#1

C41 Einmalentwickler - Farbe ganz einfach

in Dunkelkammer & Entwicklung 30.10.2012 21:38
von Gelöschtes Mitglied
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Hallo zusammen,

beim Entwickeln von Farbnegativfilmen haben mich bisher ein paar Sachen sehr gestört. Zum einen der Preis pro Entwicklung bei Abnahme von "haushaltsüblichen" Mengen. Dann bin ich absolut kein Freund von Mehrfachentwicklern, von 2-Bad-Entwicklern für SW mal abgesehen. Und ich hatte bei der C41-Entwicklung mit Unmengen an hässlichen, winzigen, weißen Fleckchen zu kämpfen, die mir wirklich jede Lust aufs Weitermachen genommen haben.

Bei den Kollegen im Aphog-Forum bin ich dann über einen ausführlichen Bericht zur Einmalentwicklung mit verdünntem Entwickler gestolpert. Die fertige Arbeitslöung wurde weiter 1:5 verdünnt und die nötige Entwicklungszeit Pi mal Daumen verdoppelt, bei 38 °C. Zum Einsatz kam die Digibase-Chemie. Mit dem Namen hab ich immer noch so meine Probleme, aber man gewöhnt sich ja an vielem, selbst am Dativ

Das Bleichbad ist unverändert und wird bis zur Erschöpfung weiter verwendet, ich habe es sorgfältig mit einem Tempotaschentuch im Kaffeefilter gefiltert. Die weißen Flecken sind zwar nicht ganz weg, aber viel weniger geworden. Ob man das Bleichbad auch verdünnt verwenden kann, entzieht sich meiner Kenntnis, ich werde es aber bei einer neuen Lieferung probieren. Als Fixierer kommt normaler, saurer SW-Fixierer zum Einsatz, der wegen Fleckenbildung auch nur 2 -3 mal verwendet wird bei 1:10 Verdünnung. Stabi-Bad kommt gar keines zur Anwendung. Seit ich weiß, dass der Stabi nur in großen Entwicklungsmaschinen gebraucht wird, habe ich da auch kein schlechtes Gewissen. Die kommen nämlich komplett ohne Frischwasserzufuhr aus, sprich die Filme werden nicht gewässert. Ich wässere die Filme aber ganz normal, incl. Zwischenwässerung bei den einzelnen Bädern.

Den Farbentwickler, der bei der Digibase-Chemie aus 3 Konzentraten und einem Starter besteht, habe ich auch vereinfacht. Die 3 Konzentrate werden einfach zusammengekippt. Da sich die fertige, nach Vorschrift verdünnte Arbeitslösung ca. 2 Monate hält, gehe ich davon aus, dass es sich bei den Konzentraten mindestens genauso verhält. Starter habe ich keinen verwendet, er soll bei frischem Entwickler den Prozess bremsen. Statt dessen habe ich Kaliumbromid mit 0,2 g/l verwendet. Möglicherweise funktioniert auch hier jodiertes Speisesalz oder man kann völlig darauf verzichten.

Nun habe ich das Konzentrat 4,5-mal so hoch verdünnt wie es eigentlich nötig wäre. Also statt 3x30 ml = 90 ml für 300 ml Gesamtmenge habe ich 20 ml des zusammengeschütteten 3-fach-Konzentrates genommen. Der Einmalentwickler ist also 4,5-fach dünner als normal. Mit 3 mal 100 ml = 300 ml Konzentrat, die zusammen ca. 7 Eur kosten, kann ich also 15 Filme entwickeln, so dass eine Filmentwicklung rund 60 Cent kostet, wenn man das Bleichbad gut ausnutzt und einen preiswerten Fixierer verwendet. Ich habe ausschließlich Leitungswasser benutzt und nach der Schlusswässerung den Film mit gefaltetem Küchenpapier abgestreift.

Film war ein Paradiesfilm 400. Er war belichtet liegengeblieben und ich hatte keine Ahnung, was drauf war. Ich habe ihn 7 Minuten bei 39 bis 36 °C entwickelt. eine Plastikschüssel als Mantelbad mit 40 °C warmem Wasser, Vorwässern mit 39 °C warmem Wasser um die Dose zu wärmen und den Entwickler mit 39 °C in die Dose gefüllt. Alles aus der Mischbatterie im Badezimmer und mit einem simplen Badewannen-Thermometer gemessen, welches keine Abweichung zu meinem Fieberthermometer aufweist. 7 Minuten entwickelt, alle 15 Sekunden 1 mal fix gekippt und zurück ins "Badewasser". Am Ende der Entwicklung hatte der Entwickler eine Temperatur von 36 °C. Nach Sichtung der fertigen Negative bin ich mir sicher, den Film mit ISO 1600 oder 3200 belichtet zu haben.

Gescannt habe ich mit dem Minolta Scan Dual II. Der hat keine IR-Fleckenentfernung, aber bietet die echte nominale Auflösung von 2820 DPI und die Scans werden ohne weiteres Zutun sehr scharf. Korn wird sehr akzentuiert dargestellt. Die mitgelieferte Software ist unter aller Kanone, also hab ich Vuescan genutzt. Keine weitere Nachbearbeitung außer Flecken weggestempelt, zugeschnitten, skaliert und Wasserzeichen eigefügt. Die SW-Version ist nur einfach entsättigt.

Vielen Dank an die Aphog-Kollegen, liebe Grüße an alle - Reinhold

Angefügte Bilder:
s-02.jpg
s-09.jpg
s-sw-04-RGB.jpg

zuletzt bearbeitet 30.10.2012 21:49 | nach oben springen

#2

RE: C41 Einmalentwickler - Farbe ganz einfach

in Dunkelkammer & Entwicklung 31.10.2012 23:15
von Thomas 55 • Mitglied | 778 Beiträge

Ich habe früher, als mein SW Labor noch aufgebaut war, auch einige Tests mit dem Colortec Satz gemacht.
Abgesehen vom Preis und dem in der Tat kritischen Punkt der Mehrfachverwendung mit Zeitverlängerungen, meine Frage - wo liegt der Nutzen? Bei SW ist die Filmentwicklung ja ein wesentliches und entscheidendes Glied i. d. Kette. C-41 hingegen ist standardisiert und soweit ich es aus eigener Erfahrung beurteilen kann, wird doch selbst im Großlabor ordentlich entwickelt. ist es jetzt die Freude am eigenen Tun oder hat das tatsächlich einen erkennbaren Qualitätsvorsprung?

beste Grüsse
Thomas


gruss
Thomas
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#3

RE: C41 Einmalentwickler - Farbe ganz einfach

in Dunkelkammer & Entwicklung 31.10.2012 23:16
von Rainer Zalewsky • Mitglied | 531 Beiträge

Danke, Reinhold, ich habe mir das abgespeichert.

Viele Grüße,
Rainer Zalewsky


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#4

RE: C41 Einmalentwickler - Farbe ganz einfach

in Dunkelkammer & Entwicklung 31.10.2012 23:21
von Rainer Zalewsky • Mitglied | 531 Beiträge

Zitat Thomas 55

ist es jetzt die Freude am eigenen Tun oder hat das tatsächlich einen erkennbaren Qualitätsvorsprung?


Eine berechtigte Frage, die in allen diesbezüglichen Veröffentlichungen, die ich kenne, dahingehend beantwortet wird, daß, anders als bei s/w, bei der C-41- und der E-6-Entwicklung die Maschine dem Menschen überlegen ist. Ich glaube (wobei ich nur für mich selber sprechen kann), es ist die Freude am Bewußtsein: Ich kann das!

Viele Grüße,

Rainer Zalewsky


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#5

RE: C41 Einmalentwickler - Farbe ganz einfach

in Dunkelkammer & Entwicklung 01.11.2012 00:35
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

Zitat von Thomas 55 im Beitrag #2

Abgesehen vom Preis und dem in der Tat kritischen Punkt der Mehrfachverwendung mit Zeitverlängerungen, meine Frage - wo liegt der Nutzen? Bei SW ist die Filmentwicklung ja ein wesentliches und entscheidendes Glied i. d. Kette. C-41 hingegen ist standardisiert und soweit ich es aus eigener Erfahrung beurteilen kann, wird doch selbst im Großlabor ordentlich entwickelt. ist es jetzt die Freude am eigenen Tun oder hat das tatsächlich einen erkennbaren Qualitätsvorsprung?


Der Standard wurde lediglich zur Vereinfachung für die Fotoindustrie geschaffen, was nicht heisst, dass man Farbfilme auch nach Standard entwickeln MUSS. Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass Farbfilmentwicklung nur im Standardprozess funktioniert.
Man hat auch hier Manipulationsmöglichkeiten. So kann man z.B. die Farbsättigung/Härte in gewissem Rahmen variieren, wenn man die Filme kennt. Und natürlich kann man Pushen, Pullen, Korn "züchten" etc.
Vor allem Leute die Filme nur einscannen und Farbverschiebungen leicht ausgleichen können, können mit Farbfilmen fast genauso "spielen" wie mit S/W- Filmen.
Wer natürlich nur Standardergebnisse von Standardaufnahmen haben will (wie immer das definiert sein soll), der muss nicht zwingend selbst entwickeln. Da gebe ich Dir Recht. Einen Qualitätsvorteil bei 08/15 Aufnahmen durchs Selberentwickeln nach Tabelle kann man nicht bekommen.

Desweiteren ist es doch so, dass bis auf wenige Ausnahmen hier, die meisten S/W-Leute ihre Filme auch nur anhand irgendwo gelesener Tabellen entwickeln. Wieviele Leute hier passen ihre S/W-Entwicklung immer laufend den Aufnahmegegebenheiten an? Reinhold und zwei, drei andere vielleicht noch. Der Rest zieht es gemäß Massive Dev Chart durch die Brühe und schaut wie es rauskommt.
Somit ist das dann doch auch nur ein Quasi-Standard, oder?



Gruß

Joachim


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#6

RE: C41 Einmalentwickler - Farbe ganz einfach

in Dunkelkammer & Entwicklung 01.11.2012 00:42
von Gelöschtes Mitglied
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Es hat, wie so oft, mehrere Gründe. Natürlich ist es auch die Lust am eigenen tun. Dazu kommt, dass ich die Farbentwicklung verglichen mit SW verdammt teuer finde. Auf die gruseligen Vorschaubildchen der Großlabore kann ich bei Pi mal Daumen 3 Eur Entwicklungskosten getrost verzichten. 1,50 beim selbermachen auch. Sehr oft entwickel ich ein Teilstück des Filmes. Dann ist es eine Frage der Qualität. Pushen geht mit Farbe besser und nach meiner kurzen Erfahrung einfacher als mit SW. Das kann man auch im Fachlabor machen lassen, aber 8 Eur reine Entwicklungskosten, die das hiesige Minilab für eine Push-Entwicklung haben will - nein danke! Da überleg ich nicht eine Sekunde. Seit ich mal gehört habe, dass Leute Farbentwickler für gepushte SW-Filme verwenden, finde ich das auch sehr interessant. Am schlimmsten sind jedoch die Massen an weißen Flecken, die ich mit mehrfach benutzter Farbchemie bekommen habe. Filtrieren hat nur bedingt geholfen, so war es absolut naheliegend, Einmalgebrauch der Chemie zu erwägen. Fixierer verwende ich aus gleichem Grund auch für SW nur noch für max. für 3 Filme, am liebsten aber auch nur einmal. Glaubt mir, ich war gaaaanz kurz davor, die Brocken hinzuschmeißen. Jetzt kostet mich eine KB-Entwicklung ca. 60 Cent, damit kann ich arbeiten und leben. Und die technischen Probleme sind soweit behoben, dass ich mit ca. 5 Minuten Ausflecken je Scan fertig bin. Weniger wichtiges landet auf dem Canoscan mit IR-Flecken-Korrektur. Der scharfzeichnende Minoltascanner hat die ja leider nicht.

Standardisierung ist für die Großlabore bestimmt eine gute Sache, aber der Prozess ist viel viel toleranter und - ja - kreativer, als man das bei allen Beschwörungen des Standards vermutet. Schon mal einen Diafilm in C41 entwickelt? 37,8 °C? Wer's braucht ........ Ich nehm das Badewannenthermometer

LG Reinhold


zuletzt bearbeitet 01.11.2012 00:46 | nach oben springen

#7

RE: C41 Einmalentwickler - Farbe ganz einfach

in Dunkelkammer & Entwicklung 01.11.2012 08:01
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

Reinhold, mal eine Frage: Hast Du schon immer Schwarzweissfixierbad dafür benutzt?
Ich frage nur weil das vielleicht eine Erklärung für die Partikel sein könnte.
Ich selbst habe es nie probiert. Ich habe nur gelesen dass saueres Fixierbad für Farbe nicht zu empfehlen ist.

Gruß

Joachim


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#8

RE: C41 Einmalentwickler - Farbe ganz einfach

in Dunkelkammer & Entwicklung 01.11.2012 09:43
von Gelöschtes Mitglied
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Zitat von JoJo im Beitrag #7
Reinhold, mal eine Frage: Hast Du schon immer Schwarzweissfixierbad dafür benutzt?

Nein, zu Anfang war es der originale Farbfixierer. Alle Lösungen haben schnell reichlich winzige Partikel/Trübstoffe. Um die zu sehen braucht man aber einen kleinen Glaszylinder, Gegenlicht und Lupe. Bei einer neuen Bestellung werde ich nochmal Farb-Fixierer besorgen und frisches Bleichbad. Den Entwickler hochverdünnt nur einmal zu verwenden werde ich aber sicher beibehalten.

LG Reinhold

PS: die Entwicklung war m.E. sehr gut. Vielleicht auch Dank Bromid. Die Maske ist sehr transparent, keine Spur von bräunlichem Grundschleier.


zuletzt bearbeitet 01.11.2012 09:46 | nach oben springen

#9

RE: C41 Einmalentwickler - Farbe ganz einfach

in Dunkelkammer & Entwicklung 01.11.2012 09:51
von JoJo • Mitglied | 1.728 Beiträge

Ich verwende nur Bleichfixierbad, kann aber die Partikel bestätigen. Nach einigem Gebrauch habe ich meist einen ganzen Bodensatz davon in der Flasche. Allerdings hat sich davon nie etwas auf dem Film bleibend abgesetzt.

Gruß

Joachim


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