#1

Paradies 100 Diafilm gecrossed

in Dunkelkammer & Entwicklung 09.05.2010 23:55
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

So, ich habe nun mal meinen ersten Diafilm crossentwickelt, weil ich einfach mal sehen wollte, wie das rauskommt.
Geopfert wurde dazu ein DM Paradies 100 (2,69 Euro).
Entwickelt habe ich den selber C-41 Tetenal Kit bei 30 Grad.

Das erste, was mir aufgefallen ist, ist dass die allgemeinen Ratschläge, die Filme leicht überzubelichten, in diesem Fall falsch waren. Ich habe jede Aufnahme 2x gemacht, einmal "normal" gemäß Beli und einmal eine volle Blende überbelichtet.
Schon nach der Entwicklung ist aufgefallen, dass alle "richtig" belichteten Aufnahmen eine gute Deckung zeigten, alle überbelichteten Aufnahmen aber deutlich zu dicht sind.
Also im Falle des Paradies 100 kann man auf eine Belichtungsanpassung verzichten.

Das Trägermaterial des Films zeigte nach der Entwicklung eine Braunfärbung, welche aber nach Trockung fast völlig verschwand. Eine ganz schwache Verfärbung nach Magenta ist geblieben.

Zum Resultat:
Die Aufnahmen sind körniger als bei meinem 200er Negativmaterial vom DM.
Der Kontrast ist hoch, fast wie bei Dias. Die Maximaldeckung ist aber nicht so stark wie bei Dias.
Insgesamt konnte ich aber in den Schatten eine etwas bessere Differenzierung feststellen, als in den Lichtern (des Positivs), welche schnell ausfressen. Daher bringt auch das oft empfohlene Überbelichten der Aufnahmen in diesem Fall das schlechtere Ergebnis. Vielleicht muss man andere Filme überbelichten. Beim DM Paradies jedenfalls nicht zu empfehlen.
Die auffälligste Eigenschaft betrifft aber die Farbwiedergabe.
Der Filmstreifen geht stark ins Magenta. Das kann aber ausgefiltert werden. Dabei ist mir aufgefallen, dass dies beim Colorprinten in der Duka weit weniger Stress bereitet als beim Einscannen. Das liegt wohl daran, dass das Colornegativpapier sowieso auf die Maskierung von Filmen ausgelegt ist. Ich musste also geringere Filterwerte nehmen, als ursprünglich gedacht.
Beim Nachbearbeiten der Scans allerdings mussten Extremwerte für die Farbkorrektur genommen werden, um die "grüne Hölle" wegzubekommen.

Die Scans zeigen

1. den Originalscan (als Dia gescannt). Die Farben und den Kontrast so angepasst, dass es dem originalen Filmstreifen am nächsten kommt.

2. Nach direktem Umkehren ins Positiv sieht man die deutliche Grünverschiebung.

3. Das Ergebnis nach bestmöglicher digitaler Farbkorrektur.

Beim Scannen ist mir noch aufgefallen, dass die Farben bei weitem nicht so extrem leuchtend und gesättigt wiedergegeben werden, als beim Printen auf Colorpapier. Beim Anblick des Abzugs der roten Pflanze hats mich fast umgehauen. So ein knalliges Rot kann man sich kaum vorstellen.
Ich habe mal den Scan so bearbeitet, das es dem Print annährend nahekommt. Aber nur annährend. Der Print geht noch weiter ins Blutrote, während ich beim Scan nur ein helleres Rot hinbekommen habe, ohne das die Leuchtkraft verloren geht.
Vielleicht liegt es auch an meinem betagten Filmscanner (Canon 2700F). Der kommt wohl mit der hohen Farbsättigung nicht zurecht.

Fazit:
Bei gewünschten knalligen Farben ist das Crossen von Diafilm ein guter Weg. Man sollte sich aber auf eine dominante Farbe im Ergebnis festlegen. Alle Farben gleichermaßen gut wiederzugeben, wird problematisch.
Durch die Farbverschiebung nach grün (Magenta auf dem Film) sollte man es vermeiden, grüne und rote oder gelbe und blaue Elemente gleichzeitig in der Aufnahme zu haben. "Monochrome" Bilder in rot oder grün kommen aber hammermäßig.
Blau geht in hellen Stellen etwas verloren, bedingt durch die exzessiv nötige Korrektur in Richtung Rot.
Bei Landschaftsaufnahmen mit blauem Himmel wirkte dieser hinterher fast weiss.

Zum Standardverfahren wird das bei mir nicht, zumal ja ein Film auch gut 5x soviel kostet, wie ein Negativfilm.
Aber ab und zu werde ich wohl die Zweitkamera mit "Crossfilm" füttern.


Joachim

Angefügte Bilder:
Cross_01_Web.jpg
Testbild_invertiert_web.jpg
Testbild_korrigiert_web.jpg
Testbild_original_web.jpg

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#2

RE: Paradies 100 Diafilm gecrossed

in Dunkelkammer & Entwicklung 10.05.2010 19:34
von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge

Hallo Joachim,

danke für den ausführlichen Bericht. Für mich als Diafan auf jeden Fall nicht uninteressant, auch wenn ich hier nicht selbst entwickel. Leider habe ich nicht die Zeit und vor allem nicht den Mut, mir das über Literatur ausreichend selbst anzueignen - ich glaube, ich bin zu sehr der Typ, der hierbei beim ersten mal anderen über die Schulter schauen muss. Daher überlasse ich das den Fotolaboren.

Ich selbst habe nur einmal einen Diafilm gecrosst, die Ergebnisse haben mir gut gefallen, in Hinblick auf die Körnigkeit und die mögliche Farbsättigung kann ich Deine Ergebnisse bestätigen. Was die Farbverschiebungen angeht, kann ich dies ebenfalls bestätigen, ist beim Crossen aber auch gewünscht, die Cross-Fans erzielen hiermit bewusst - je nach Filmsorte - ganz unterschiedliche Effekte.

Was mich persönlich sehr an den Ergebnissen gestört hat, war die Verarbeitung, denn ich arbeite überwiegend hybrid. So ließen sich die zu Negativen gewordenen Filmstreifen, denen aber die Maskierung fehlt, weder mit der Diaeinstellung noch mit der Negativeinstellung (welche die Maskierung ja automatisch herausrechnet) überzeugend scannen und erforderten ein gewaltiges Maß an Nachbearbeitung - insbesondere bei meinem Filmscanner, der ohnehin einen gewissen Magentastich produziert, den ich herausfiltern muss. Am ehesten ist meiner Erfahrung nach zu empfehlen, sich Abzüge anzufertigen / anfertigen zu lassen und diese auf einem Flachbettscanner zu scannen, allerdings waren dafür wiederum die Ergebnisse aus dem Großlabor zu schlecht, und mir diese im Fachlabor abziehen zu lassen, war mir zu teuer.

Daher habe ich bislang die Finger von weiteren Tests gelassen...

Ciao Sven




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Meine Homepage: http://www.glamorous-pictures.de - Galerie, Erfahrungsberichte, Tutorials und Fotoliteratur


Meine Handwerkszeuge: EOS 5D, EOS 5D MK II, EF 24-105/4 L IS USM, EF 70-200/2.8 L USM, EF 50/1.8 II, Cosina AF 19-35/3.5-4.5 Digital, Sigma 12-24 F4.5-5.6 II DG HSM; Canon PowerShot SX50 HS; Yongnuo YN-568 EX II, YN-622C; Panasonic Lumix DMC-G6, Lumix Vario 14-42/3.5-5.6 asph./Mega O.I.S., LUMIX G VARIO 45-150mm / F4.0-5.6 ASPH MEGA O.I.S.
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#3

RE: Paradies 100 Diafilm gecrossed

in Dunkelkammer & Entwicklung 10.05.2010 20:45
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

Zitat von Grisu
So ließen sich die zu Negativen gewordenen Filmstreifen, denen aber die Maskierung fehlt, weder mit der Diaeinstellung noch mit der Negativeinstellung (welche die Maskierung ja automatisch herausrechnet) überzeugend scannen und erforderten ein gewaltiges Maß an Nachbearbeitung



Ja genau. Ich habe mir hier im Photoshop auch einen Wolf gefiltert. Zumal ich nun wirklich kein Profi im Umgang mit dieser Software bin.

Ich habe bei meinen Aufnahmen mit der zweiten Kamera auf normalem Negativfilm fotografiert. Leider ist der Film noch nicht entwickelt. Sobald verfügbar und wenns was geworden ist, kann ich vielleicht mal direkte Vergleichsbilder zwischen Normal und Cross zeigen.

Joachim


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#4

RE: Paradies 100 Diafilm gecrossed

in Dunkelkammer & Entwicklung 03.04.2011 23:16
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

So, nachdem das Thema "Crossen" bzw. "Crossbird" immer noch aktuell ist, ergänze ich meinen schon älteren Bericht mal.

Wie auch bei den sogenannten Kreativfilmen geht die Farbe beim gecrossten Diafilm ins Magenta, was sich in einem starken Grünstich des ungefilterten Positivs zeigt.
Allerdings lassen sich die Farben so weit ausfiltern, dass das Bild zumindest auf den ersten Blick natürlich wirkt.
dazu braucht man auch keine Kurven im Photoshop verbiegen. Ein Farbabzug aus der Duka brachte genau das gleiche Resultat.
Vergleicht man es mit dem Abzug vom Negativfilm, dann erkennt man eigentlich nur eine Kontrastaufsteilung, mehr Korn und eine etwas unterschiedlich starke Wiedergabe einzelener Farben. Durch den hohen Kontrast sind die Farben, wie oben bereits erwähnt, natürlich stärker gesättigt. Ob ich dazu nun extra einen "Kreativfilm" brauche, sollen andere entscheiden.

Bilder: Scan vom gecrossten Film, ungefiltertes Positiv, gefiltertes Positiv und Vergleichsbild mit Negativfilm

Angefügte Bilder:
Cross_08_gefiltert.jpg
Cross_08_ohneKorrektur.jpg
Cross_08_original.jpg
Seitingen_vomNegativWeb.jpg

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#5

RE: Paradies 100 Diafilm gecrossed

in Dunkelkammer & Entwicklung 04.04.2011 20:09
von Photoamateur • Mitglied | 3.030 Beiträge

Wo ist eigentlich der Sinn dabei? Jetzt nicht, daß wir uns falsch verstehen, ich finde es schon gut, wenn das jemand mal sauber austestet. Ich sehe aber ansonsten nur, daß bei den falschentwickleten Filmen Ergebnisse herauskommen, die mich irgendwie an den Murks von Azomures erinnern.


gut Licht
Walter
zuletzt bearbeitet 04.04.2011 20:23 | nach oben springen

#6

RE: Paradies 100 Diafilm gecrossed

in Dunkelkammer & Entwicklung 05.04.2011 12:09
von phosphor • Mitglied | 1.232 Beiträge

Zitat von Photoamateur
Wo ist eigentlich der Sinn dabei? Jetzt nicht, daß wir uns falsch verstehen, ich finde es schon gut, wenn das jemand mal sauber austestet. Ich sehe aber ansonsten nur, daß bei den falschentwickleten Filmen Ergebnisse herauskommen, die mich irgendwie an den Murks von Azomures erinnern.




Derartigen Schrott mache ich auch ohne Crossen aus jedem normal entwickelten Farbnegativfilm.
Ich brauche nur meine Filterräder bis zum Anschlag verstellen. Aber warum überhaupt? Vielleicht weil man eh nicht filtern kann?
verständnislose Grüße
phosphor


______________________________________________
Die logarithmische Dichte eines Films
ist der dekadische Logarithmus
des reziproken Wertes des Transmissionsgrades
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#7

RE: Paradies 100 Diafilm gecrossed

in Dunkelkammer & Entwicklung 05.04.2011 21:09
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

Ich selbst sehe auch absolut keinen Sinn darin, Filme zu crossen nur um farbstichige Bilder zu erhalten.
Allerdings macht es dann Sinn, wenn man ohne digitale Hilfe eine gezielte Kontrastaufsteilung und erhöhte Farbsättigung will, wobei das Bild natürlich auf möglichst farbrichtige Wiedergabe ausgefiltert wird.

Gruß

Joachim


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