#1

Yashica Electro 35 - Meßsucherkamera

in Erfahrungsberichte 19.07.2010 11:56
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

Ich habe mich ja gewaltig reduziert und unter anderem auch meine Bessa und die Kiev abgestoßen. Eine Sucherkamera für unbeschwertes Knipsen sollte neben der FED für "Slow-Photography" aber wieder her. Ich habe mich für eine Yashica Electro 35 entschieden.

Von der Yashica gibt es diverse Ausführungen, die sich nur geringfügig unterscheiden. Die erste Ausführung ist recht selten, weil sie schnell durch die Electro 35 G ersetzt wurde. Das G soll für vergoldete Kontakte stehen. Meine ist die Electro 35 GT (identisch mit der GS nur schwarz), die einen gegenüber der G erweiterten ASA-Bereich hat bis 1000 ASA. Die anderen Änderungen sind für das Fotografieren nicht relevant. Es gab danach noch ein Model GTN bzw. GSN, das sich nur durch den Blitzkontakt im Zubehörschuh unterscheidet.

Beim Gebrauchtkauf kann man sehr leicht erkennen, ob die Kamera defekt ist, weil es einen typischen Fehler gibt, den man hört. Die Kamera hat für die Verschlußsteuerung ein Gummi-"Pad", das sich leider im Laufe der Zeit auflöst. Beim Spannen des Verschlusses muß es ein höhrbares "Klack" geben. Wenn sich das zu einem lauten "Klonk" ausweitet, steht das Pad vor dem Kollaps. Wenn es hinüber ist, hört man garnichts. Es gibt im Netz Reparaturanleitungen für eine einfache und eine komplizierte Reparatur. Das in der Werkstatt machen zu lassen lohnt eher nicht.

Ansonsten ist die Kamera fast noch puristischer als eine FED trotz Belichtungsautomatik. Es gibt nämlich keinerlei Möglichkeit auf die Belichtung Einfluß zu nehmen außer über die ASA-Einstellung, keine +/- Korrektur, kein AE-Lock, keine Gegenlichttaste oder sonstwas. Damit nicht genug liefert die Kamera auch keine Information, mit welcher Belichtungszeit sie beabsichtigt, ein Bild zu machen (ist Zeitautomatik mit Blendenvorwahl). Es gibt nur im Sucher und oben auf der Kamera 2 Lampen gelb und rot, die jeweils aufleuchten, wenn Überbelichtung droht oder Verwacklung. Freaks machen das so: wenn die mit 1/125 belichten wollen, drehen sie die Blende soweit auf, bis die Überbelichtungswarnung angeht - aha 1/500 - also die Blende um 2 Stufen schließen = 1/125. Dafür muß man aber wirklich ein absoluter Yashica-Fan sein Mir ist egal, welche Zeit eingestellt wird - außerdem weiß ich das normalerweise auch ohne Anzeige. Bei der OM-2 bekomme ich das auch nicht angezeigt, weil ich die meist nicht einschalte. Einem Anfänger kann ich die Kamera aber keinesfalls empfehlen.

Eine Kompaktkamera ist das auf jeden Fall nicht. Sie ist deutlich größer und schwerer als z.B. die OM-2. Sie liegt aber sehr schön in der Hand, obwohl bei ihr anders als bei alle anderen Kameras, die ich kenne, das Objektiv nach links von vorne gesehen verschoben ist. Die rechte Hand hat deshalb weniger Platz zum Anfassen und Halten als die linke Hand, die aber normalerweise das Objektiv stützt bzw. am Fokusring hält.

Der Sucher ist für Leica- oder Bessakenner nicht gerade eine Offenbarung. Aber er ist klar, kontrastreich und mit gut sichtbarem Meßfeld, wenn ja wenn er gereingt wurde. Das war halt eine Massenkamera zu niedrigem Preis, der man keinen gekapselten Sucher spendiert hat. Viele sind staubig und auch (durch Nikotin?) trübe. Die Deckkappe abzunehmen für eine Reinigung ist allerdings kein Problem.

Das Objektiv - ein 1,7/45 - ist dem Vernehmen nach jedenfalls das Beste an der Kamera. Es soll problemlos in der allerersten Liga mitspielen können. Eine Gegenlichtblende sollte man ihm gönnen. Da kommen aber nur zylindrische Blenden mit einem maximalen Durchmesser (vorne) von ca. 67mm in Frage, weil sonst das E-Messerfenster abgedeckt wird.

So, jetzt fällt mir erst mal nix mehr ein. Habe ich die Kamera jetzt eher positiv oder negativ beschrieben? Egal, ich fotografiere gern mit ihr.

http://feuerbacher.net/photo/frame.html?...o35GT.html~Main

Gruß
Jochen


Gruß
Jochen
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#2

RE: Yashica Electro 35 - Meßsucherkamera

in Erfahrungsberichte 19.07.2010 13:53
von Brom • Mitglied | 490 Beiträge

Zitat von bilderknipser
Habe ich die Kamera jetzt eher positiv oder negativ beschrieben?



Du hast sie auf jeden Fall sehr treffend beschrieben *top* (könnte mal jemand die Smilies reparieren?)

Ich habe seit längerer Zeit die erste Ausführung in noch seltenerem Schwarz - das Modell heißt dann "Professional"
Der Unterschied zu den Nachfolgern ist (neben dem ASA-Bereich) ein Spannhebel ganz aus Metall, Punkte statt Pfeile für die Belichtungsanzeige, sowie eine andere Bodenplatte.

Dass die Kamera eine Schönheit ist, sieht man ja auf den Bildern, mir gefällt außerdem noch die äußerst solide Verarbeitung und Materialwahl.
Da fühlt sich alles satt und robust an, Vollmetall, keine ausgeleierten Plastik-Konstruktionen.

Wenn deine GT schon bis 1000 ASA geht, gehört sie übrigens zu denen, die von 1970-73 gebaut wurden.

Erwähnen könnte man noch die riesige Quecksilber-Batterie, die jedoch ganz einfach durch eine handelsübliche 6V-Batterie ersetzt werden kann, die man mit einem Stück Pappe und einem Knäuel Alufolie im Batteriefach fixiert.

Eine weitere Schwachstelle neben dem Pad können die Kontakte der Belichtungsmessung/Anzeige sein, die durch das Herunterdrücken des Auslösers aktiviert werden. Da kann es Kontaktprobleme geben, so dass die Anzeige nicht aktiviert wird, oder man den Kontaktpunkt durch Hin- und Herbewegen des Auslösers suchen muss. Wenn man das oft genug wiederholt, wird es meist besser.

Dem Sucher wurde ein Parallaxenausgleich spendiert, der Leuchtrahmen bewegt sich mit der Entfernungseinstellung mit.


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#3

RE: Yashica Electro 35 - Meßsucherkamera

in Erfahrungsberichte 19.07.2010 18:52
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

Ach ja, die Batterie. Das ist wirklich kein Problem. Ich habe auch die dünnere und kürzere 4LR44 mit Pappe umwickelt und das Batteriefach mit Alufolie ausgestopft. Es gibt aber auch Adapter in der Größe der alten Batterien, wo man die Alkalis dann reinstecken kann. Das ist beim Batteriewechsel natürlich praktischer. Die V625U haben genau den Durchmesser des Batteriefachs. Davon kann man auch 4 Stück nehmen, dann muß man nur in der Länge auffüllen. Das geht prima mit einem kleinen Stapel 1-Cent-Stücke, den man mit Tesafilm umwickelt zu einem Päckchen stabilisiert.

Zitat von Brom
Ich habe seit längerer Zeit die erste Ausführung in noch seltenerem Schwarz - das Modell heißt dann "Professional"


Die hatte ich vor vielen, vielen Jahren auch mal. Da war die Kölner (oder Deutsche?) Yashica-Vertretung schräg bei mir gegenüber, ein Souterrain-Büro mit 2 Mitarbeitern (braucht man heute ein Hochhaus für). Man kennt sich, und im Zuge der "Nachbarschaftshilfe" hatte ich die für 'nen Appel und en Ei bekommen.

Gruß
Jochen


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#4

RE: Yashica Electro 35 - Meßsucherkamera

in Erfahrungsberichte 08.08.2010 09:54
von uthaburn • Mitglied | 1.631 Beiträge

Grüß dich Jochen,

ich habe mit Yashica angefangen zu Fotografieren und mag diese Kameras immer noch, hat Kyocera doch zu ihrer Zeit mit Yashicas und Contaxkameras teilweise fotografische Highlights gesetzt.
Das Umbauen von Queckis zu modernen Batterien funktioniert allerdings bei den meisten Kameras nicht (es gibt allerdings Ausnahmen wie einige Konicas, mit Spannungsumwandler).
Die Spannungsversorgung einer heutigen LR44 ist eine andere wie z.B. die alte 625er Quecki. Fakt ist man zerstört durch Überspannung den Belichtungsmesser oder wenn er durchhält zeigt er definitv falsche Werte an, das sind in der Regel zwei-drei Blendenstufen. Das gleiche Problem hatte ich mit meiner alten Leica M5, die ja auch noch für den CDS Belichtungsmesser alte 625er Queckis braucht. Ich habe sie bei Herrn Reinhard umbauen lassen, dazu muss der Belichtungsmesser auf die neue Stromversorgung eingemessen werden. Kostenpunkt mit passendem Adapter, der fest eingebaut ist 25.- €. Sie "frisst" jetzt ebenfalls LR44 und die bekommt man an jeder Ecke.
Die Yashica 35 Elektro, ist zwar einfach konstruiert, aber eine robuste Kamera, ohne Schnickschnack, aber mit einem guten Objektiv (Geli nicht vergessen) wirst Du bestimmt lange Freude daran haben.

LG
Frank


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#5

RE: Yashica Electro 35 - Meßsucherkamera

in Erfahrungsberichte 08.08.2010 10:31
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

Die Yashi 35 hat wohl eine sogenannte Brückenschaltung, der die Spannung egal ist (im Gengensatz zur 6x6-mat, die Queckis braucht). mit SR44 (Silberoxid) ist man aber auf jeden Fall besser bedient als mit LR44 (Alkali).

Die Sache mit der Geli ist sicher richtig, aber nicht mit den üblichen Gummiblenden zu lösen, weil die weit vor den Sucher - und was noch schlimmer ist - vor das E-Messer-Fenster ragen. Die durchbrochenen Gelis ala Leica habe ich für 55 mm noch nicht gesehen. Ich habe von einer Gummiblende die erste FAlte abgeschnitten. Dann ist sie zwar nicht mehr so wirksam, aber sie verdeckt auch ganz knapp nicht mehr den E-Messer.

Eine wirklich schöne Kamera, wenn man sich am Belichtungsblindflug und an der Größe nicht stört (ist meine größte Kamera). Ich habe zum Glück auch ein Exemplar mit klarem und kontrastreichem Sucher erwischt. Da habe ich schon ganz andere Sucher gesehen.

Gruß
Jochen


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#6

RE: Yashica Electro 35 - Meßsucherkamera

in Erfahrungsberichte 08.08.2010 11:54
von uthaburn • Mitglied | 1.631 Beiträge

Die Yashi 35 hat wohl eine sogenannte Brückenschaltung, der die Spannung egal ist (im Gengensatz zur 6x6-mat, die Queckis braucht). mit SR44 (Silberoxid) ist man aber auf jeden Fall besser bedient als mit LR44 (Alkali).

Dann ist das wahrscheinlich ähnlich wie bei Konica, finde ich genial, dass so eine kleine Kamera schon so eine aufwendige Technik hat (eben Yashica)

Übrigends, bei Leica M Kameras ist das nicht anders, je nach Objektiv und Geli, ragt das auch voll in den Sucher hinein. Da der Sucher bei einer M allerdings sehr gross ist, kann man sich daran gewöhnen. Mein Sohn hat da immense Schwierigkeiten, ich nicht mehr, weil ich mich daran gewöhnt habe. Jetzt fällt es mir ein (Danke für die Hilfe) meine M5 ist auf SR44 umgebaut nicht auf LR44.
Und auch die haben wieder eine andere Spannungsregelung, Reinhard hat es hinbekommen, ich denke ich habe einiger der einzigsten M5, die so umgebaut worden sind.
VG
Frank


alles was Klack macht !!

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zuletzt bearbeitet 08.08.2010 11:56 | nach oben springen

#7

RE: Yashica Electro 35 - Meßsucherkamera

in Erfahrungsberichte 08.08.2010 12:19
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge
Wenn Sie hier auf Links zu eBay klicken und einen Kauf tätigen, kann dies dazu führen, dass diese Website eine Provision erhält.

Für die FED habe ich so eine "gefensterte" Geli, wo man durchschauen kann. Die von Leica sind noch besser weil schräg, aber diese sind auch schon ok und stören weniger.
Werbung: http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?View...e=STRK:MEWAX:IT

Das mit der Brückenschaltung ist eine seltsame Sache. Keine Ahnung, warum die das nicht grundsätzlich gemacht haben. Bei Olympus ist meines Wissens die einzige Kamera von den "Quecki-Kameras", die das hat, die ECR (vermutlich auch die EC).

Ich habe bei Ebay übrigens kürzlich 2 V14PX ergattert. Das sind 2 normale PX13 in einem Gehäuse, das man nur runterrupfen muß.

Gruß
Jochen


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#8

RE: Yashica Electro 35 - Meßsucherkamera

in Erfahrungsberichte 09.08.2010 07:50
von uthaburn • Mitglied | 1.631 Beiträge

Hallo Jochen,

bei uns in Leverkusen gibt es Foto Greiss (ein Gangster ). Aber faire Preise und für Analogfans ein Paradiesladen. Meine Frau nimmt mich immer am Arm und läuft dann ganz schnell mit mir daran vorbei, ich weiss gar nicht warum . Der bekommt noch frische Queckis 625er (angeblich aus den USA)und verkauft sie für 8.- € pro Stück. Im Internet mal Googeln "Foto Greiss, Leverkusen"
falls Du welche brauchst.
VG
Frank


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