#1

2 Blendenautomaten

in Erfahrungsberichte 27.08.2013 22:41
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

Mit der einen fotografiere ich schon eine Weile und die andere ist mir gerade zugeflogen.

Die eine ist die Mamiya NC 1000s (weiter nur „Mamiya“) und die andere ein Canon EF („Canon“).

Zunächst mal sind sie schon äußerlich bzw. vom Gehäuse 2 grundverschiedene Kameras. Die Mamiya hat so in etwas Olympus OM Format, wogegen die Canon das wuchtige Gehäuse der Canon F1 hat nur ohne Wechselsucher. Aber seht selbst:




Das Aussehen ist Geschmackssache. Die Canon läßt sich besser halten, was aber wegen des deutlich höheren Gewichts auch nötig ist.

Erstaunlicherweise ist das Sucherbild der kleinen Mamiya größer als das der Canon. Das ist möglicherweise den Sucheranzeigen geschuldet. Bei der Mamiya ist das eine Blendenskala mit Zeiger innerhalb des Sucherbildes und bei der Canon neben dem Sucherbild eine Skala mit Zeiger für die Blende und unter dem Sucherbild die Skala mit einer Markierung für die eingestellte Zeit. Je nach Licht- und/oder Motivhelligkeit sind die alle nicht immer gut lesbar. Die Mattscheibe der Mamiya ist austauschbar, aber wohl kaum zu bekommen, die der Canon nicht.

Beim Verschluß scheiden sich die Geister. Die Mamiya hat einen elektronisch gesteuerten Verschluß von 1-1/1000sec, wogegen die Canon einen mechanischen Verschluß hat von 1/2-1/1000sec und zusätzlich elektronisch gesteuerte Zeiten von 1-30sec. Die kurzen Zeiten funktionieren also auch ohne Strom!

Womit wir beim Kapitel Strom sind. Die Mamiya ist penibel. Sie will unbedingt die Silberoxidzellen SR44 und mag die ganz billigen LR44 Alkali nicht erst recht keine Queckis. Leider braucht die Canon genau letztere. Eine einfache Adaption von Hörgerätebatterien ist leider nicht möglich, weil der +Pol an der Seite abgegriffen wird. Da muß also ein Metalladapter her, was letztlich aber auch kein so großes Problem darstellt. (Im Netz wird über die Stromversorgung der Canon derart viel Unsinn verbreitet, daß es schon wieder eine reine Freude ist.) Nein, es müssen 2 Adapter her, weil sie 2 Batterien braucht in 2 Batteriefächern. Ob Canon ein paar zig-1000 überzählige Batteriefachdeckel rumliegen hatte? Oder was mag das Geheimnis der Konstrukteure dafür sein? Na ja egal.

Die Zeiten werden bei der Mamiya an einem Ring am Bajonett eingestellt, was ich sehr mag, denn beim Fotografieren halte ich die Kamera mit der rechten Hand und habe den Finger am Auslöser, während die linke Fokus, Blende und Zeit bedient. Bei der Canon sitzt das Zeitenrad wie üblich oben rechts auf der Kamera aber zum Glück nicht in einem nur mit 2 Fingern zu greifenden Drehknöpfchen sonder es ist ein unter dem Schalthebel (und Auslöser) angeordnetes großes Einstellrad, das über das Gehäuse vorne etwas rausragt und deshalb problemlos mit dem Auslösefinger bedient werden kann.

Ok, die Blende muß ich bei beiden Kameras ja nicht bedienen, da sie automatisch eingestellt wird, wenn der Blendenring auf „A“ steht. Diese Stellung rastet bei den Originalobjektiven ein. Ich habe noch ein Vivitar, das nicht einrastet. Das könnte man also versehentlich verstellen. Eine Information dazu im Sucher bekommt man nicht.

Eine Abblendtaste haben beide, aber eine Taste zur Meßwertspeicherung nur die Canon. Beide haben keine Einstellung für +/- Korrekturen. Das muß man gegebenenfalls mit der ASA-Einstellung machen, was aber bei der winzigen Skala und dem Damenfingernägeln gegenüber ausgesprochen feindlich eingestellten Entriegelungsknopf der Mamiya nicht wirklich ein Vergnügen ist. Bei der Canon ist das einfach aber dank AE-Lock sowieso selten nötig.

Das Einschalten des Belichtungsmessers mit dem Schnellschalthebel bei diversen Nikons habe ich gehasst, weil der Hebel mir immer irgendwie an der Stirm rumstocherte. Bei der Mamiya wird der genauso eingeschaltet, aber er stört absolut nicht, weil er in der nötigen, nur leicht ausgeklappten Stellung sehr weich federt. Das spürt man nicht an der Stirn. Ähnlich ist es bei der Canon nur ein wenig strammer, aber es ist leider ein zusätzlicher Hebel für das Aufklappen nötig und für das Ausschalten. Bei der Mamiya muß man dafür nur den Knopf auf dem Schalthebel drücken. Bei beiden - bei der Canon wegen der mechanischen Zeiten ganz unverständlich – ist damit auch eine mechanische Auslösersperre verbunden. Die fehlende sofortige Schußbereitschaft hat mich schon öfters um ein Bild gebracht.

Beim Thema Schalthebel noch eine Besonderheit der Canon, die ich noch nie gesehen habe: beim Filmeinlegen muß man ja normal immer so 2-3 Leeraufnahmen machen, die im Großlabor freundlicherweise auch oft mitgeprintet werden. Bei der Canon schaltet man einfach bis „1“ weiter, ohne auszulösen.

Bei der Canon kann man vor der Aufnahme den Spiegel hochklappen.

Das Bajonett bzw. dessen Handling ist bei beiden Kameras nicht so der Brüller. Der Entriegelungsknopf bei der Mamiya ist klein und schlecht zugänglich. Es bedarf einiger Übung, bis man das Objektiv mit 1 Hand abnehmen kann. Ich war es bisher gewohnt. Das nächste Objektiv schon in der linken Hand zu haben, während ich mit der rechten das Objektiv von der Kamera nehme. Aber man kann es lernen. Und den eigenartigen Überwurfbajonettring der FD-Objektive hat Canon ja später durch „normale“ Objektive ersetzt, die natürlich auch an den alten Kameras mit FD-Bajonett verwendet werden können. Allerdings finde ich die Objektive mit dem silbernen Überwurfring schöner.

Das Objektivprogramm der Mamiya ist erheblich kleiner als das der Canon, auch wenn da ein schönes Fisheye und ein recht lichtstarkes 3,5/300 dabei ist. Diese und das 21er sind leider selten und deshalb sehr teuer. Bei Standardbrennweiten tuen sich beide nicht viel – jedenfalls sind sie günstiger als z.B. Nikon. Natürlich sind die Mamiya-Objektive auch erheblich kleiner und leichter als ihre Canon-Pendants. Auch das Mamiya 1,4/50 hat nur einen Filterdurchmesser von 49mm, während das Canon 1,4/50 auf dem Bild mit stolzen 55mm aufwartet. Die neuen FD-Objektive sind aber auch in der Hinsicht verbessert worden und kommen mit 52mm daher.

Die Mamiya hatte ich mir gekauft, weil ich die haben wollte. Bei Nikon hatte ich leider keine manuelle Kamera gefunden, die mir wirklich zusagt. Die Canon ist mir „zugeflogen“. Ich finde sie nicht technisch besser als die Mamiya, aber sie gefällt mir besser. Deshalb: wer an einer Mamiya Ausrüstung Interesse hat ….


Gruß
Jochen
------
analog: Olympus OM-2 und OM-4, Kodak Retina IIIC, IIIS und Retina Reflex S; digital: Pansonic Lumix GH3 und GF6
meine Galerie http://www.pbase.com/buschkoeln
meine HP http://jochen-b.de/


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#2

RE: 2 Blendenautomaten

in Erfahrungsberichte 27.08.2013 22:59
von HenningH • Mitglied | 1.216 Beiträge

Hallo Jochen,

diese Auslösesperre soll ja das versehentliche Auslösen verhindern, so dass in der Fototasche nicht versehentlich eins der teuren Dias für eine Aufnahme des Tascheninhalts verschwendet wird (und der Film dann nicht mehr das ganze Jahr hält), hat also nur bedingt was mit der elektrischen oder mechanischen Zeitenbildung zu tun.
Hattest Du nicht mal die Nikkormat FT2 oder 3? Bei der müsste doch alles passen: Zeitenring um das Bajonett, Schnellschalthebel nur zur Belichtungsmessung, problemlose Batterieversorgung, ...


_____
Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will.
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#3

RE: 2 Blendenautomaten

in Erfahrungsberichte 28.08.2013 00:38
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

Die FT3 ist schon 100% richtig mit einer Ausnahme: seit ca. 1978 fotografiere ich mit Zeitautomatik. Alle Kameras danach waren entweder auch Automaten oder komplett ohne Beli. Die FT3 mit dem wunderbaren Auslösegeräusch und die FM2n waren die einzigen mit Nachführmessung. Ich habe das Messen oder das Einstellen aber sehr häufig vergessen, weil ich nicht dran gewöhnt war. Der Zeiger an der Seite hat mir ja immer was angezeigt

Wenn die mir so günstig über den Weg liefe wie die Canon .... 2 Objektive behalte ich jedenfalls vorerst noch.


Gruß
Jochen
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#4

RE: 2 Blendenautomaten

in Erfahrungsberichte 28.08.2013 01:25
von konicafan • Mitglied | 1.915 Beiträge

Jochen,

hätteste halt die F301 behalten, aber ich weiss schon, das Motorgeräusch.
Na der Vorgänger die FG /FG20 wäre das was?
Nikkormaten gibts leider nicht mit automatik.
Oder ganz was aus der Bahn, ne Yashica FR I oder II. Hat deine gewünschste Automatik. Mir ist ne FR zugelaufen, die mir gut gefällt, da fehlt halt die automatik. Eigentlich müßte denn ne Olympus OM-2 das Richtige sein.

Gruß
Michael


everybody's darling is everybody's Depp (FJS)
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#5

RE: 2 Blendenautomaten

in Erfahrungsberichte 28.08.2013 01:41
von HenningH • Mitglied | 1.216 Beiträge

Zitat von konicafan
Nikkormaten gibts leider nicht mit automatik.


Die EL schon, aber die hat ja die Auslösesperre mit dem Schnellschalthebel...


_____
Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will.
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#6

RE: 2 Blendenautomaten

in Erfahrungsberichte 28.08.2013 01:46
von konicafan • Mitglied | 1.915 Beiträge

Im Prinzip ja, aber eigentlich ist die EL schon kein Nikkormat mehr, sondern so ein Zwischending.
Aber nur nebenbei, alle Konicas sind Blendenautomaten, haben aber auch nen Einschalter.

Gruß
Michael


everybody's darling is everybody's Depp (FJS)
zuletzt bearbeitet 28.08.2013 01:49 | nach oben springen

#7

RE: 2 Blendenautomaten

in Erfahrungsberichte 28.08.2013 05:21
von mäxchen • Mitglied | 161 Beiträge

Interessant geschrieben, Danke Dir

Max


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#8

RE: 2 Blendenautomaten

in Erfahrungsberichte 29.08.2013 10:51
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

Eine Ergänzung zur Mamiya:
Sie hat keine Taste zur Belichtungsspeicherung aber natürlich trotzdem diese Möglichkeit. Bei halbgedrücktem Auslöser bleibt die Belichtung fixiert, sodaß man dann eine Ausschnittkorrektur vornehmen kann. Das finde ich auch besser als die Speichertaste der Canon, die man gedrückt halten muß bis zur Aufnahme. Noch besser finde ich eine Taste, die die Belichtung speichert, auch ohne daß sie gedrückt bleiben muß.


Gruß
Jochen
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#9

RE: 2 Blendenautomaten

in Erfahrungsberichte 30.08.2013 05:03
von albedo • Mitglied | 81 Beiträge

Heul
die Mamiya war meine erste Kamera, habe sie vor ca 30 Jahren verkauft. Für mich persönlich war der einzige Nachteil , das man keinen Motor anschliessen konnte.


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#10

RE: 2 Blendenautomaten

in Erfahrungsberichte 30.08.2013 05:38
von Gelöschtes Mitglied
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Die Canon EF gefällt mir schon länger. Kurze Zeiten ohne Strom - eigentlich hätte ich das Gegenteil wahrscheinlicher gefunden.
Was aber auch nicht so nützlich ist.

Zitat von bilderknipser im Beitrag #1
Beim Thema Schalthebel noch eine Besonderheit der Canon, die ich noch nie gesehen habe: beim Filmeinlegen muß man ja normal immer so 2-3 Leeraufnahmen machen, die im Großlabor freundlicherweise auch oft mitgeprintet werden. Bei der Canon schaltet man einfach bis „1“ weiter, ohne auszulösen.


BTW: Ist das eigentlich ein Vorteil? Obwohl ich es selbst nicht gemacht habe, ganz früh hatte ich mal gehört, dass man die ersten Bilder (vor 1) durchaus nutzen sollte, um auf 38 Bilder zu kommen.

Gruß, Jörg


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