#1

Erna's Fenster

in [analoge] Bildergalerie / Besprechung 21.11.2008 18:41
von Harald
Das Fenster mit seiner Spalierobst-Umrahmung des einfachen und uralten Hauses im "Krautfeld":

http://www.plaetzchenwolf.eu/Bilder/ErnasFenster.jpg

Hinter dem Fenster war die Küche mit dem alten Holzherd, der Spüle, dem kleinen Tisch mit zwei Stühlen und einem klapprigen Hocker darunter. Ein windschiefer Küchenschrank in der Wandnische, welche wohl die vielen Umbauten brachten, die das Haus in den Jahrhunderten erlebte.

http://www.plaetzchenwolf.eu/Bilder/Krautfeld5.jpg

Niedrige Decken, dicke Lehmwände - vor fast jedem Zimmer ein Trittling.
Bis vor wenigen Jahren war ein Plumpsklo im Schuppenanbau usus.
Kontinuität war die sprichwörtliche Bescheidenheit, die aus wenig Geld eine Tugend machte.
Das Haus hatte ehedem eine Lohnkelterei im Hinterhof,
von der ich mein altes Weinrezept habe.

http://www.plaetzchenwolf.eu/Bilder/Krautfeld4.jpg

Der Blick aus diesem Fenster ging in einen größeren Gemüsegarten, der mit Blumen umrahmt war, darüber hinaus war nur das Feld und Wald und wieder Felder.

http://www.plaetzchenwolf.eu/Bilder/GraeveneckOst.jpg

(Blick in die gegenläufige Richtung)

zuletzt bearbeitet 21.11.2008 18:47 | nach oben springen

#2

RE: Erna's Fenster

in [analoge] Bildergalerie / Besprechung 21.11.2008 18:48
von anTon • Mitglied | 6.858 Beiträge

das Bild ist ja technisch ok aber nach deiner Beschreibung hätte ich ein Sprossenfenster mit Laden erwartet.

anTon


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Signatur vom Moderator zensiert
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#3

RE: Erna's Fenster

in [analoge] Bildergalerie / Besprechung 21.11.2008 18:51
von Harald

Damals gab es Sprossenfenster nur für Wohlhabende- und die waren in diesem Hause eher nicht zu finden.. :

http://www.plaetzchenwolf.eu/Bilder/Spalierobst.jpg

Geld war immer sehr sehr knapp, die Zufriedenheit war dafür dort gewissermaßen zuhause.


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#4

RE: Erna's Fenster

in [analoge] Bildergalerie / Besprechung 21.11.2008 23:28
von HenningH • Mitglied | 1.216 Beiträge
Hallo Harald,

das ist eine Problematik, die ich kenne:
Es gibt eine gewisse Stimmung. Damals, als noch alles besser war (weil man nicht wusste, wie schlimm eigentlich alles ist). Auch wenn sich alles doch veränderte, an einem bestimmten Ort schien irgendwie die Zeit stillzustehen. Da lag immer dieser bestimmte Geruch in der Luft (von dem Obst, das im Keller lagerte). Alle Möbel standen immer am selben Fleck. In der Ecke das alte Radio, dass erstmal zehn Minuten warmlaufen musste, bis der immer gleiche Sender zu hören war. Es gab auch immer das gleiche zu trinken und zu essen (Himbeersaft mit Leitungswasser, Caro-Kaffee...). Und dann noch das dicke Buch mit den Geschichten, die man immer wieder hören wollte, obwohl man sie schon auswendig konnte...

Etwas ähnliches scheinst Du mit Erna zu verbinden. Und jedem, der Erna kennt oder kannte, wird wahrscheinlich bei dem kleinsten Detail (ein Fenster, der Apfelbaum, ...) genau dieses Gefühl mit allen Empfindungen haben. Für die anderen ist es aber leider nur irgendein Altbau, der irgendwann in den 80ern mehr schlecht als recht ein neues Fenster bekommen hat.

Bilder zu machen, die so ein riesiges Stimmungs- und Erinnerungspaket transportieren ist sehr schwierig. Mir gelingt so etwas so gut wie nie und deswegen landen meine Bilder dieser Art höchstens im Familienalbum aber meist bleiben die Abzüge in ihrer Tasche und werden vielleicht in einigen Jahren wieder hervorgekramt um für mich (vielleicht noch für einige wenige andere) eventuell doch noch ein paar Erinnerungen zu wecken...

Nostalgische Grüße

Henning

_____
Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will.
zuletzt bearbeitet 21.11.2008 23:29 | nach oben springen

#5

RE: Erna's Fenster

in [analoge] Bildergalerie / Besprechung 22.11.2008 02:25
von Harald

Ganz genau, Henning:
Da reicht schon ein alter abgestoßener Tisch mit einem Apfel drauf..
Solche Dinge portieren zu wollen ist immer auch eine Frage der momentanen Stimmung des Betrachters.
Nichts ist so wie es scheint, wenn man es durch die Brille der Zeit betrachtet!
Für mich ist ein Haus kein Altbau, sondern ein Stück Familie, ein Monolith, den man nicht nach Belieben verkaufen kann, wie z.B. ein Auto.
Dennoch geschieht das aus vielerlei Gründen...
In diesem Haus (in dem eine befreundete Familie lebte) war ich hunderte Mal, habe dort meine ersten Schritte gemacht, mit dem großen Vorsteh-Hund gespielt, die Kelter im Einsatz gesehen, wo der ganze Hof so herrlich nach Apfelsaft roch- Erna's Vater machte auch einen sehr feinen Stachelbeerwein, den es zu besonderen Anlässen gab...
Im Haus dufte der Gugelhupf und der Kaffee, der auf dem Herd in einer Emaillekanne warmgehalten wurde- neben dem "Wasserschiff", über dem eine alte dürre Eisenspinne zum Wäschetrocknen angebaut war.
Zeitungen wurden nicht einfach weggeworfen, sondern in Blätter geschnitten an einen Nagel gehängt, der im "Häuschen" war- das mit dem berüchtigten Herzchen in der Tür.

In diesem speziellen Fall habe ich eine kleine Serie gemacht um die Erinnerung zu konservieren:
Die Erna ist erst neulich gestorben, ihre Eltern sind schon länger nicht mehr,- nun hat eine ganz junge Familie das Haus gekauft und baut es um.
Hoffentlich haben die beiden Glück!


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