#11

RE: Online: „Taschenbuch der Photographie“ von 1922

in Buchtips & Artikel 15.04.2015 01:08
von Hans Wöhl • Mitglied | 1.172 Beiträge

Zitat von Daniel im Beitrag #3
Was ist denn DAS für ein Mist? Die hatten doch nicht 1922 die neue deutsche Schlechtschreibung.
Liest man genau, so stellt man eine Mischung aus traditioneller und neuer Rechtschreibung neben einiger typographischer Fehler fest, die man 1922 ganz bestimmt nicht begangen hätte. l


Das Buch ist kein Goethe.

Ich freue mich, dass ich es überhaupt lesen kann. Klar ist das nicht schön, aber vermutlich hat das Buch ein lieber Laie in seiner Freizeit digital aufbereitet. Im Zweifelsfall wurde das Buch eingescannt und durch eine OCR gejagt. Die OCR-Software hat eine Rechtschreibkorrektur für Dinge, die sie nicht lesen kann. Die ist natürlich auf neue Rechtschreibung ausgelegt. Das gleiche wäre, wenn jemand das Buch tatsächlich abgetippt hat und hier auch die Rechtschreibkorrektur zugeschlagen hat. Das gleiche kann einem Laien passieren, wenn er ganze Sätze liest und dann aus dem Kopf tippt. Ein professionellen Lektor, der die Rechtschreibung in vielen Arbeitsstunden die Rechtschreibung vereinheitlicht, war bestimmt nicht drin. Wenn es dich so stört, könntest du ja den Job übernehmen.

Dieses -in meinen Augen- kleinliche Meckern führt dazu, dass Leute, die in ihrer Freizeit unentgeltlich solche Schätze für alle zur Verfügung stellen, die Lust verlieren. Jedenfalls wäre es bei mir so.
Das wären doch die Alternativen entweder so oder gar kein Buch.


zuletzt bearbeitet 15.04.2015 01:22 | nach oben springen

#12

RE: Online: „Taschenbuch der Photographie“ von 1922

in Buchtips & Artikel 15.04.2015 01:40
von Daniel • Mitglied | 2.258 Beiträge

Zitat von mäxchen im Beitrag #7
warum benutzt Du dann das Kunstwort "Schlechtschreibung", wenn Du sonst so auf korrekten Sprachgebrauch achtest (was ich im Übrigen als positiv empfinde)?
Ich weiß, daß es ein Kunstwort ist. Die Motivation hinter dem Gebrauch ist, daß die neue (Schlecht | Recht)schreibung nichts taugt und noch nie etwas getaugt hat. Angeblich sollte sie 1996 die Rechtschreibung für Zuwanderer und Unterschichten-TV-Gucker erleichtern, nachdem den Schülern mit der Reichen-Methode erst falsches beigebracht und dann in späteren Grundschuljahren nicht mehr richtig korrigiert wurde bzw. werden konnte. Das drollige Ergebnis war, daß jahrelang kaum jemand mehr wußte, wie man richtig schreibt. Es gingen Gerüchte in der Republik um, das scharfe S sei komplett abgeschafft worden und ähnicher Unsinn. Doch damit des Irrsinns nicht genug.

So wurde z.B. wegen des "Aufwands" die Rechtschreibung von "aufwenden" nach "aufwänden" geändert, weil dies angeblich leichter sei. Beim "Einwand" allerdings blieb es bei "einwenden". Bisher ist mir noch kein Dudenredakteur begegnet, der mir diese Unlogik erklären konnte.

Oder die neue Getrenntschreibung: Wenn ein Pärchen zusammen kommt, ist das etwas anderes, als wenn es <alt>zusammenkommt</alt>.

Anno 2006 hatte die Dudenredaktion ein Einsehen und machte fast alle Änderungen von 1996 wieder rückgängig. Geblieben ist im wesentlichen die geänderte ß-Schreibung und der Rest wurde als "nicht definiert" erklärt, das heißt, jeder kann schreiben, wie er lustig ist incl. der Zeichensetzung.

Doch nun zur Gretchenfrage: Ist es denn mit der neuen Schlechtschreibung besser geworden? Können heute mehr junge Menschen richtig Deutsch als früher? Die Antwort kann sich jeder selber geben.

Übrigens: Vom Saarland weiß ich, daß dort auch heute noch nach der Reichen-Methode im ersten Schuljahr gelehrt wird, obwohl die schädlichen Auswirkungen schon seit Jahren bekannt sind. Es gibt auch noch Bundesländer mit dem G8-Abi, obwohl der Trend wieder zurück zum G9-Abi ist. In HH wurde die Schreibschrift bereits abgeschafft, andere Länder wollen folgen. (Hintergrund dabei ist, daß das Erlernen der Schreibschrift das Denken fördert und der Staat kein Interesse an intelligenten Bürgern hat. Aus gleichem Grund sind auch Musik, Kunst und Sport auf der Streichliste.)
Zitat von Hans Wöhl im Beitrag #11
Dieses -in meinen Augen- kleinliche Meckern führt dazu, dass Leute, die in ihrer Freizeit unentgeltlich solche Schätze für alle zur Verfügung stellen, die Lust verlieren. Jedenfalls wäre es bei mir so.
Das wären doch die Alternativen entweder so oder gar kein Buch.
Diesen Einwand kann ich sehr gut nachvollziehen, allerdings wäre das Problem ganz leicht zu beheben gewesen, wenn man einfach zu Beginn einen gut sichtbaren Kasten erstellt hätte, in dem von der OCR-Problematik vorgewarnt würde. Aber so, wie es jetzt ist, ist es nichts halbes und nichts ganzes.

Daniel


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