#1

Kodak D-76

in Dunkelkammer & Entwicklung 14.10.2010 21:20
von Penta • Mitglied | 1.852 Beiträge

Ein Pulverentwickler, wo ich jetzt zwei Aussagen gelesen habe, die für mich nicht ganz zusammenpassen. Vermutlich habe ich den falschen Denkansatz und jemand kann mir erklären wo.

Die Beschreibung des Entwicklers bei Brenner:
"Ergibt Negative mit feinem Korn und bester Schattenzeichnung. Sehr großes Ausgleichsvermögen und hohe Empfindlichkeitsausnutzung machen ihn zu einem Universalentwickler."

Soweit so gut , der Text sagt mir

feines Korn - wollen wir (am besten unsichtbar)
beste Schattenzeichnung - klar ist gewünscht
sehr großes Ausgleichvermögen - aber ja doch
hohe Empfindlichkeitsausnutzung - aber immer

Jetzt lese ich gestern in Michael Nitschke <Labor Fotoschule> aus dem Verlag Photograhie ab Seite 83:
"Feinausgleichentwickler erreichen durch .......sehr feinkörnige Ergebnisse, die sich zudem sehr ausgeglichen zeigen. Es werden normale Gradation erreicht und Kornzusammenballungen vermieden."

Soweit stimmt das ja noch mit der Beschreibung überein, aber jetzt steht bei Nitschke

" Die Empfindlichkeitsausnutzung ist eher knapper, man muss meist reichlicher belichten. Unter- oder Überbelichtungen wirken sich ungünstig auf das Kornrauschen aus. Typische Vertretter sind beispielsweise die Entwickler Kodak D-76,.........."

So und da bekomme ich Beschreibung und Text aus dem Buch nicht mehr in Einklang:

hohe Empfindlichkeitsausnutzung - Empfindlichkeitsausnutzung ist eher knapper
feines Korn - Unter- oder Überbelichtungen wirken sich ungünstig auf das Kornrauschen aus

Für mich bedeutet dieses - es sind Entwickler die Fehler sichtbar machen, also sehr genaues arbeiten verlangen. Der Grad zwischen tollem entwickeltem Bild und nicht so tollem Ergebniss ist dünn.

Aber vermutlich habe ich hier einen Fehler im Denkansatz und mich kann mal jemand aufklären


Steve
zuletzt bearbeitet 14.10.2010 21:21 | nach oben springen

#2

RE: Kodak D-76

in Dunkelkammer & Entwicklung 14.10.2010 21:38
von Photoamateur • Mitglied | 3.030 Beiträge

D-76 ist ein sogenannter Feinkornausgleichsentwickler. Er arbeitet feinkörnig aber nicht feinstkörnig, weniger scharf als etwa Rodinal, aber schärfer als die Feinstkornentwickler, er erreicht nicht die höchste Empfindlichkeitsausnutzung (also wie die empfindlichkeitssteigernden Entwickler ala Emofin)aber eine gute, er liefert auch bei Fehlbelichtungen bis zu einem gewissen Grad noch gut kopierfähige Negative. Letztlich ist er den Spezialentwicklern immer für ihren Zweck unterlegen, aber in den meisten sonstigen Parametern überlegen.

Daß so ein Entwickler sehr verschieden beurteilt wird, hängt mit den Vorlieben des jeweiligen Laboranten zusammen.


gut Licht
Walter
zuletzt bearbeitet 14.10.2010 21:39 | nach oben springen

#3

RE: Kodak D-76

in Dunkelkammer & Entwicklung 15.10.2010 00:12
von hambo • Mitglied | 106 Beiträge

Der Kodak D 76 ist ein typischer Tankentwickler, also das was der Fotohändler früher in seinem Labor nutzte um alle Filme möglichst mit gleicher Zeit in einem Tank entwickeln zu können. Seine Vorzüge sind in alle Richtungen ein Kompromiss, einerseits veringert er die Filmempfindlichkeit kaum, bei einigen Filmen wird sie sogar etwas gesteigert. Das ergiebt, wenn man mal an die alten Kameras ohne Beli oder sogar die Boxkamereras denkt viele kopierfähige Negative, sprich Geld in der Kasse das damit verdient werden kann.
Er arbeitet feinkörnig genug um auch KB Filme zu verarbeiten. Abstriche in der Kantenschärfe sind zu machen. Auch hier der Blick in alte Zeit, Rollfilm 6/6 und 6/9 wurde oft nur als Kontaktkopien gemacht und KB aus Kostengründen nur auf 7x10 vergrößert. Wer noch auf Planfilm oder Platten größeren Formates gearbeitet hat, machte ohnehin Kontakte, da kam es darauf garnicht an. Der Portraitfotograf nutzte die 13x18 Platte für große Kopien und war froh über die Eigenschaft des Ausgleichens des D76, konnte er doch nur mäßig eingreifen bei der Kopie mit abhalten und nachbelichten..
Ausgleichen bezieht sich hier auch mehr darauf, das alle 36 Bilder eines Films zu nahezu ein und derselben Gradation entwickelt werden, egal ob die Belichtung genau passt oder etwas danebenlag. Also auch hier eine Beschleunigung des Arbeitsablaufes im Labor, da nicht mehr für jedes Bild individuell die passende Papiergradation ermittelt werden musste.
Boshaft gesagt, konnten so Anlernkräfte in der Dunkelkammer beschäftigt werden. Ein Belichtungsautomat und zwei drei Hinweise auf die Belichtungs korrektureinstellung und los geht es alles erst mal auf "Normal" durchziehen.
Im Hellraum wird dann von einer Fachkraft beurteilt "zu verkaufen" oder "wiederholen". Das ist billiger als die eine Fachkraft in der Dunkelkammer.
Das sollte alles bedacht werden, auch heute noch ist der D 76 ein Standardentwickler. Wer gerne Landschaften oder ähnliche Amateursujets aufnimmt, oder Portraits im Studio mit gleichen Lichtbedingungen macht wird gut damit fahren.
Bei den "Extremen", wie Reportage, Konzertfotografie, hochempfindliche Filme, Pushentwicklung und ähnliches wird der D76 enttäuschen. Nur dafür war auch nie gedacht, eher für Onkel Helmuth der einmal im Jahr den 36 er Plus X Pan, Isopan, FP4 voll hatte und selig auf die Abzüge vom Sommer im Harz schaute.

Gruß Jürgen


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#4

RE: Kodak D-76

in Dunkelkammer & Entwicklung 15.10.2010 06:10
von Photoamateur • Mitglied | 3.030 Beiträge

Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, wurde er ursprünglich gar nicht für "uns" erfunden, sondern für die Entwicklung von Kinofilmen im Jahr 1928.


gut Licht
Walter
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#5

RE: Kodak D-76

in Dunkelkammer & Entwicklung 16.10.2010 04:04
von albedo • Mitglied | 81 Beiträge

Also ich kenne keinen Entwickler der so Idiotensicher ist wie D-76.Meiner Meinung nach der ideale Einsteigerentwickler.


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#6

RE: Kodak D-76

in Dunkelkammer & Entwicklung 16.10.2010 04:35
von Penta • Mitglied | 1.852 Beiträge

Ne ähnliche Antwort habe ich gestern von einem Kumpel bekommen - der hat ihn als Stammlösung verwendet.


Steve
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#7

RE: Kodak D-76

in Dunkelkammer & Entwicklung 16.10.2010 14:29
von hambo • Mitglied | 106 Beiträge

Du machst auch nichts verkehrt damit. Es ist oftmals ein Fehler zu glauben durch viel lesen wird man schlauer, hier hat es dich nur verunsichert. Wie ich schon schrieb, ist der D76 gutmütig gegenüber allen Filmen. Ob du ihn als Stammlösung öfter verwenden willst, oder verdünnt als Einmalentwickler, hängt auch von deinem Filmaufkommen ab. Sicherer ist die Einmalentwicklung, weil du keine Verlängerung der Zeit bei zunehmender Ausnützung beachten musst. Falls du nicht so mit dem Cent rechnen musst, kannst du auch die Stammlösung natürlich als Einmalentwickler benutzen.
Pushentwicklung geht übrigens auch, sogar ohne schlaue Internet Tabellen. Einfach die Entwicklungszeit durch drei teilen, jedes Drittel um das du verlängerst ist + 1 Blende. Also 100 ASA auf 200 ASA belichtet wäre +1 Blende. Zeit bei 100 ASA 9 Minuten, durch 3=3 ergiebt 9 Minuten +3 Minuten = 12 MInuten entwickeln, klappt eigentlich immer gut.

Gruß
Jürgen


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#8

RE: Kodak D-76

in Dunkelkammer & Entwicklung 16.10.2010 23:58
von Penta • Mitglied | 1.852 Beiträge

@ hambo
Danke für die Antwort. Ob ich das "Zeug" als Stammlösung verwende - mal schauen.
Ja, sicherlich hat die Beschreibung im Fachbuch im Vergleich zur Werbung Fragen aufgeworfen. Werbetexte sind ja of nicht die ganze Wahrheit, weswegen ich einfach den Fachtext mit der Werbeaussage abgleichen musste.

Auch klar ist das ein Universalentwickler nicht in allen Bereichen die höchste Punktzahl erhalten kann.


Steve
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