Fotoemulsion/gelatine selbst herstellen
in Dunkelkammer & Entwicklung 17.02.2013 06:26von HanZ • Mitglied | 100 Beiträge
Hallo,
ich habe letztens einen Artikel darüber gelesen, wie man Holz belichten kann. Dabei war auch eine Anleitung, wie man die Emulsion, die man dann auch auf das Holz schmiert selbst herstellen kann.
Leider finde ich das nicht mehr.
Habt ihr ein paar gute Links, einerseits mit einer Anleitung zur Herstellung und andererseits am besten gleich noch mit Tipps, wie man da am besten vorgeht?
Beste Grüße, Felix
RE: Fotoemulsion/gelatine selbst herstellen
in Dunkelkammer & Entwicklung 17.02.2013 09:38von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge
Silberemulsion selbst herzustellen, ist eine größere Aktion und erfordert neben den Chemikalien auch jede Menge Geduld und viele Versuche.
Wenns nicht selbstgekocht sein soll, geht so etwas wie "Liquid Light", also fertige Emulsion, die man auch verschiedene Materialien auftragen kann. DasZeug heisst heute Rollei Black Magic.
Auch diverse Edeldruckverfahren, wie Gummidruck oder Cyanotypien lassen sich auf anderen Materialien anwenden.
Ich wollte Cyanotypien auf Natursteinplatten machen, bin aber noch nicht dazugekommen. Saugende Materialien (dazu gehört Holz und Kalkstein) müssen aber vorbehandelt bzw. vorgelatiniert und gehärtet werden, damit die Schicht nicht zu tief eindringt und gut haftet.
Gruß
Joachim
"Rot ist Plus, Schwarz ist Minus und alles mit mehr als 2 Drähten ist Elektronik"
RE: Fotoemulsion/gelatine selbst herstellen
in Dunkelkammer & Entwicklung 19.02.2013 06:19von Gelöschtes Mitglied
Hallo, Felix,
irgendwie sind in letzten Jahren ne Menge guter links verschwunden, hab ich festgestellt.
Schade.
Versuch es doch mal mit Prof. Münzberg, der hatte in den 70ern (glaube ich) eine sehr umfangreiche wissenschaftliche Arbeit am Laufen - alte fotografische Verfahren nach alten Rezepten neu versuchen, sozusagen.
Das Schöne ist, dass er nicht mehr verfügbare oder namentlich heute so nicht mehr bekannte Chemikalien ersetzt oder "übersetzt" hat.
Und vor Allem solange rumexperimentiert hat, bis es klappte.
Ich hatte mal eine Rezeptansammlung von 1869 gekauft, verfasst vom einstigen kaiserlichen Hoffotografen.
Zum Glück wurde das Süderlin schon übersetzt :-)
Wenn Du vorab mehr zur Herstellung wissen möchtest, lass es uns wissen.
VG,
Platte
RE: Fotoemulsion/gelatine selbst herstellen
in Dunkelkammer & Entwicklung 19.02.2013 11:18von Gelöschtes Mitglied
Steht erst noch an bei mir, bisher hab ich keine Erfahrung.
Schau mal hier:
Herstellung von bromsilbergelatine-photoplatten
(nach Dr. Paul F. Liesegang, 1893)
Herstellung der Emulsion
10 g weiche Gelatine
55 g harte Gelatine
35 g Kaliumbromid
1 g Kaliumjodid
50 g Silbernitrat
(Für geringere Mengen Emulsion muss man die Mischungsverhältnisse entsprechend umrechnen)
Man löst in 200 ccm kaltem Wasser das Bromkalium (Kaliumbromid) und das Jodkalium (Kaliumjodid), schüttelt, bis die Salze gelöst sind und filtriert die Lösung in einen Glaskolben von 1 Liter Inhalt (Filtrieren ist heute bei den hochreinen Chemikalien nicht mehr zwingend notwendig) wonach man die weiche Gelatine hinzugibt (Vorschlag: dieselbe Dr. Oetker-Gelatine; die Unterteilung "harte" und "weiche" Gelatine bezieht sich nur auf den Schmelzpunkt). In ein Becherglas gibt man 200 ccm Wasser und das Silbernitrat, in ein anderes 450 ccm Wasser und die harte Gelatine. Nachdem die Gelatine 1 Stunde im kalten Wasser gelegen hat, setzt man die Flasche in ein Gefäß mit warmen Wasser von 35°C und befördert die Lösung durch Umrühren und Schütteln. Von nun ab müssen alle weiteren Operationen im Dunkelzimmer (bei Rotlicht) stattfinden. Man gießt die auf 30°C erwärmte Silbernitratlösung langsam in das Kochgefäß und schüttelt letzteres währenddem öfters heftig um (optimal: in einem dunklen Porzellankaffeetopf mit einem breiten Rührstab rühren). Durch den Zusatz des Silbernitrats ist die Lösung nun milchigweiß geworden, da sich fein verteiltes Bromsilber gebildet hat. In der Durchsicht ist die Emulsion roth (rot). Die Emulsion ist in diesem Zustand sehr wenig empfindlich, ihre höchste Empfindlichkeit erhält sie durch Kochen. Das Kochgefäß wird zu diesem Zweck in siedendes Wasser gestellt und von zehn zu zehn Minuten heftig geschüttelt (man rühre fleißig mit einem Plastikmixer), damit sich das Bromsilber nicht ausscheidet. Die Zeit der Einwirkung des siedenden Wassers richtet sich nach der Empfindlichkeit... ob dieselbe lange genug fortgesetzt wurde, lässt sich erkennen, wenn man einige Tropfen der Emulsion auf eine Glasplatte tropft und diese bei Licht betrachtet. Anfangs ist die Schicht in der Durchsicht rot, bei weiterem Erhitzen verliert sich diese Färbung und, wenn bei nochmaligem Versuch eine Schicht erzielt wird, die grünlichblau erscheint, hört man auf. Wenn das Kochgefäß mit Emulsion fast vollständig gefüllt ist, braucht man weniger zu kochen, als wenn es nur zum Theil gefüllt ist. (Im Originalbuch werden spiritusbetriebene Kochgeräte beschrieben. Man nimmt heutzutage eine portable Herdplatte, darauf ein alter Kochtopf, und darin der dunkle Kaffeetopf mit der Emulsion. Vorteil: Man kann die kleine Herdplatte in der Dunkelkammer aufbauen und braucht kein 100%ig lichtdichtes Kochgefäss, um in der eigenen Küche zu arbeiten)
Es wird nun das zweite Becherglas mit der harten Gelatine erwärmt und sobald sich die Gelatine gelöst hat, was man durch Rühren mit dem Glasstab fördert, gießt man den Inhalt zu der Emulsion in die Flasche und schüttelt letztere. Um die Emulsion vom löslichen, salpetersaurem Kali zu befreien, welches sich beim Ausscheiden der Bromsilbergelatine gebildet hat, wäscht man sie mit kaltem Wasser aus. Man gießt sie in eine ziemlich große und gut gereinigte Porzellanschale (Vorschlag: Kompottschale aus Glas) mit ebenen Boden und lässt sie einige Stunden ruhig stehen, damit sie erstarrt. Kälte und Luftzug befördern das Erstarren. Sobald sie fest geworden ist, zerteilt man sie mit einem Glasstab (oder Plastikgabel) in kleine Stücke und wirft sie auf ein Stück Stramin (funktioniert auch mit einem Aquariumkescher)... nachdem man die 4 Enden zusammengefasst hat, bringt man den Beutel in ein Gefäß mit kaltem Wasser und presst durch die Maschen die gallertartige Emulsion ins Wasser... Diese "Nudeln" werden nun gewaschen, das Waschwasser öfters gewechselt und danach läßt man die Emulsion trocknen. (Wichtig ist, daß die verwendeten Gefäße und Rührstäbe nur aus Silber, Porzellan, Glas oder Kunststoff sein dürfen, da die Emulsion mit anderen Metallen reagiert und unbrauchbar werden kann). Ehe man die Emulsion schmilzt, muss sie ziemlich wasserfrei sein. Das lässt sich leichter erreichen, wenn man nach dem Abtropfen ein wenig Weingeist (Spiritus) darüber gießt, den man abtropfen lässt. Die gut gewaschene Emulsion wird nun in ein Porzellangefäß gebracht, das man auf kochendes Wasser stellt, bis die Masse geschmolzen ist. Sie kann bis 45°C oder 50°C erwärmt werden (zB. im Mantelbad eines "JOBO CPE"-Colorprocessors auf ca. 45°C, das genügt meistens).
Soweit der kommentierte Auschnitt aus Liesegangs Werk von 1893. Dann folgt in Liesegangs Buch noch ein Teil über das Filtrieren der Emulsion, das aber bei den heutigen hochreinen Chemikalien ein überflüssiger Arbeitsgang geworden ist.
Das Aufbringen der Emulsion auf die Glasplatten
Damit die Emulsion auf der Glasplatte besser hält, muss man sie vorher mit Spiritus reinigen und dann vielleicht noch einen "Unterguss" aus dünner Gelatinelösung aufbringen, diesen ca. 1-2 Tage hart werden lassen und dann erst die Emulsion auftragen. Dann ist die Gefahr, dass sich das Bild beim Entwickeln/Wässern löst, so gut wie gebannt.
Die Emulsion kann dann auf die Platten gebracht werden. Entweder durch Kippen und Schwenken, oder verteilen mit einem feinen, weichen Pinsel. Man kann die Platten zB. auf eine mit einer Wasserwaage genau eben ausgerichtete Warmhalteplatte für Speisen legen und sie auf ca. 30°C erwärmen, damit die Emulsion nicht gleich erstarrt, sondern sich noch gut verteilen lässt. Als Platten nimmt man zB. die Glasplatten aus den sog. "Rahmenlosen Bilderträgern". Unbedingt auf Maßhaltigkeit achten (müssen in die Plattenkassetten passen) und kein Antireflex-Glas nehmen! Trocknen müssen die Platten natürlich waagerecht liegend in Dunkelheit für ca. 8-24 Stunden.
Trockenkiste mit lichtdichten Lüftungslöchern: Man kann dazu eine Aluminiumbox verwenden. Die Lüftungen bestehen aus zwei- bis dreimal gewinkelten Installationsrohren von ca. 5 cm Durchmesser. Eines führt unten in der Box Luft zu, das andere im Deckel die feuchte Luft ab. Auf eines der Lüftungsrohre wird ein kleiner Lüfter, ein CPU-Cooler aus einem alten PC montiert. Diesen 12 V Lüfter kann man mit einem alten Eisenbahntrafo stufenlos regeln. Die Platten trocknen mit dieser Methode viel schneller und gleichmässiger. In der Box werden zehn Bretter mit Abstandshaltern (Abstand ca. 1,5 cm) befestigt, die mit jeweils 1 Stück 18x24, 2 Stück 13x18 oder 4 Stück 9x12-Platten waagerecht in der Trockenbox übereinandergestapelt werden. Dort sind die Platten nach 2-3 Tagen gut durchgetrocknet. Lagern kann man sie kühl und trocken in lichtdichten Packungen für ziemlich lange Zeit, auch über mehrere Monate.
Geht doch, oder ?
Viel Spass,
Platte
RE: Fotoemulsion/gelatine selbst herstellen
in Dunkelkammer & Entwicklung 19.02.2013 22:15von Volker Warbende • Mitglied | 1.834 Beiträge
Hallo Platte,
habe mal Deinen Text als PDF zum Download (s.u.) aufbereitet.
Vielleicht möchte es ja der eine oder andere in seine Bibliothek stellen.
Gruß Volker
Dateianlage:
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Meine Meinung ist objektiv absolut subjektiv und/oder/aber subjektiv absolut objektiv
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UnBuntUndBunt....4,5 x 6,0 at ipernity
RE: Fotoemulsion/gelatine selbst herstellen
in Dunkelkammer & Entwicklung 19.02.2013 22:21von AlexDozer • Mitglied | 225 Beiträge
Also bevor du damit anfängst würde ich vorschlagen du fängst erstmal mit leichteren Sachen wie z.B. Cyanotopie oder VanDyke an, also mit den Edeldruckverfahren. Die gehen deutlich leichter und man kann damit auch tolle Bilder machen. Und wenn du Kinder hast können die auch mitmachen, also Spiel & Spaß für die ganze Familie :)
http://www.docma.info/index.php?id=10765
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