#1

Abblenden zur Verbesserung der Bildqualität?

in Erfahrungsberichte 01.09.2008 06:31
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

Normalerweise sagt man ja, daß ein Objektiv bei offener Blende nicht so dolle ist, und daß man doch so 2-3 Stufen abblenden sollte. Auf der anderen Seite ist es ein physikalisches Gesetz, daß das Auflösungsvermögen um so größer ist, je weiter die Blende geöffnet wird. Da soll Blende 5,6 ein guter Kompromiß sein.

Nun habe ich aber in einem Artikel von Pete Myers über hochauflösende Fotografie bei Luminous Landscapes etwas ganz anderes gelesen. Er schwört darauf das 2/35 Summicron bei weit offener Blende zu benutzen, weil ein Abblenden keinen Vorteil bringt für die Bildqualität. "Dafür ist es ja gemacht" schreibt er. Er schreibt allerdings auch, daß diese Aussage nur für Spitzenobjektive gilt.

Jetzt wollte ich es mal wissen, was denn meine Nikkore dazu sagen. Die haben ja auch keinen schlechten Ruf und waren lange bei den SLRs das, was Leica bei den RFs war. Also habe ich auf einem 100er Sensia (den Velvia wollte ich für Tests nicht mißbrauchen) meine beliebte Plakatwand auf einer Backsteinmauer fotografiert und das Ergebnis akribisch mit einer 10-fach Lupe auf dem Leuchtpult untersucht.

Nikkor 2/35
Der Kontrast ist bei 2,0 etwas geringer als abgeblendet. Daß die Schärfe schlechter ist, könnte ich nicht sagen. Alles, was ich abgeblendet so eben noch lesen konnte auf der Plakatwand, konnte ich auch bei 2,0 lesen. Ein Abblenden über 2,8 hinaus brachte keine Verbesserung mehr.

Nikkor 1,4/50
Bei 1,4 war es schon schwächer, wobei das aber auch überwiegend auf das Konto des Kontrastes ging. Die Auflösung war aber wohl auch etwas geringer. Ab 2,0 gab es keine sichtbare Verbesserung mehr.

Nikkor 1,8/85
Hier hatte ich schon erwartet, daß es bei 1,8 etwas schwächer ist, aber ich konnte keinen Unterschied feststellen.

Nikkor 3,5/135
Wie erwartet bringt das Objektiv schon bei 3,5 die volle Leistung.

Ich hatte vor einiger Zeit für mich schon mal diverse Zooms getestet, da sah das ganz anders aus. Das relativiert natürlich auch die Lichtstärke. Wenn ich ein 2,8er oder sogar ein 3,5er Zoom noch 2 Stufen abblenden muß, dann ist das schon was anderes als Lichtstärke 2,0

Heute habe ich dann den Test mit meinen 3 Objektiven zu Bessa wiederholt. Über das Ergebnis berichte ich Euch auch.

Ach so, hier noch der Artikel, der auch sonst sehr interessant ist:
http://www.luminous-landscape.com/essays...h-already.shtml

Gruß
Jochen


Gruß
Jochen
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#2

RE: Abblenden zur Verbesserung der Bildqualität?

in Erfahrungsberichte 01.09.2008 18:01
von Grisu • Admin | 9.337 Beiträge
Hi Jochen,

eine interessante Überprüfung, wäre interessant, wenn Du die weiteren Ergebnisse hier auch noch postest.

Von Canon kenne ich das ebenfalls, sämtliche L-Tele-Festbrennweiten erreichen ihre maximale Auflösung / ihren maximalen Kontrast laut Labortests vom fotomagazin bereits bei Offenblende. Das gilt auch für viele L-Zooms. Bei meinen Objektiven habe ich die Erfahrungen gemacht, dass das EF 50/1,8 II ebenfalls ab Offenblende perfekt arbeitet. Das EF 100/2 USM nimmt an Schärfe nochmal zu, wenn man auf Blende 4 abblendet (mehr muss aber nicht sein), das EF 70-200/4 L USM erreicht sein Maximum bei Blende 5,6, auch wenn die Leistung bei Offenblende schon scharf und brillant ist.

Nicht gelten soll das allerdings - so habe ich mehrfach gelesen, auch in Laborberichten - für das teure EF 50/1,2 L. Hier ist die Abbildungsleistung bei Offenblende einfach zu weich, als dass sie einer L-Festbrennweite gerecht würde. Hier muss zumindest eine halbe Stufe abgeblendet werden...

Gruß
Sven

P.S.: Nach Beschreibung in Impex' Katalog erreicht der hochauflösende Adox CMS 20 seine Maximalleistung bei Hochleistungsobjektiven mit einer Anfangsöffnung von Blende 2 oder gar 1,4, die dann mit Blende 4 eingesetzt werden.



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zuletzt bearbeitet 01.09.2008 18:05 | nach oben springen

#3

RE: Abblenden zur Verbesserung der Bildqualität?

in Erfahrungsberichte 01.09.2008 22:23
von albedo • Mitglied | 81 Beiträge

Hallo
im beipackzettel zum gigabitfilm gibt es eine interssante tabelle zum auflösungsvermögen:

theoretische auflösungwerte für eine perfekte optik bei der wellenlänge von 590 nanometer:

gesamter bildwinkel in grad 0 20 40 60 90
tangential(radial)

blende 2,8 492(492) 470(486) 408(462) 320(426) 174(348)
4 348(348) 332(342) 290(326) 226(302) 122(246)
5,6 246(246) 235(243) 204(231) 160(213) 87 (174)
8 174(174) 166(171) 145(163) 113(151) 61 (123)
11 123(123) 117(121) 102(115) 80(106) 43 (87)
16 87(87) 83(86) 72(82) 56(75) 31 (62)
22 61(61) 59(61) 51(58) 40(53) 22 (44)
32 43(43) 41(43) 36(41) 28(38) 15 (31)
diese werte gelten für einen kontrast von 1000: 1 und stellen linienpaare pro millimeter dar.


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#4

RE: Abblenden zur Verbesserung der Bildqualität?

in Erfahrungsberichte 01.09.2008 23:06
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

Ach ja, das muß natürlich noch ergänzt werden:
Das theoretische Auflösungsvermögen bei Kontrast 1:1000 wird schon mangels Objektkontrast bei Halbtonmotiven äußerst selten erreicht. Diese Aussagen sind interessant (hatte ich ja auch drauf hingewiesen), aber ebenso wie Labortests mit Testtafeln für die fotografische Praxis nicht viel wert (außer für Physiker).

Schon ein Kontrast von 1:100 wird eher selten vorhanden sein bzw. überhaupt vom Film wiedergegeben werden können. Es ist sicher mit ein Grund, warum ein Spitzenobjektiv im Bereich von 2-3 Blenden keinen sichtbaren Qualitätsunterschied liefert, daß der Film das garnicht wiedergeben kann. Aber darauf kommt es ja an!! Mir ist die theoretische Auflösung doch völlig gleichgültig. Ich will wissen, wie ich mein Objektiv mit meinem Film bei meinen Motiven ausnutzen kann. Bei Landschaftsfotografie mit dem Velvia vom Stativ ist das sicher ein ganz anderer Bereich als available Light mit dem TriX (,falls ich dafür überhaupt die selben Objektive verwende). Ich mache die meisten Tests deshalb auch freihand, weil ich sonst ja auch nur selten ein Stativ verwende. Auch da bringt Abblenden sicher wenig, weil bei 1/60 und 1/250 mit praktisch jedem Objektiv schon Verwacklungsunschärfen sichtbar werden. Ich bin da jedenfalls sehr empfindlich und sortiere oft Aufnahmen aus, die andere als knackscharf ansehen.

Gruß
Jochen


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#5

RE: Abblenden zur Verbesserung der Bildqualität?

in Erfahrungsberichte 01.09.2008 23:47
von BertholdSW • Mitglied | 2.407 Beiträge

Hallo Jochen.
Sehr aufschlussreich zu lesen. Nur fotografiere ich so gut wie nie mit offener Blende bei meinen Motiven.
Meine wenigen Versuche, damals, haben mir gezeigt, das die grössere Tiefenschärfe bessen ankommt als das Gegenteil.
Zur Zeit blende ich schon mal in die F5,6...F8 Gegend ab. Speziell bei den Weichzeichnern. Unbestritten toll finde ich den "Superverschwommene" Hintergrund bei den Großen Blenden und knackscharfen Negativen. Da stört so gut wie nichts mehr. Bei Nahaufnahmen reicht dann aber wieder die Tiefenscherfe schlecht. Das mit den grösseren Blenden werde ich aber krittisch in mich gegehn lassen. Mal sehen was bleibt. Landschaften, mit F5,6 darf im Bereich Vorder- bis nahem Mittelgrund aber wenig nahes haben. Das unscharf mag ich garnicht leiden.
Danke Berthold


Man hat immer 3 Möglichkeiten! Immer!!!
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#6

RE: Abblenden zur Verbesserung der Bildqualität?

in Erfahrungsberichte 02.09.2008 01:36
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

Pete Myers schreibt in seinem Artikel, daß gerade die geringe Tiefenschärfe bei seinen Motiven zu einem mehr dreidimensionalen Bildeindruck führt. Das hängt sicher von Motiv und Geschmack ab. Ich probiere das gerade aus. Ich fürchte aber, daß bei größerer Entfernung zum Motiv anderen Bildteile nur ein wenig unscharf sind. Das kann ich garnicht leiden. Wenn schon denn schon.

Gruß
Jochen


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#7

RE: Abblenden zur Verbesserung der Bildqualität?

in Erfahrungsberichte 04.10.2008 18:07
von Harald
Nach meiner Erfahrung in Landschaft
(ich mache fast nur dies, bin eher kein Theoretiker, sondern mache learning by doing, werde als von techn. Aberrationen von der Norm nicht sonderlich überrascht, sondern reagiere..)
ist f8-f11 die beste Lösung bei Tageslicht, f5,6 wäre von der Auflösung wohl besser, wird aber aus Gründen der geringeren plastischen Wirkung nicht so favorisiert.
Erschwerend kommt bei f5,6 dazu, dass die Zeiten schon bei 1/500s, oft bei 1/1000s ankommen, sonst habe ich eine totale Überbelichtung oder müsste auf ein bei weitem weniger empfindlichen Film zurückgreifen als mein geliebten ASA200, der so schön universell ist und Aufnahmen bei ziemlich düsteren Lichtverhältnissen (in Gassen, im Wald) packt, ohne die magischen 1/60s (Freihand) unterschreiten zu müssen.
Meine Objektive? Meistens Meyer Görlitz 1,8/50 oder Zeiss (Pentacon) 1,8/50 aber auch Asahi mit ähnl. Daten.
Das Tessar mit 2,8/50 ist da schon noch besser, weil unkomplizierter zu gebrauchen, die Zeiten bleiben flexibel genug. (Freies Feld, mittags im Sommer)
Landschaft ist selten große Blende, sondern mehr Tiefe, deshalb nutze ich die Abblendtaste nur noch zur Kontrolle und gehe dabei meist 1-2 Blenden unter die Empfehlung.
Freigestellte Motive machen zwar viel Freude, sie werden aber nicht immer "verstanden" und werden gerne fehlgedeutet, was mir zunehmend egaler geworden ist.
Die größten Schärfen von Festbrennweitenobjektiven (nur die nehme ich) sind wohl mittig zu finden, mittenbetonter Schärfeverlauf und schon haben wir die Antwort!
Ein Wort zu den kurzen Zeiten:
Die Sache hat den Vorteil, dass man garnicht so schnell verwackeln kann, wie der Spiegel schwingt- dh. Zitterpartien sind wohl eher nicht sichtbar und ein Stativ kann man getrost im Schrank lassen.
Gute Resultate habe ich mit dem Drahtauslöser gemacht, der die typische Schiefhaltung der Kamera (Verzug) ausbügelt. (Daran muss man sich erstmal gewöhnen und am besten ein Haltebügelchen basteln, das den Drahtauslöser an der rechten Trageöse der Cam einhängen lässt.
Nochwas: Das Super Revuenon 2,8/35mm hat mich angenehm überrascht.

zuletzt bearbeitet 04.10.2008 18:10 | nach oben springen

#8

RE: Abblenden zur Verbesserung der Bildqualität?

in Erfahrungsberichte 07.10.2008 11:38
von uthaburn • Mitglied | 1.631 Beiträge

Hallo Jochen,

ein interessanter Bericht über die Abbildungsleistung deiner Nikkore, die Nikkore gehören mit zum besten was die "Optikindustrie" bietet, neben Zeiss und Leitz. Übernehmen lässt sich deine Beobachtung allerdings nur auf die o.E. Spitzenoptiken, nach meiner Erfahrung. Die meisten Spitzenobjektive lassen keine Schwächen zu, egal mit welcher Blende fotografiert wird. Ich merke das an meiner Yashica 124 G, abgeblendet erreicht das Yashinon die Spitzenleistung eines Tessars (Gegenlichtblende vorausgesetzt), allerdings nur abgeblendet, bei Offenblende ist das Zeiss weitaus überlegen, obwohl es "nur " ein Tessar ist, ein Sonnar von Zeiss übertrifft die Leistung allerdings bei weitem und das ist deutlich erkennbar bei digitalisierung der Negative, oder deren analogen Vergrösserungen. Hasselblad setzt bei den neuen H- Systemen auf einen japanischen Hersteller, bei den Optiken, die mit Sicherheit nicht schlecht sind.
Interessanterweise gibt es aber einige Berichterstattungen von Profifotografen im Netz, die Messbar bessere Ergebnisse, mit den "alten" Zeissoptiken erreichen, insbesondere dann, wenn es um Entfernungen geht, also Unendlich. Ich denke mal es lässt sich einfach nichts mehr toppen, das Tessar "Adlerauge" gennant wurde gegen Ende des 1800ten Jahrhunderts errechnet und wird mit den gleichen Berrechnungen von Zeiss immer noch hergestellt. Ich werde demnächst mal Vergleichfotos einstellen, von diversen "Spitzenoptiken" mal sehen was da herrauskommt.
Grüße
Frank


alles was Klack macht !!

http://home.fotocommunity.de/rolleiflex/index.php?id=1353326


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#9

RE: Abblenden zur Verbesserung der Bildqualität?

in Erfahrungsberichte 07.10.2008 17:22
von Harald

Das wird z.T. mein "Problem" sein, Frank, dass diese Zeiss Jena schon extrem sind- egal ob das ein altes Biotar von paarundfünfzig oder ein Tessar ist.
Persönlich komme ich mit dem Oreston auch sehr gut hin, das besonders bei Landschaft überzeugt. Deshalb habe ich die drei Zooms wieder verkauft und auch einige andere Tele bis auf ein 135er und fotografiere praktisch nur noch in 50mm.
Der Rahmen dieser Landschaftsfotografie war immer recht knapp bei f8-f11, wobei gerade neue Überlegungen und Tests mit offenerer Blende gemacht werden- wo mir noch starke Zweifel sind.
Offenblende ist eigentlich bis jetzt noch nicht nötig gewesen, selbst bei den Tafel-Bildern nicht:

http://www.plaetzchenwolf.eu/1500-5.html
http://www.plaetzchenwolf.eu/1500-6.html
http://www.plaetzchenwolf.eu/1500-7.html

Meist f4 oder einmal sogar f2,8
(immer freihand)


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#10

RE: Abblenden zur Verbesserung der Bildqualität?

in Erfahrungsberichte 10.10.2008 03:30
von Harald

Eigentlich passt dieses Thema zu meinem "F8-Beitrag", wo die Probleme ähnlich angeleuchet worden sind:
Abblenden um 1-2 Blenden ist schon gut, weil die meisten Objektive (soweit ich mich da durchgelesen habe) mittig gelagert sind:
Mittenschärfeorientiert und mittig bei den Blenden- dh. f5,6 wird wohl die beste aller Welten sein, wenns irgendwie machbar ist und der Schärfeneffekt passt.
Ich denke,dass bei Landschaft (Architektur hat sowieso um die f5,6) meist f11 genommen werden muss, im günstigeren Fall kann man (oder sollte?) versuchen auf f8 zu kommen.
Eine Wissenschaft wollte ich aus dem Hobby nicht machen, sondern nur zeigbare Bilder...


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