#1

Von den Freuden der Naturfotografie

in Erlebt, Erzählt, Exkursionen 02.06.2013 02:46
von Blende 11 • Mitglied | 1.426 Beiträge

Na, wie wird das Wetter heute? Sieht doch gar nicht so schlecht aus, dachte ich heute morgen. Verhaltener Sonnenschein zwischen vereinzelten Wolken. Tendenz eher zum Aufklaren. Den Fotokram und noch ein paar andere Dinge, die ich mitnehmen wollte, hatte ich gestern schon zusammengepackt. Eben noch das Frühstück auf die Schnelle und ab ging die Post. Richtung Schlucht mit einem Wasserfall, wie ich es schon seit einiger Zeit für einen Tag mit passendem Wetter geplant hatte.

Schon beim Aussteigen aus dem Auto begrüßte mich freudig der erste Trupp Stechmücken. Freudig deshalb, weil ich keine chemische Rüstung aus Mückenmittel angelegt hatte. Verschiedene dieser Kampfstoffe greifen nämlich auch Kunststoffe an und vieles an Fotoausrüstungen ist leider aus Kunststoff gefertigt. Auch an älterem Gerät. Und Chemie muss es schon sein, wenn es einem wirklich das Stechgesindel vom Hals halten soll. Lasst Euch nichts anderes erzählen. Das klingt immer gut, aber wirklich wirken tut es nicht. Ich weiß das. Ich lebe seit fast zwanzig Jahren im Wald an einem kleinen See, also einer von Mücken bevorzugten Wohngegend sozusagen und habe inzwischen so ziemlich alles ausprobiert, was man kaufen oder selbst herstellen kann.

Aber zurück zur Fotoexkursion. Schwül warme Luft ließ mir beim Gehen über den schmalen, wackersteingespickten Pfad den Schweiß in die Augen laufen. Die Verwandten der Mücken vom Parkplatz freuten sich jetzt doppelt, denn ich konnte sie durch diese Art der Behinderung nicht mehr so gut sehen und sie demzufolge auch nicht mehr richtig abwehren. So sehr ich auch schwitzte und fluchte, für fotografische Vorhaben war das Licht richtig gut.

Nach etwa einem Kilometer hatte ich die Schutzhütte am Fuße des Wasserfalls erreicht, hielt mich aber dort nicht auf, sondern begann gleich mit dem Erklimmen einer gemsenpfadähnlichen, schwindelerregenden Spur rechts neben dem Fall, die mich nach ein paar hundert Metern in den hochgelegen Abschnitt des mehrstufigen Wasserfalls führte. Nach ein wenig Kletterei konnte ich von dort auf eine mehrere Quadratmeter große, flache Felsplatte direkt vor einer Fallstufe gelangen. Optimal, dachte ich, dann wollen wir mal auspacken.

Wenn man so herumexperimentiert mit verschiedenen ND-Filtern und Einstellungen, hin und her rechnet, in Belichtungsreihen fotografiert und dann noch sehr vorsichtig hantiert, damit nichts herunterfällt und auf dem Fels zerbricht, vergeht die Zeit, ohne dass man viele Bilder gemacht hat. Mittlerweile hatte es sich zugezogen und nun begann es zu regnen. Erst fielen vereinzelte Tropfen, dann ging es richtig los.

Zähneknirschen, ein paar Flüche und dann schleunigst alles zusammen packen. Unter einem Felsvorsprung fand ich Schutz und wartete ab. Nun donnerte es auch noch. Nach etwa einer Stunde ohne dass sich eine Wetteränderung abgezeichnet hätte, krabbelte ich unter dem Felsen hervor und machte mich an den Abstieg. Gar nicht so einfach, denn die mit Flechten bewachsenen Felsen sind nach so einem Regen teuflisch glatt. Ideal, um sich die Beine zu brechen. Die „kaputte“ Kniescheibe, die ich mir als junger Bursche bei einer Rangelei eingehandelt hatte, machte diese Aktion auch nicht gerade einfacher.

Unten dann, an der Schutzhütte, riss die Wolkendecke plötzlich auf und wie abgeschaltet, hörte es auf, zu regnen. In den Hintern hätt ich mir gebissen, wenn ich es gekonnt hätte. Weitere derbe Flüche halfen mir aber auch dabei, mich wieder zu entspannen. Kleine Kinder und fromme Frauen waren ja nicht in der Nähe.

Nein, verarschen kann ich mich alleine, dachte ich. Jetzt geh ich da nicht nochmal rauf. Der wieder aufkommende Sonnenschein motivierte weitere Mückenbanden, mich dann auf ihre Weise den letzten Kilometer bis zum Auto zu unterhalten. So ein Käse!!! Ich hasse Mücken. Und ich hasse es, zu schwitzen! Musste das sein?

Wieder zu Hause, badete ich erst mal ausgiebig in Fenistil, kochte mir einen Kaffee, schaltete das Laptop ein und begann diese Geschichte aufzuschreiben. Hier habt Ihr sie. Noch taufrisch oder handwarm. Wie Ihr wollt.

Aber jetzt stört mich nicht weiter, denn ich muss noch die eilig eingepackte Fotoausrüstung ordnen.

Es hat jetzt schon bestimmt zwei Stunden nicht mehr geregnet. Es ist auch gar nicht mehr dunkel. Hmmm.......da könnte ich doch eventuell nachher nochmal zum Wasserfall gehen......


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zuletzt bearbeitet 02.06.2013 02:49 | nach oben springen

#2

RE: Von den Freuden der Naturfotografie

in Erlebt, Erzählt, Exkursionen 02.06.2013 03:43
von bilderknipser • Moderator | 9.358 Beiträge

Gruß
Jochen
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analog: Olympus OM-2 und OM-4, Kodak Retina IIIC, IIIS und Retina Reflex S; digital: Pansonic Lumix GH3 und GF6
meine Galerie http://www.pbase.com/buschkoeln
meine HP http://jochen-b.de/


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#3

RE: Von den Freuden der Naturfotografie

in Erlebt, Erzählt, Exkursionen 02.06.2013 03:53
von DD_Ihagee • Moderator | 3.013 Beiträge

Ein herzerfrischender Bericht - fluchst Du übrigens noch teutonisch oder in Landessprache ?

VG
Holger


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Res severa est verum gaudium

Seneca
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#4

RE: Von den Freuden der Naturfotografie

in Erlebt, Erzählt, Exkursionen 02.06.2013 04:19
von Blende 11 • Mitglied | 1.426 Beiträge

Zitat von DD_Ihagee im Beitrag #3
Ein herzerfrischender Bericht - fluchst Du übrigens noch teutonisch oder in Landessprache ?



Danke!

Nein ich fluche in meiner Muttersprache. Deutsch bietet einerseits bessere Kraftausdrücke. Nicht dass ich die gängigen, schwedischen Flüche nicht mittlerweile auch kennen würde, aber.......

........andererseits muss man wohl auch schwedisch denken, um richtig schwedisch fluchen zu können. Das fällt mir aber immer noch schwer und wird sich wohl auch nicht mehr ändern. Warum auch? Mich stört es nicht, deutsche Wurzeln zu haben und weiterhin in deutsch zu denken. Für Altlasten aus dem Krieg bin ich zu jung, um mich dafür schämen zu müssen und nationalistisch veranlagt bin ich auch nicht, sonst würde ich nicht sein, wo ich bin und so gönne ich mir, mich selbst als europäischen Weltbürger mit deutschem Ursprung zu bezeichnen, der gerne so grundlegende Dinge wie Humor und auch Ärger in seiner Muttersprache pflegt.

Grüße

Peter


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#5

RE: Von den Freuden der Naturfotografie

in Erlebt, Erzählt, Exkursionen 02.06.2013 10:04
von anTon • Mitglied | 6.858 Beiträge

bei Naturfotografie fällt mir sowas ein:

www.lindap.webb.se

vielleicht für den Wasserfall ?

:)


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#6

RE: Von den Freuden der Naturfotografie

in Erlebt, Erzählt, Exkursionen 02.06.2013 10:32
von Blende 11 • Mitglied | 1.426 Beiträge

Zitat von anTon im Beitrag #5
bei Naturfotografie fällt mir sowas ein:

www.lindap.webb.se

vielleicht für den Wasserfall ?

:)


Eine hübsche Frau. Kennst Du die Dame persönlich?

Trotzdem, so interessant sie auch sein mag - sie würde vom eigentlichen Motiv ablenken. Von meinem eigentlichen Motiv. Und nur als Rahmen für einen Wasserfall wäre sie doch zu schade, oder? Nein, solche beweglichen, zweibeinigen Motive sollten schon das Bild beherrschen und besser von Fotografen abgelichtet werden, die das auch richtig gut können und nicht von so einem Waldschrat wie mir.

Bei Dir sind sind die Damen schon sehr gut aufgehoben, denn Du kannst das perfekt.

Gruß aus dem Wald

Peter


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#7

RE: Von den Freuden der Naturfotografie

in Erlebt, Erzählt, Exkursionen 02.06.2013 10:39
von anTon • Mitglied | 6.858 Beiträge

nein, ich kenne sie nicht. War das einzige Aktmodel in Schweden das ich auf die Schnelle gefunden habe. Kann man bei euch Mädels ansprechen ohne daß es Geschrei gibt ?


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#8

RE: Von den Freuden der Naturfotografie

in Erlebt, Erzählt, Exkursionen 02.06.2013 21:25
von Blende 11 • Mitglied | 1.426 Beiträge

Zitat von anTon im Beitrag #7
Kann man bei euch Mädels ansprechen ohne daß es Geschrei gibt ?


Kommt darauf an, was man fragt. Nach dem Weg z.B. bereitet keine großen Probleme.

Nein, jetzt mal im Ernst. Ich hab keine Ahnung. Hab noch nie ernsthaft Menschen fotografiert. Weder nackte noch bekleidete Personen. Aber Aktfotografen gibt es auch hier. Möglich sein dürfte das also. Wenn man den richtigen Ton trifft. Das Problem ist oft, dass Schweden die direkte Art der Deutschen nicht mögen und gern schon mal höflich und nett um den heißen Brei herumreden. Höflichkeit steht hier nämlich an erster Stelle, auch schon mal vor der Wahrheit.

Aber Du kannst Dich ja mal bei www.fotosidan.se umsehen, der Internetseite für schwedische Fotografen. Da ist bestimmt auch der eine oder andere Kollege von Dir dabei, der darüber sicher Auskunft geben kann.

Grüße

Peter


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#9

RE: Von den Freuden der Naturfotografie

in Erlebt, Erzählt, Exkursionen 02.06.2013 22:09
von Blende 11 • Mitglied | 1.426 Beiträge

Um Dir mal die Sucherei zu verkürzen, hier der Direktlink zur Aktgruppe:

http://www.fotosidan.se/groups/fineartnude/index.htm

Gruß

Peter


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zuletzt bearbeitet 02.06.2013 22:10 | nach oben springen

#10

RE: Von den Freuden der Naturfotografie

in Erlebt, Erzählt, Exkursionen 02.06.2013 22:22
von Gelöschtes Mitglied
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Danke, Peter, daß Du uns mal aufgeschrieben hast, unter welch heldenhaftem Einsatz Du uns hier das Forum illustrierst!

Ich mußte gerade doch sehr lachen, klasse!

Viele Grüße
Nils


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