#1

Bewegte Bilder, ausnahmsweise.....

in Erfahrungsberichte 16.10.2009 22:44
von photo-charly • Mitglied | 654 Beiträge

Bewegte Bilder auf russisch.

Ein Meisterwerk russischer Quarztechnik

Wer einmal angefangen hat Photographica zu sammeln, kennt wahrscheinlich das Phänomen, das man irgendwann den zu sammelnden Stücken nicht mehr nachlaufen muss. Sie werden einem zugetragen. Jeder, der was hat wo Linsen dran sind, was nicht mehr gebraucht wird, erinnert sich daran: Das is doch...... der sammelt doch....

Ok, vieles was da so kommt ist nicht unbedingt das was man so sucht und sammelt. Was mich betrifft bevorzuge ich Aufnahmegeräte die mit Film des Formates 24x36 mm zu bestücken sind. Schmalfilm war nie so meine Leidenschaft. Aber erstmal nimmt man die Sachen ja an, was nicht selber behalten wird, findet meist einen Liebhaber, der sich mit diesem Gebiet des Sammelns befasst.

Aber dieses Stück russischer Camerabaukunst mit Quarztechnik hat mich echt beeindruckt. Und das obwohl da Schmalfilm unbekannter Sorte reinkommt.

Was da nun vor mir liegt ist ein Schmalfilmkamera, „made in USSR“. Etwas verstaubt und verschmutzt, aber ohne erkennbare Schäden. Ich beschließe, erstmal reinigen. Auf der Frontseite ist neben der Herkunft auch noch „ Quarz 1x8s-2“ zu lesen. Quarz...??? Quarz gesteuert? Im Hinterkopf denke ich an Contax RTS 2 Quarz. Die ihre Belichtung nach den Schwingungen eines Quarzkristalles steuert. Diese Technik aus Russland? Ein Baujahr kann ich nicht recherchieren. Also erstmal weiter putzen. Quarz....irgendwo muss doch das verdammte Batteriefach sein. Nich das die Batterien auslaufen und irreparable Schäden hinterlassen. Vielleicht im Griff...? Meine Suche bleibt erfolglos. Einen großen Knebel halte ich für den Öffner für das Fach, in dem die Filmkassette eingelegt wird. Ich drehe links, wie das halt so war bei Vaters Bauer Super 8, nix tut sich. Ich drehe ins Leere, kein Deckel will sich öffnen. Und rechts herum? Nun staune ich nicht schlecht, das Ticken der Arretierender eines Federmotors ist zu hören, tik, tik, tik, tik...... Einige Umdrehungen später kennt meine Neugier keine Grenzen, der Auslöser wird gedrückt. Nun staune ich endgültig Bauklötze, mit sattem Geräusch läuft der Motor, das sogar mit erstaunlicher Ruhe. Was ich vor mit habe ist „Federwerks betriebene Quarztechink made in USSR“ Nun weiß ich das Quarzuhren auch ohne Strom funktionieren müssen. Warum baut man bei denen nur immer die teuren Batterien ein? Hab´s doch immer gewusst, alles Kundennepp! Die wollen nur die teuren Batterien verkaufen!

Werden wir wieder ernsthaft. Die Russische Quarztechik hat einiges zu bieten.

Neben dem Schalter, mit dem man den Quarz ( Federwerk ) aufzieht, gibt es noch einige Schalter und Knöpfe. Zum einen der übliche Schalter, mit dem man die Bildgeschwindigkeit einstellt. Die angegebenen Bilderzahlen: 8, 12, 18, 24, 32 und fPS, was auch immer letzteres bedeuten mag. Eine Blendeneinstellung gibt es auch, die möglichen Einstellungen A und M mit Stufenlosen Zwischenwerten. Bei A ist die Blende geöffnet. Bedeutet A vielleicht Abend? Und M Mittag? Bei M ist die Blende bis auf eine Öffnung von vielleicht einen Millimeter geschlossen. Ein weiterer Schalter hat zwei Symbole, eine Lampe und ein Sonnensymbol. Kunstlicht und Tageslicht, vermutlich. Das Objektiv lässt sich abschrauben. Damit ist der Blick auf das frei, was der Schalter für Tages und Kunstlicht bewegt. Wird auf Tageslicht gestellt, wird ein orange Filter eingeschwenkt. Bei Kunstlicht ist kein Filter eingeschwenkt. Das lässt den Schluss zu das der verwendete Film auf Kunstlicht sensibilisiert war, dann ist bei Tageslicht ein orange Filter nötig um einen Blaustich zu verhindern. Macht auch Sinn, durch den Filter wird das Licht reduziert. Auch einen Schalter mit den Einstellungen -2, 0 und +2 gibt es noch. Eine Belichtungskorrektur? Was dieser Schalter genau bewirkt oder verstellt, kann ich nicht feststellen, es sei denn ich zerlege das russische Wunderwerk der Filmtechnik. An der Rückseite der Filmkamera ist ein Filmzählwerk zu sehen.

Ein Blick durch den Sucher zeigt in der Mitte einen Kreis mit Mikroprismen zur Fokussierung. Am unteren Rand wird die eingestellte Blende gezeigt. Das Okular lässt sich zwecks Dioptrien Verstellung verdrehen. Die Einstellung ist recht leichtgängig und verstellt sich damit leicht wieder.

Das Objektiv bietet eine Zoom Einstellung mit den Werten 9, 15, 20, 25, 30, 38. Die Fokuswerte werden in Metern angegeben. 1,5, 2, 2,5, 3, 4, 6, 15 und unendlich sind vermerkt. Das Objektiv mit der Seriennummer 849183 trägt die Bezeichnung METEOR – 8M – 1, 1,8/9-38. In der Abdeckung für das Filmfach ist ein Sichtfenster, das vermutlich den Blick auf den Teil der Filmkassette freigibt, der die Bezeichnung des Filmes trägt. Die Lage der Filmebene ist markiert. Anschlüsse für Drahtauslöser sind vorhanden, Stativgewinde auch.

Der Motor läuft mit sattem Geräusch, bei voll aufgezogener Feder 30 Sekunden bei 18 Bildern in der Sekunde. Nach 20 Sekunden lässt die Laufgeschwindigkeit merklich nach. Diese kurze Laufzeit spart zwar Film, wird den Kameramann/Frau aber nicht erfreuen.

Eine Frage bleibt offen: Was will uns das Wort Quarz sagen?



Angefügte Bilder:
bild1.jpg
bild2.jpg
bild3.jpg
bild4.jpg
bild5.jpg
bild6.jpg



Lieber "analog" mit vollem Film, als "digital" mit leerem Akku!

Gruß vonne Küste

Charly

P.S. Wer morgens zerknittert ist, hat tagsüber viele Entfaltungsmöglichkeiten!





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#2

RE: Bewegte Bilder, ausnahmsweise.....

in Erfahrungsberichte 22.11.2009 07:08
von phosphor • Mitglied | 1.232 Beiträge

[quote="photo-charly"]Bewegte Bilder auf russisch.

Ein Meisterwerk russischer Quarztechnik


Eine Frage bleibt offen: Was will uns das Wort Quarz sagen?

Vermutlich ein Übersetzungsfehler, bezogen auf den Federmotor, der macht beim Aufziehen Knarz-knarz-knarz.
vermutet
phosphor


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Die logarithmische Dichte eines Films
ist der dekadische Logarithmus
des reziproken Wertes des Transmissionsgrades
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