#1

M-42 SLR - Porst Compact Reflex

in Erfahrungsberichte 07.06.2010 13:30
von Gelöschtes Mitglied
avatar

Seit ca. 2 Jahren liegen hier 2 Porst Compact Reflex SLR herum. Kurz bevor ich mir eine Minolta X-300 geholt habe, waren sie meine ersten Kleinformat-Kameras nach einer sehr langen Fotopause. Ich habe sie nie benutzt. Die Methode der Belichtungsmessung bei Arbeitsblende sagt mir überhaupt nicht zu, das wusste ich beim Kauf aber noch nicht, und bei beiden Objektiven sind die "Automatik"-Blenden sehr träge und benötigen 2 - 3 Sekunden, um zu schließen. Für ein zügiges Arbeiten absolut untauglich. Ein Objektiv ist ein Porst Color Reflex 1,8/50, das andere ein Auto-Revuenon 2,8/135.

Zudem machten die Lichtdichtungen und der Spiegeldämpfer keinen vertrauenswürdigen Eindruck, ein leidiges Problem. Also landeten sie im Schrank, die Minolta ist nämlich um Klassen besser. Solide Champions-League Mittelklasse gegen ungewisse Kreisklasse. Oder so. Angeregt durch die Diskussion eines neuen Forumsmitglieds über die verschiedenen Kleinformat-SLR-Systeme hat es aber dann doch in den Fingern gejuckt, sie mal auszuprobieren. Um es vorweg zu nehmen, sie haben sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten ganz wacker geschlagen.

Die Porst Compact Reflex ist eigentlich eine Cosina CSM, made in Japan ab 1978. Sie macht ihrem Namen alle Ehre und ist ziemlich klein, ca. 1 cm niedriger als die X-300 bei gleicher Breite. Es gibt mehrere Varianten, auch mit Pentax-Bajonett, hier handelt es sich aber um das Modell ohne irgendeinen Namenszusatz und dem damals sehr verbreiteten M-42 Objektivgewinde. Für beide zusammen incl. den beiden Objektiven habe ich ca. 15 Eur in der Bucht bezahlt. Die Compact Reflex mit 1,8/50er kostete 1979 425,- DM. Beide Kameras und die Objektive sind offensichtlich häufig benutzt worden und haben zahlreiche, teils heftige Gebrauchsspuren, aber keine Beulen oder Risse. die Belederung löst sich an manchen Stellen und der Porst-Schriftzug auf dem Gehäuse ist teilweise abgegriffen und unkenntlich. Die Springblenden springen nicht, sondern sind sehr träge. Bei ihrem ersten Einsatz sind sie sie aber ohnehin nur bei Offenblende eingesetzt worden, so dass dieser Mangel nicht zum tragen kommt.

Die Kameras werden von 2x 1,5 Volt Knopfzellen mit Strom versorgt, wahrscheinlich sollten Silberoxid-Zellen SR44 verwendet werden, ich habe 2x LR44 (Alkali-Mangan) reingemacht, weil hier noch einige rumliegen. Sie versorgen den elektromagnetisch gesteuerten Verschluss und den CdS-Belichtungsmesser mit TTL-Integral-Messung. Die Verschlusstücher sind in einwandfreiem Zustand, die Zeiten gehen von 4 Sekunden bis 1/1000 und B. X-Blitzsynchronisation ist 1/60 oder länger, es gibt immerhin eine mechanische Notzeit von 1/50 falls die Batterien leer sind. Der Auslöser lässt sich verriegeln. Der Selbstauslöser funktioniert auch nur mit Batterien und ist bei einem der beiden Gehäuse defekt.

Die Mattscheibe ist mit Mikroprismenfeld und Schnittbildindikator ausgerüstet. Das Sucherbild ist deutlich dunkler als das der X-300, aber es lässt sich selbst bei Schummerlicht ganz gut damit arbeiten. OK, die Mattscheiben der X-Minoltas sind aber auch Sahneteile allererster Güte.

Zur Belichtungsmessung wird der Auslöser halb gedrückt. Das macht dann erstmal heftig "klack", schließt also die Springblende auf den voreingestellten Wert und schaltet den Belichtungsmesser ein. Gleichzeitig leuchten die Leuchtdioden auf, es gibt 2 rote und eine grüne. Bei "grün" stimmt die Kombination aus Verschlusszeit und Blende, bei "rot" Über- oder Unterbelichtung, je nachdem welche der beiden roten LEDs leuchtet. Dann verändert man Blende und/oder Zeit, bis es "grün" wird. Leuchten beide roten LEDs gleichzeitig, ist der Beli außerhalb des Messbereiches. Der geht von ca. EV 4 - 17 bei 100 ASA, die Filmempfindlichkeit lässt sich zwischen 25 und 3200 ASA einstellen. Klapatsch! Ein grauenhaftes Auslösegeräusch folgt bei weiterem Niederdrücken des Auslösers. Die deutlich wahrnehmbare Erschütterung und das fürchterliche Geräusch werden aber zum allergrößten Teil vom zurückfallenden Spiegel verursacht, die Auswirkungen auf die Belichtung durch Verwackeln sollte sich in üblichen Grenzen halten. Blende oder Verschlusszeit werden im Sucher nicht angezeigt, nur die 3 Leuchtdioden, die gleichzeitig Batteriekontrolle sind. Wenn keine LED leuchtet, sind die Batterien leer, sagt die Bedienungsanleitung. Toll. Wär ich nie drauf gekommen ;-) Mehr Info gibt es nicht. Will man wieder mit offener Blende das Licht der Welt erblicken, drückt man auf die Blendenlöschtaste (wieder so ein schönes Wort, sowas gibt es wohl nur in der deutschen Sprache: "Blendenlöschtaste") und die Springblende öffnet sich wieder. Der Beli reagiert übrigens auch ziemlich träge, bei meinen beiden zeigen sie aber absolut gleiche Werte an wie meine zuverlässige X-300.

Das 1,8/50er Porst-Objektiv made in Japan macht bis auf die träge Blende einen sehr ordentlichen Eindruck. Es ist ganz aus Metall gefertigt und bei Offenblende kaum schlechter als mein sehr gutes Rokkor 1,7/50. Ein Sahneteil ist das in Korea gefertigte 2,8/135er Revuenon. Es bietet bei Offenblende meinem ausgezeichneten 135er Rokkor absolut Paroli. Es scheint bei den Festbrennweiten dieser Zeit aus Asien kaum wirkliche Gurken zu geben. Im Gegensatz zu den Zooms, davon sollte man wirklich die Finger lassen. Es mag ein paar ganz ordentliche geben, aber die Masse ist im Vergleich ziemlicher Schrott. Sogar das hochgelobte Minolta 37-70 mm Zoom ist für mich ein NoGo. Schön scharf, aber ziemliche geometrische Verzeichnung in WW-Stellung. Ich konnte ein paar Testaufnahmen beim örtlichen Drogendealer (Foto Kühnel) damit machen. Nix für mich. Warum sich damals wahre Heerscharen solchen auch noch lichtschwachen und schweren Kappes haben andrehen lassen, wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben. Also wenn schon billig, dann bitte sehr Festbrennweiten! Punkt! Period! Schluss, aus, fertig!

Wie knipst es sich dann mit diesen Dingern? Selbst mit schnellen Springblenden wären sie mir zu umständlich, wegen der Messung bei Arbeitsblende. Wem das nichts ausmacht, weil das Blümchen oder die Kirche nicht wegrennt, der kann mit alten M-42 SLRs durchaus sinnvoll arbeiten. Verblüfft hat mich die sehr ordentliche Bildqualität der Noname-Linsen.

Bilder aus einer der beiden Compact Reflex gibt es hier: Elke


LG Reinhold

Angefügte Bilder:
Porst CR.jpg

nach oben springen

#2

RE: M-42 SLR - Porst Compact Reflex

in Erfahrungsberichte 16.06.2010 19:13
von gewa13 • Mitglied | 333 Beiträge

Dass die Objektive eine sehr gute Leistung bieten, kann ich bestätigen. Wenn man mit diesen Objektiven fotografieren will würde ich eine Porst MCE vorziehen, weil die eine Zeitautomatik hat (wie auch die Revueflex AC1). Bei diesen Kameras merkt man die Arbeitsblendenmessung kaum.

Gruß Gerhard


nach oben springen






______________________________________________________________________________

das hobbyphoto-forum ist seit dem 14.01.2006 online

flickr online | Forenuser - Die Foren Suchmaschine | Bilder verkleinern | Bilder hochladen








Besucher
0 Mitglieder und 45 Gäste sind Online

Forum Statistiken
Das Forum hat 13099 Themen und 131153 Beiträge.

Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de