#11

RE: Rodinal - Steuerung seiner Eigenschaften - So wirds gemacht! Er mag es heiß und schnell!

in Dunkelkammer & Entwicklung 15.06.2012 01:01
von Beef • Mitglied | 289 Beiträge

So, ich hab jetzt noch einen letzten Versuch gemacht.
Ich hab Rodinal mit Vitamin C kombiniert (Formel nach Patrick Gainer...bekannter Chemiepanscher).

Pro Liter Entwicklersoße benötigt man 4g Ascorbinsäure und dementsprechend Natriumcarbonat/Natriumhydroxid/Natriumhydrogencarbonat, um die Säure zu neutralisieren. Also damit ist der pH Wert gemeint.
Säure ergibt einen kleineren pH-Wert (sauer)...Lauge (basisch) ergibt einen hohen pH-Wert. Das ganze muss man in dem Verhältnis mischen, damit sich der pH-Wert wieder neutralisiert...sonst würde die Säure sofort die Alkalien des Rodinals zunichte machen.

Ascorbinsäure (Vitamin C) muss mit der Lauge im gleichen Verhältnis der Molekularmasse gemischt werden.
Hier die Massen:
Ascorbinsäure: 176
Natriumhydroxid: 40
Natriumcarbonat: 106
Natriumhydrogencarbonat: 84


Gut, ein flacher (gestrichener) Teelöffel Vitamin C (und auch Natriumhydroxid) ergibt etwa 3g (meine Messung, mein Teelöffel...nur ungenaue Messung). Für die AP Dose (300ml) gilt daher:
1,2g Ascorbinsäure
0,3g Natriumhydroxid (176/40=4,4...4,4 Teile Säure und 1 Teil Lauge)
Also hab ich einfach etwa nen halben Teelöffel Ascorbinsäure in 300ml Wasser (19°C) verührt und danach ne kleine Löffelspitze Natriumhydroxid (etwa 1/10 Teelöffel) reingetan. Das ganze gut und klumpenfrei verührt. Bevor mans nun in die Dose gibt, kommt noch Rodinal hinzu. Hier nimmt man zB Verdünnung 1+100...also bei mir 3ml. Durch die ganze Mische ergibt sich dann bei 1+100 die gleiche Entwicklungszeit wie bei 1+50 (sehr entgegenkommend). Übrigens setzte ich das Wasser mit 19°C an, da die Reaktion von Säure und Lauge das ganze erwärmt...so kommt man etwa auf 20°C.

Gut, den Fomapan 400 einfach 11 Minuten mit Agfa-Kipp entwickelt (das ist die 1+50 Zeit). Heraus kamen sehr gut durchentwickelte Negative und mit tatsächlich sichtbar feinerem Korn. Das Korn ist hier feiner, als alle anderen Versuche es vorher je geschafft haben. So könnte man sich diesen ganzen Thread also sparen
Man darf aber auch nicht erwarten, dass das Korn nun komplett weg ist...es ist schon noch da, aber sehr sehr viel besser und feiner.
Achja und das Bild ist gestochen Scharf.

Übrigens:
Man kann Rodinal auch einfach nur Natriumascorbat hinzufügen...das ist auch reines Vitamin C, nur in anderer Form. Hier wird auch keine Lauge mehr benötigt. Nur bei Ascorbinsäure (welches man in jeder Drogerie bekommt) ist Lauge nötig!
Wer diese Laugen nicht kennt:
Natriumcarbonat: Stink normales Waschsoda aus der Drogerie.
Natriumhydrogencarbonat: Stink normales Backpulver aus der Küche.
Natriumhydroxid: Stink normaler Rohrreiniger aus Supermarkt.


Wer von euch ein Elektronikbastler ist...Natriumhydroxid kann man auch bei Reichelt oder Conrad kaufen...es ist einfach der Platinenentwickler zum Ätzen Fotobeschichteter Platinen. Ich habe reines Natriumhydroxid daher hier...jedoch hat sich in der Hobbyelektronikbranche auch der Rohrreiniger als Platinenentwickler durchgesetzt...es ist ebenfalls pures Natriumhydroxid, nur hat dieser manchmal noch Metallschnipsel mit in der Packung (macht aber nix). Für meinen Versuch habe ich ganz normalen Rohrreiniger aus dem Netto genommen (Priva Rohrfrei Pulver).

Diese Kombination ergibt durchaus eine Verbesserung von Rodinal und könnte immer angewendet werden, um ein besseres Bild zu erzielen.
Trotzdem denke ich, dass ich mich von Rodinal abwenden werde und zu anderen bewährten Klassikern zurückgreife. Will ich ein Bild mit schönem Korn, dann Rodinal. Aber es muss ja nicht immer sein.

Gruß,
Andi

EDIT:
Noch ein Tipp. Diese Kombination wird oft in englischsprachigen Foren verwendet. Viele mischen das Vitamin C und die Natronlauge erst in minimaler Wassermenge (zb einem kleinen Filmdöschen). Hier kann man nämlich die Reaktion erkennen. Also erst Vitamin C reinrühren und dann so viel Lauge, bis das Blubbern aufhört und man sieht, dass es sich neutralisiert hat. Vielleicht kann man so genauer arbeiten. Die Leute nehmen immer einfach nen halben Teelöffel und neutralisieren es...kleine Abweichungen machen anscheinend nicht so viel aus.


zuletzt bearbeitet 15.06.2012 01:06 | nach oben springen

#12

RE: Rodinal - Steuerung seiner Eigenschaften - So wirds gemacht! Er mag es heiß und schnell!

in Dunkelkammer & Entwicklung 15.06.2012 04:01
von Gelöschtes Mitglied
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Und Leute seid extrem(!!!) vorsichtig mit dem Natriumhydroxid aka Rohreiniger. Wisst genau was ihr tut. Augen wachsen nicht nach! Es ist eine sehr starke Base und genau so agressiv wie eine sehr starke Säure. Mit Waschsoda ist man auf der sichereren Seite, auch was die Dosierung angeht. aber auch hier: Pulver nicht aufwirbeln lassen und einatmen!

LG Reinhold


zuletzt bearbeitet 15.06.2012 04:03 | nach oben springen

#13

RE: Rodinal - Steuerung seiner Eigenschaften - So wirds gemacht! Er mag es heiß und schnell!

in Dunkelkammer & Entwicklung 15.06.2012 04:10
von Beef • Mitglied | 289 Beiträge

Oh ja, da hat Reinhold recht.
Natriumhydroxid ist sehr brutal und reaktionsfreudig. Wollte mal den Metallfilter meiner Friteuse damit vom eingebrannten Fett reinigen...das Ding hat sich komplett aufgelöst Und es wird verdammt heiß, so dass man sich verbrennen kann...dabei entstehen auch beißende Dämpfe.

Natriumcarbonat ist da schon gemütlicher, aber wie Reinhold auch sagt...wenn mans verstäubt, dann reizt es die Lunge auch. Ich weiche darin immer meinen Grillrost im warmen Wasser in der Badewanne ein...nach ein paar Stunden schaut der eingebrannteste Rost aus, wie neu aus dem Geschäft. Jedoch beißen auch hier die Dämpfe aus dem warmen Wasser leicht...also Fenster auf


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#14

RE: Rodinal - Steuerung seiner Eigenschaften - So wirds gemacht! Er mag es heiß und schnell!

in Dunkelkammer & Entwicklung 15.06.2012 09:42
von HenningH • Mitglied | 1.216 Beiträge

Zitat
Natriumhydrogencarbonat: Stink normales Backpulver aus der Küche.


Man kann Natriumhydrogencarbonat (auch bekannt als Natron, in manchen Gegenden sogar als Back-Soda) bei manchem Backwerk (Lebkuchen) durchaus als Backpulver verwenden.
Das "normale" Backpulver von Dr. Oetker und Co. - also das, wo wirklich "Backpulver" drauf steht - enthält neben dem Natron noch Dinatriumdiphosphat und Stärke. Da kämen dann wieder weitere Stoffe ins Spiel.

Ich denke auch, dass man mit (Wasch-) Soda auf der richtigen Seite ist.

Swingende Grüße

Henning


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Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will.
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