#1

Yashica MAT 124 G - Umbau auf 1,5 Volt

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 29.06.2012 07:28
von Beef • Mitglied | 289 Beiträge

Hi Leute,

wie gesagt, wollte ich ja noch kurz erklären, wie man die Yashica auf 1,5 Volt umstellt.
Es ist leichter als gedacht. Meine Idee war es, eine Spannungsstabilisierung auf 1,3 V einzubauen...so hätte man mit einer 1,5 V Batterie immer exakt 1,3 V anstehen und ein perfektes Messergebnis. Mit diesem Vorhaben machte ich den Fotoapparat auf. Dazu muss man oben am Sucherschacht die vier kleinen Schrauben rausdrehen.
An der inneren Vorderseite befindet sich noch eine kleine Abdeckung für die Elektronik...hier bitte noch die zwei Schrauben lösen. Dann seht ihr es so, wie auf meinem angehängten Bild.

Und siehe da, ein einstellbarer Spannungsteiler. Ein blanker Spannungsteiler ist für eine konstante Spannung alles andere als gut, da er je nach Belastung sehr in seiner Eigenschaft variiert. Aber warum die Mühe machen...so dachte ich, belasse ich es bei der Old School Elektronik. Da es sich hier um einen Cds-Fotowiderstand zur Messung handelt, welcher aus heutiger Sicht der Technik eher was für einen Dämmerungsschalter für ne Gartenlampe ist, fällt die Sache eh nicht so ins Gewicht

So, nun braucht ihr nur irgendeine Knopfbatterie mit 1,5 V...falls ihr nicht die richtige Größe habt, geht auch ne kleinere...man kann sie mit zamgedrückten Klopapier gut im Batteriekästchen fixieren Hauptsache die Kontakte berühren sich.
Am besten nimmt man jetzt eine zweite Kamera zur Hand und misst in einem schön gleichmäßig ausgeleuchtetem Raum (Tageslicht!) eine weiße Wand an. Man stellt an beiden Kameras gleiche Verschlusszeit und Blende ein und dreht am Potentiometer der Yashica (roter Pfeil auf Bild) so lange, bis die Yashica einfach das gleiche anzeigt, wie die bereits gut messende Referenzkamera.
Und fertig

Wichtig ist nur, dass der Raum gleichmäßig ausgeleuchtet und hauptsächlich die Wand gemessen wird. Das Glas des Sensors darf keines Falls direktem Sonnenlicht ausgesetzt sein. Die Yashica misst zur Überraschung sehr genau, aber ist sehr empfindlich gegen seitliche Lichteinflüsse, die sich gar nicht im Bild befinden. Steht man praktisch in der Natur und will einen Berg fotografieren, muss man zur Messung zwingend die Handfläche über den Sensor als Gegenlichtblende halten...dann stimmt das Ergebnis wieder exakt einer üblichen SLR überein...ansonsten hat man mehrere Blenden Unterbelichtung.
Zudem erwähnte ich bereits, dass Cds-Fotowiderstände nicht das gelbe vom Ei sind...wer eine alte Belichtungsschaltuhr, wie zB den Kaiser Report hat, der wird sicher schon bemerkt haben, dass diese nur in einem engen Bereich funktionieren. Ist das Licht zu hell nimmt er keine Unterschiede mehr wahr...genauso wenn es zu dunkel ist. So ist es bei der Yashica auch...in schlecht ausgeleuchten Räumen, wo man eher auf 1600 oder 3200 pushen würde, geht die Messung irgendwann in eine Sättigung...genauso auch mit zu hellem Licht. Deshalb zum Kalibrieren hier aufpassen, dass sich der Zeiger bei Blenden-/Zeitänderung auf jedenfall noch in beide Richtungen bewegen lässt...ansonsten gibt es zu wenig licht und eure "Eichung" ist falsch.

Wenn ihr die Messeinrichtung nun kalibriert habt, ist sie sehr exakt. Alle Lichtsituation von 100-400 ASA, die man noch aus der Hand fotografieren kann, werden sicher gemessen. Wenn man vom Licht her zwingend ein Stativ braucht, ist mir aufgefallen, dass die Messung so langsam an ihre Grenzen stößt.

Und bitte auf dem Bild nicht am rechten Poti drehen! Das ist zum Abgleich zwischen Sensor und Messinstrument...das zu justieren sollte nicht nötig sein. Die Potis haben auch keine üblichen Schlitze für Schraubendreher und müssen mit einer Pinzette oder anderem spitzen Gegenstand gedreht werden...entweder mit Druck auf den Schleifer oder durch die Einkerbung gegenüber.
Falls ihr beim justieren schlagartige Sprünge der Nadel feststellt, ist ein Kontaktspray sehr ratsam...oder zumindest das Poti 10-20 mal hin und her drehen. Bei mir war es nötig für ne exakte Justierung. Die Schleifbahn oxidiert eben mit der Zeit...das ist normal.

Gruß,
Andi

Angefügte Bilder:
Yashica_Sensor.jpg

zuletzt bearbeitet 29.06.2012 07:28 | nach oben springen

#2

RE: Yashica MAT 124 G - Umbau auf 1,5 Volt

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 29.06.2012 21:28
von Annalog • Mitglied | 182 Beiträge

Hallo Andi,

schöne Anleitung, aber mit einem bedeutenden Fehler: Man darf eben nicht irgendeine Knopfzelle mit 1,5V nehmen. Das sind Alkali-zellen (z.B. LR44 oder PX625A), deren Anfangsspannung im Laufe ihrer Lebensdauer kontinuierlich absinkt. Und wir wollen doch nicht vierteljährlich nachmessen, ob die Zelle noch 1,5 V hat.

Der Clou an diesen einfachst aufgebauten alten Belichtungsmessern ist, dass sie nur sinnvoll funktionieren mit einer konstant bleibenden Versorgungsspannung. Und das war das Schöne an den alten Quecksilberzellen. Die hatten jahrelang konstant 1,35 V und waren dann schlagartig leer. Ein ähnliches Verhalten haben die auch im einschlägigen Handel erhältlichen Silberoxidbatterien, wie z.B. die SR44: erst konstant 1,55V und dann ziemlich plötzlich ganz leer. Nur damit funktioniert Dein Umbau auch längerfristig.

Ich würde da aber gar nichts daran rumbasteln, sondern eine Hörgerätebatterie (Typ 675, PR44) einsetzen, die hat eine vergleichbare konstante Spannung wie die alten Queckies. Der einzige Nachteil: Diese Zink-Luft-Zellen halten nach Abziehen der Folie nur ca. 1/2 Jahr. Dafür sind sie spottbillig und die gibt es im 6er-Blisterpack in jedem Drogeriemarkt.

Weitere Alternativen zu den alten Quecksilberbatterien: siehe hier

Gruß, Manfred


 
Für Anfänger und Wiedereinsteiger hier meine Antworten auf die häufigsten Fragen zum SW-Fotolabor:
Schwarzweiß-FAQ
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#3

RE: Yashica MAT 124 G - Umbau auf 1,5 Volt

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 29.06.2012 21:51
von Beef • Mitglied | 289 Beiträge

Hi Manfred,

danke für den Hinweis. Hab mich schon ein paar mal gefragt, was an einer Quecksilberbatterie so toll sein soll. Ich dachte eben, dass man sie braucht, weil sie halt weniger Spannung hat. Irgendwie hab ich in meiner Ausbildung und Studium nie von einer Quecksilberbatterie gehört...oder ich hab in der Vorlesung geschlafen

Mit den Alkalibatterien hatte ich nicht so große bedenken, weil sie ja auch ohne Verwendung mehrere Jahre ihre 1,5 V haben. Hab hier noch ne Packung ausm Media Markt mit 30 Knopfzellen für 1 EUR...bestimmt schon 2 Jahre alt...alle haben noch 1,5 V.
Aber es stimmt schon...mit der Zeit der Belastung wenn sie leer werden, dann sinkt die Spannung auf sogar unter 1,3 V...da ist es mit einer Stabilisierung wohl auch nicht getan.

Ich werd mir deine vorgeschlagenen Batterietipps mal zu Herzen nehmen und auch den Link zu deiner Homepage durchlesen. Wird auf dauer wohl doch besser sein. Vielen Dank.

Gruß,
Andi


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#4

RE: Yashica MAT 124 G - Umbau auf 1,5 Volt

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 29.06.2012 22:24
von Gelöschtes Mitglied
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Ich habe mit den Zink-Luft-Batterien auch nur beste Erfahrungen.

Sooo schlecht sind die CDS-Zellen übrigens nicht, wenn man ihre Eigenart kennt. Eine Messung bei sehr wenig Licht kann schon mal 20 Sekunden dauern, bis sich der Zeiger eingepegelt hat. Der alte Lunasix ohne "3" oder andere Anhängsel ist ein sehr lichtempfindliches Gerät, mit dem man auch bei Mondlicht noch zuverlässig messen kann. Sein ostdeutscher Kollege, der Weimarlux CDS, hat den gleichen hervorragend guten Messbereich, nur die Haptik ist sehr "plastisch". Dafür wiegt er so gut wie nichts und wenn er mal runterfällt ist nur 1 Eur futsch.

LG Reinhold


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#5

RE: Yashica MAT 124 G - Umbau auf 1,5 Volt

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 29.06.2012 22:43
von Beef • Mitglied | 289 Beiträge

Zitat
Sooo schlecht sind die CDS-Zellen übrigens nicht, wenn man ihre Eigenart kennt.


Ja deswegen finde ich sie ja nicht so toll Ok, sie erfüllen hier echt gut ihren Zweck...und bei der Yashica hat man ja nur so nen Zeiger. Die langsame Reaktionsgeschwindigkeit macht mir wenig aus (sind meiner Kenntnis nach auch nur ein paar Millisekunden), es liegt eher an der ungeraden Kennlinie, warum ich für ein privates Bastelobjekt dann doch lieber eine Foto-Diode nehme, welche von dunkel bis hell eine gerade, lineare Kennlinie hat.

Und wenns in dem Bereich, den ich Sättigung nannte, wirklich nach 20 Sekunden doch geht...dann macht mir die Reaktionsgeschwindigkeit doch was aus Ich hätte meinen Wallner Report dafür verfluchen können...mein Vergrößerer war für das Gerät einfach zu hell. Bei nem 13x18 Abzug musst ich komplett abblenden, damit ich in den Bereich komme, wo der Wallner überhaupt wieder messen konnte. Und wenn ich bei nem größerem Abzug zu wenig Licht hatte, dann konnte ich die dunklen Bereiche des Negativs nicht mehr messen. Mein Jobotronic 200 arbeitet da hingegen bestens...der hat mich noch nie im Stich gelassen und trifft seine Zeit immer absolut genau.

Aber die Yashica geht wirklich sehr genau.


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#6

RE: Yashica MAT 124 G - Umbau auf 1,5 Volt

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 30.06.2012 01:12
von Gelöschtes Mitglied
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Zitat von grommi im Beitrag #4
Sein ostdeutscher Kollege, der Weimarlux CDS, hat den gleichen hervorragend guten Messbereich, nur die Haptik ist sehr "plastisch". Dafür wiegt er so gut wie nichts und wenn er mal runterfällt ist nur 1 Eur futsch.



Hm, so einen sollte ich mir als Ergänzung wohl mal zulegen, mit seinem Selen-Bruder Weimarlux nova bin ich schließlich auch schon sehr zufrieden.

Viele Grüße
Nils


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#7

RE: Yashica MAT 124 G - Umbau auf 1,5 Volt

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 02.07.2012 13:59
von Brom • Mitglied | 490 Beiträge

Zitat von grommi im Beitrag #4
Der alte Lunasix ohne "3" oder andere Anhängsel ist ein sehr lichtempfindliches Gerät, mit dem man auch bei Mondlicht noch zuverlässig messen kann.


Das ist bei allen Lunasix-Modellen so, deshalb heißen sie ja Lunasix


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#8

RE: Yashica MAT 124 G - Umbau auf 1,5 Volt

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 03.07.2012 16:21
von BertholdSW • Mitglied | 2.407 Beiträge

Danke Andi und Co.
Prima zu lesen, Eure Ratschläge.
Gruss Berthold


Man hat immer 3 Möglichkeiten! Immer!!!
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#9

RE: Yashica MAT 124 G - Umbau auf 1,5 Volt

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 03.07.2012 20:32
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

Für diejenigen, die noch nicht umgebaut haben oder sowas garnicht können, habe ich auch noch einen Tipp.
Das Blöde an der Yashi ist, daß der Beli mit dem Lichtschacht ein- und ausgeschaltet wird. Bei der Fotopirsch hat man den Lichtschacht aber normalerweise offen, ich jedenfalls. Der Beli verbraucht dann ständig Strom und lutscht die Batterie leer. In meiner Olympus, die überhaupt keinen Ausschalter hat, benutze ich deshalb die billigen Hörgerätebatterien (6 Stück um 4 Euro). Die sind mit und ohne Benutzung nach ca. 1/2 Jahr leer. Da muß man sich um die BAtterieschonung keine Gedanken machen und sie haben die fast genau, jedenfalls ausreichend richtige Spannung von 1,4 V und ebenfalls eine konstante Spannung bis zum plötzlichen Ende. Eine Ersatzbatterie sollte auf jeden Fall dabei sein, aber zum Glück hat die Yashi genau wie die Oly einen eingebauten Ersatzbatteriehalter


Gruß
Jochen
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analog: Olympus OM-2 und OM-4, Kodak Retina IIIC, IIIS und Retina Reflex S; digital: Pansonic Lumix GH3 und GF6
meine Galerie http://www.pbase.com/buschkoeln
meine HP http://jochen-b.de/


zuletzt bearbeitet 03.07.2012 20:33 | nach oben springen

#10

RE: Yashica MAT 124 G - Umbau auf 1,5 Volt

in Kameratechnik, Objektive, Blitzgeräte 03.07.2012 21:29
von Gelöschtes Mitglied
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Hahaha, das ist ja ne geile Idee, Jochen!


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