#1

Diafilmentwicklung

in Dunkelkammer & Entwicklung 06.09.2010 21:05
von Penta • Mitglied | 1.852 Beiträge

Mal ne Frage an die, die sich damit auskennen.
Bisher bin ich immer davon ausgegangen das man bei einem Diafilm eine Zwischenbelichtung machen muss - auch ältere Bücher (vor 1980) geschrieben die ich dazu gelesen habe - sprachen immer davon.
Jetzt ist mir gestern "Abzüge und Vergösserungen" - Time Life Amsterdam - in die Hände gefallen. Das Buch ist von 1996.
Hier ist die Rede vom 3 Bad und 6 Bad Prozess.
Im Prinzip schreiben die von folgenden Schritten: Chemiekalien ansetzen, Dose vorwärmen, Erstentwickler eingiessen, Farbentwickler, Bleichfix eingiessen, Film trocknen - nirgends der Schritt mit der Zwischenbelichtung

Im Prinzip klingt die Netwicklung auch nicht kompliziert, sofern man sich an enge Toleranzen gewöhnt.

Meine Frage da ich jetzt nicht weis wieso ich die Zwischenbelichtung im Kopf habe
- war/ist das ein Punkt um aus z.B. sw Negativmaterial Diamaterial zu machen?
- Hat sich der Ablauf geändert?


Steve
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#2

RE: Diafilmentwicklung

in Dunkelkammer & Entwicklung 06.09.2010 21:40
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

Zitat von Penta

Im Prinzip klingt die Netwicklung auch nicht kompliziert, sofern man sich an enge Toleranzen gewöhnt.



Der kritische Schritt beim E-6 Prozess ist die Erstentwicklung.
Die Farbentwicklung und der Rest sind unkritisch, weil bei der Farbentwicklung komplett ausentwickelt wird.
Da kommt es auf etwas längere Entwicklungszeit oder Temperaturtoleranz nicht ganz so an.
Versuche in den 90er Jahre haben gezeigt, dass man bis zu 200% länger Farbentwickeln konnte, ohne dass sich das Ergebnis sichtbar ändert.
Die Erstentwicklung bestimmt letztlich das Ergebnis. Wenn es da nicht stimmt, kommt es zu massiven Farbstichen und Helligkeitsänderungen.

Zitat von Penta

Meine Frage da ich jetzt nicht weis wieso ich die Zwischenbelichtung im Kopf habe
- war/ist das ein Punkt um aus z.B. sw Negativmaterial Diamaterial zu machen?
- Hat sich der Ablauf geändert?



In den Anfangszeiten wurde mit Zwischenbelichtung gearbeitet.
Ein besonderes Verfahren stellte das Kodachromeverfahren dar, bei dem die einzelnen Farbschichten getrennt farbig zwischenbelichtet wurden.
Die Zwischenbelichtung wurde inzwischen durch ein Umkehrbad ersetzt. Dabei handelt es sich soviel ich weiss um Zinnchlorid.
Auch beim 6-Bad Prozess kann ein Umkehrbad verwendet werden. Es wird nach dem Erstentwickler eingesetzt.
Man kann es theoretisch durch eine Zwischenbelichtung ersetzen. Das Ergebnis wäre gleich.
6-Bad Prozesse verwenden getrennte Bleich- und Fixierbäder und sind daher einfacher zu regenerieren und zu recyclen.
Beim 3-Bad Prozess sind Umkehrbad und Farbentwickler sowie Bleich- und Fixierbad kombiniert.
Man kann auch Negativfilm umkehrentwickeln ("crossen") aber man erhält dann maskierte und sehr flaue Dias.

Prinzipiell ist der E-6 Prozess im Hobbylabor machbar. Lohnen tut es sich allerdings kaum, weil die Chemikalien sehr teuer sind.
Und das Risiko eines "versauten" Films ist eben höher. Dias mit Farbstich oder Helligkeitsproblemen sind zur Projektion ungeeignet, während ich beim Negativprozess eine schiefgegangene Entwicklung immer noch beim Printen ausgleichen kann.

Gruß

Joachim


"Rot ist Plus, Schwarz ist Minus und alles mit mehr als 2 Drähten ist Elektronik"
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#3

RE: Diafilmentwicklung

in Dunkelkammer & Entwicklung 06.09.2010 22:57
von Penta • Mitglied | 1.852 Beiträge

Vorliegendes Buch beinhaltet unter anderen auch Verfahren um Farbstiche zu beseitigen (sogar mit der Möglichkeit, den Schritt wieder auf den Ausgangspunkt zurück zusetzen.
Das Kapitel über die Herstellung eines Bildabzuges ist auch interessant.
Die Aussage im preislichen Bereich ist allerdings, das es sich rein von der Kostenseite nicht rechnet, allerdings die Dias einem relativ schnell (je nach Verfahren 30 bis 40 Minuten) zur Verfügung stehen.
Weitere Aussagen sind, das man besser sich festlegt ob man Farbbilder oder Farbbilder von Dias machen möchte, da Chemie und Zutaten sonst ja mehrfach angeschaft werden müssen.
Bei der Bildproduktion wird auch in zwei Verfahren unterschieden - ein Verfahren mit den "Farbstoffen" im Papier soll besonders knackige Farben liefern - weswegen manche Fotografen diese Bilder als "künstlich" angesehen haben (Einzelheiten müsste ich heute abend nachschlagen).

Eine weitere Aussage ist das Diafilme eine höheren Kontrastumfang haben und dies nicht immer einfach auf Papier zu bringen ist.
Ebenfalls werden die Unterschiede behandelt, was ich beim ausfiltern machen muss - da ja postiv ist es zum Neagativprozess gerade umgekehrt.

Was mich an der Sache interessiert:
Die Möglichkeit aus Dias Bilder zu machen, der andere Vorteil ist das ich Bilder nicht ausser Haus geben muss (sind ja auch Akte/Teilakte dabei.
Ich habe die Bilder im postiv vor mir liegen.
Könnte Sie (sofern ich mir endlich einen Projektor zulegen würde) an die Wand werfen.
Einscannen usw.


Steve
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#4

RE: Diafilmentwicklung

in Dunkelkammer & Entwicklung 07.09.2010 00:06
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

Zitat von Penta

Bei der Bildproduktion wird auch in zwei Verfahren unterschieden - ein Verfahren mit den "Farbstoffen" im Papier soll besonders knackige Farben liefern - weswegen manche Fotografen diese Bilder als "künstlich" angesehen haben (Einzelheiten müsste ich heute abend nachschlagen).



Das chromolytische Verfahren (Ciba- bzw. Ilfochrome) bleicht die vorhandenen Farben aus. Die im Papier enthaltenen Farben sollen lichtecht sein und auch "knackiger". Das "Cibachrome-Rot" war seinerzeit legendär.
Preismäßig ist das Verfahren aber extrem teuer. Ich weiss nicht, ob ich mir das heutzutage noch antun würde.
Diadirektverfahren waren früher von Amateuren als die "einfacheren" Farbverfahren sehr geschätzt, weil man einen direkten Vergleich des Abzugs zur Vorlage hat und weniger bzw. gar nicht filtern muss. Das ist ja beim Negativfilm nicht der Fall.

Negativverfahren arbeiten nach dem chromogenen Prinzip, wo die Farbstoffe durch Farbkuppler erzeugt werden.

Zitat von Penta

Eine weitere Aussage ist das Diafilme eine höheren Kontrastumfang haben und dies nicht immer einfach auf Papier zu bringen ist.



Das ist korrekt. deshalb sind Diadirekt-Papiere auch speziell auf weich getrimmt um den hohen Kontrast der Vorlage zu schlucken.

Eine Möglichkeit, Dias auf Papier zu bringen, ist das Zwischennegativ. Durch Kontaktkopieren des Dias auf Internegativfilm (nur noch als Reste in Ebay zu bekommen) kann man sehr schöne Ergebnisse erzielen. Lohnt vom Aufwand her aber nur für Einzelstücke.
Ich selbst habe schon Dias auf Fujicolor Internegativfilm kontaktet, diesen als Filmschnipsel in der Schale C-41 entwickelt und dann auf RA4 Papier vergößert. Klappt einwandfrei. Der Internegativfilm ist extrem weich und feinkörnig. Auch ist er für Vergößerungslicht optimiert und relativ unempfindlich, so dass er im zig-Sekundenbereich belichtet werden kann.

Duplizieren des Dias auf normalen Negativfilm unter Verwendung der Kamera geht auch. Allerdings muss mit einer erhöhten Körnigkeit und evtl. einem leicht höheren Kontrast des Ergebnisses gerechnet werden.

Ein andere Weg ist das Umkehrentwickeln von RA4 Papier. Eignet sich gut für Landschaften, für Akt oder Portrait nur bedingt.
Hierbei muss aber in jedem Fall der Kontrast gesteuert werden. In meinem Fall habe ich das durch diffuse Vorbelichtung des Papiers gemacht. Die Ergebnisse können sich durchaus sehen lassen, auch wenn sie mit "richtigen" Diaabzügen nicht mithalten können. Ich habe darüber mal einen Erfahrungsbericht geschrieben, den ich hier mal reinstellen kann, falls gewünscht.
Die Kontraststeuerung durch Silbermasken ist ein weiterer aber sehr komplizierter Weg.

Alle diese Verfahren setzen ein vollständiges Beherrschen der Farbentwicklung (C-41 und/oder RA4) natürlich vorraus.
Ich weiss jetzt nicht, wie weit Deine Laborerfahrung reicht.

Das Einscannen und Hochladen der Datei zum digitalen Ausbelichten ist wohl der einfachste und billigste (Teufels)Weg.

Gruß

Joachim


"Rot ist Plus, Schwarz ist Minus und alles mit mehr als 2 Drähten ist Elektronik"
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#5

RE: Diafilmentwicklung

in Dunkelkammer & Entwicklung 07.09.2010 00:35
von Penta • Mitglied | 1.852 Beiträge

A- dein Bericht klingt interessant.
B- wie weit reicht deine Fachkenntnis:

Ich werde sicherlich noch Leergeld bezahlen müssen!
Die Erfahrungen die ich bisher machen konnte, waren im sw Bereich. Wozu ich auch eigens einen Kurs besucht habe - allerdings lief mir da alles sehr leicht von der Hand. Wir haben zwar jetzt einen Aufbaukurs im Angebot - nur wenn ich den Inhalt des Kurses lese, dann kann ich dies im eigenen Labor durchführen. Selbiges steht auch schon daheim und wartet nur noch auf zwei Dinge - den Verdunklungsstoff (will mir ein Freund besorgen, da dieser bei denen Abfall darstellt) und die Chemie

Technik ist ziemlich komplett vorhanden.


Steve
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#6

RE: Diafilmentwicklung

in Dunkelkammer & Entwicklung 07.09.2010 01:50
von Photoamateur • Mitglied | 3.030 Beiträge

Da ja bereits alles wesentliche gesagt wurde nur eine Bemerkung am Rand: Ilfochrome ist nicht das letzte Umkehrpapier, die Produktion bei Fuji läuft oder lief zu mindest bis vor kurzem noch, in England kann man es problemlos bestellen:

http://www.calumetphoto.co.uk/item/129-640D/

Allerdings bloß in recht großen Formaten und auf Rollen.


gut Licht
Walter
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#7

RE: Diafilmentwicklung

in Dunkelkammer & Entwicklung 07.09.2010 03:20
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

Man kann auch bei Nova Darkroom in England das R3-Papier bestellen. Sogar Blattware.
Ich konnte nur nirgends die passende Chemie dafür finden.
Müsste man evtl. direkt bei Fuji anfragen, ob es irgendwo einen Händler gibt.
Ich glaube aber nicht, dass man die Chemie noch in hobbygerechten Gebinden bekommt.

Gruß

Joachim


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#8

RE: Diafilmentwicklung

in Dunkelkammer & Entwicklung 07.09.2010 03:53
von Photoamateur • Mitglied | 3.030 Beiträge

Man müßte eigentlich weite Teile des R3-Entwicklers sich aus anderen Komponenten wie E-6-Chemikalien, Negativ-Papierentwickler usw. zusammensetzen können, evtl. ergänzt um einige Chemikalien. Ich denke, es müßten sich Leute in den Laborforen (wenn nicht hier dann anderswo) finden lassen, die Dir da mit Rezepten helfen können. Aber prinzipiell listet Fuji Entwicklerchemikalien wohl.


gut Licht
Walter
zuletzt bearbeitet 07.09.2010 03:55 | nach oben springen

#9

RE: Diafilmentwicklung

in Dunkelkammer & Entwicklung 07.09.2010 04:24
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

Ich habe da auch schon länger recherchiert.
Man bekommt so gut wie keine Infos bzgl. des R3 Prozesses.
Die Frage ist auch ob sich der Aufwand lohnt, da das Papier definitiv aussterben wird.
Bevor ich mich da in Rezepturen stürzen würde, würde ich erst bei Fuji nachfragen.
Ich hatte auch mal ein paar Packungen Fujichromepapier in Ebay abgeriffen. Erstentwickeln und dann RA-4 Chemie geht gar nicht. Die Blätter bleiben alle schwarz und zeigen nur minimalste Bildspuren.
Ich meine irgendwo mal gelesen zu haben, dass die andere Farbkuppler benutzen.

Zitat
B- wie weit reicht deine Fachkenntnis:


Naja, Chemiker bin ich nicht, aber ich denke für Zuhause reichts

Ich häng mal meinen kleinen Aufsatz über Umkehrentwicklung von RA-4 Papier an (ich hoffe es gibt keinen Ärger weil die Datei etwas größer ist).
Ist aber nichts für ein paar Abzüge vom Dia auf die Schnelle..

Gruß

Joachim


Dateianlage:
"Rot ist Plus, Schwarz ist Minus und alles mit mehr als 2 Drähten ist Elektronik"
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#10

RE: Diafilmentwicklung

in Dunkelkammer & Entwicklung 07.09.2010 06:32
von Penta • Mitglied | 1.852 Beiträge

Also auf der tetenalseite finde ich diese Chemie "Colortec E-6 3-Bad Arbeitssätze".
Auf was ich noch gestossen bin " Michael Nischke Labor Fotoschule 1991, S 141"
SW Dias leicht gemacht
Hier wird mit den Ilfors XP1 und XP2 Filmen und dem E6 Prozess monochrome SW-Dias erzeugt, deren Tonwertreichtum und Schärfe und Feinkörnigkeit unvergleichbar wären. Im Laufe des Textes wird dazu geraten für normale Gradationsergebnisse die Filme im E6 Prozess zu puschen (um zwei Blenden).
Je mehr man in das Thema Labor einsteigt, umso mehr erkennt man, das die reine Aufnahme nur die halbe Miete ist und irgendwie begeistert mich diese technische Ausführung mehr als das bearbeiten am Rechner.

Was mich allerdings wundert, das ich im Netz unter Ilford XP2 den XP2 delta 400 finde in dem Buch aber von einer Filmempfindlichkeit von ISO 12/12 bis ISO 25/15 gesprochen wird, welche durch das Pushen auf einen Wert von ISO 50/18 bis ISO 100/21 gebracht wird.

Hier muss ich mal weiter recherieren.

Bei der Gelegenheit - laut Datenblatt ist der Ilford FP4 plus wohl für 125 ASA - einstellbar sind aber an meiner Kamera nur 100 ASA.


Steve
zuletzt bearbeitet 07.09.2010 06:33 | nach oben springen






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