Wertstoffhof schleppe.

Ich habe übrigens fest vor auch auf ECO 4812 umzusteigen, wie man wohl schon mitbekommen hat.


Gruß,
Christoph


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