Ich finde das Bild (die erste Version) gut.
Ich will nicht vom Thema abbringen, aber gerade in diesem Fall denke ich dass es hier hinein passt.
Denn das Bild ist ein sehr gutes Beispiel.
Zitat von Thomas 55 im Beitrag #11
- ich sprach davon, wie ich mittlerweile meine Fotos sehe - trotz der Verwendung von Farbfilm wird mir das Hell und Dunkel, die Struktur des Wiedergegebenen immer wichtiger - das wäre dann die "SW Grundlage". Die EBV bietet gerade hier gut Anschauung - konvertiert man das Farbfoto in Graustufen, sieht man das doch deutlich -
Wenn das für deine Aufnahmen zutrifft, ist es ja okay. Verallgemeinern lässt sich das aber nicht, denn es trifft nur auf einen Teil der Motive zu.
Folge ich dem Prinzip der SW-Grundlage, würde ich zum Beispiel ein Bild dunkelblauer Blumen zwischen dunkelgrünen Blättern gar nicht als Bild beurteilen können, denn schwarzweiss würde das nur eine fast gleichmäßige dunkle Soße ergeben.
Du siehst also dass eine solche Herangehensweise nach hinten losgehen sein kann.
Für Schwarzweissfotografen ist es gut, die Farben "im Geiste auszuschalten", um sich das Bild vorzustellen. Allerdings gilt das umgekehrt auch für die Farbfotografie. Sich hierbei auf die Farbwirkung zu konzentrieren und die Wirkung auf das Bild zu berücksichtigen, ist ebenso schwer. Zumal wir in der heutigen Reizüberflutung verlernt haben, die Farben richtig "zu sehen".
Ich selbst habe früher fast nur Bilder in S/W gemacht. Zu jener Zeit konnte ich Farbbildern wenig abgewinnen und sah diese nur als Knipsbilder. Das lag vielleicht daran, dass ich mich damals auch sehr auf das "S/W-Sehen" konzentriert habe.
Heute konzentriere ich mich auf die Farben und kann nur sagen, dass dies in keinster Weise einfacher ist. Denn im Gegensatz zu S/W, wo die Farbe einfach ausgeblendet wird, kann man bei Farbaufnahmen im Gegenzug die Hell-Dunkelkontraste nicht einfach "weglassen". Farbaufnahmen sind deshalb zu 99% nur "Buntbilder" weil es so schwierig ist, die Wirkung der Helligkeitskontraste, Formen UND Farben unter einen Hut zu bringen.
Dazu kann man einen einfachen Test machen: Nimmt man einen ganzen Ordner Bilddateien alltäglicher Straßenszenen oder auch Personenaufnahmen in Farbe und konvertiert diesen komplett nach S/W, so kann man möglicherweise im Nachhinein mehr Bilder finden, die einem als gelungen erscheinen.
Das Weglassen eines möglichen Stör- bzw. Fehlerfaktors vermindert den Ausschuss.
Die Kunst besteht darin, die Farbe bildwirksam einzusetzen und zu erkennen, wenn sie stört. Daher ist für mich gute Farbfotografie die hohe Kunst der Fotografie.
Im Falle des Bildes hier finde ich den zarten Farbkontrast gegenüber dem harten Helligkeitskontrast sehr gut gelungen.
Die Farbe lenkt nicht ab. Sie stört nicht die grafische Wirkung und bringt aber durch die dezenten Komplementärfarben einen zusätzlichen Kick in das Bild.
1+ von mir.
Gruß
Joachim